Aus eins wurde acht

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Schon beim Mitteltrab, hatte ich ihre pure Eleganz im Blut. Sie war voller Energie und gab sich große Mühe. Ich konnte nicht anders, als zu grinsen. Das Kurzkehrt gelang uns sehr gut, davor hatte ich etwas schiss, da sie mir beim Training immer zu groß kam. Diesmal parierte ich früh genug ab und wir erreichten den ersten Hufschlag wieder. Als nächstes kam die Galopp-Tour. Erst ganze Bahn, dann aus der Ecke kehrt und in den Außengalopp, bei C einfacher Wechsel und das ganze noch mal. Auch das Aufmarschieren aus dem Mitteltrab, war sehr gelungen. Ich lobte Mali mit beiden Händen und musste aufpassen nicht anfangen zu heulen.
„Für die Startnummer 17, Helena Wissel und Malibu gibt es eine 8,0." hörte ich es sagen, als ich das Viereck verließ. Da konnte ich nicht anders. Die Tränen liefen einfach über meine Wangen.
„Du bist der Wahnsinn!" sagte ich und lies meinen Kopf auf ihre Mähne fallen. Zoe kam zu mir herüber.
„Das war der Knaller." sie grinste wie ein Honigkuchenpferd. Ich stand noch ziemlich unter Adrenalin und musste das ganze noch verarbeiten.
„Du bist erste." berichtete mir meine beste Freundin eine knappe Viertel Stunde später. Ich schlug die Hand vor den Mund und musste mich zusammenreißen um nicht schon wieder anzufangen zu weinen. Ich nahm die Zügel wieder auf und ritt im Schritt auf den Platz. Noch 5 weitere Reiterinnen kamen auf den Platz.
„Hey, herzlichen Glückwunsch." meinte eine blonde Frau, die auf einem Schimmel saß. Ich hatte sie von weitem in der Prüfung sehen können. Sie war sehr schön und sauber geritten. Am besten hatte mir ihr Kurzkehrt gefallen.
„Vielen dank, dir gratuliere ich auch." ich lächelte sie an.
„Danke dir! Das ist echt ein mega Pferdchen." sie zeigte auf meine Mali.
„Ja, das ist sie. Damit hätte ich niemals gerechnet." gab ich zu. „Das war unsere erste L."
„Oh wirklich? Dafür, sah das aber sehr professionell aus." sie sah mich etwas ungläubig an. „Sag mal, hast du nicht vor zwei Wochen in Sulzbach das L Springen mit ihr geritten?" fragte sie mich plötzlich.
„Ja, das habe ich." ich wusste nicht genau wie ich darauf reagieren sollte, ich freute mich, dass sie mich erkannte, aber etwas komisch kam es mir auch vor.
„Dann hast du da wirklich ein ganz tolles Pferd." lobte sie Mali noch mal. Ich bedankte mich auch noch mal. Die Siegerehrung begann und wir marschierten an der langen Seite auf. Mali spitze die Ohren.
„Die Siegerin der L-Dressur, unterstützt von Jürgen Schulze, ist Helena Wissel und Malibu mit einer 8,0." ich trabte nach vorne und lies Mali eine große Gold-Weiße Schleife an die Trensen stecken. Ich gab den beiden Richtern die Hand und auch Her Schulze gratulierte mir. Die Frau mit dem Schimmel wurde dritte.
„Ich bitte um ein rechts bricht ab im Arbeitstempo Galopp." ertönte es. Die Musik erklang und die Leute begannen zu klatschen. Mali spitze die Ohren und setzte zum Galopp an. Ich fing an zu lachen und klopfte sie ganz dolle. Wir galoppierten etwa 4 Runden, dann ritten die ersten auch schon aus dem Viereck. Mali wollte gar nicht mehr aufhören, sie wollte allen ihr Schönheit zeigen.
„Ist gut süße. Komm wir gehen auch." sie lies sich in den Trab durchparieren und hinaus lenken. Zoe kam auf uns zu klopfte Mali ausgiebig.
„Mega ihr zwei!" sagte sie und grinste. Am Hänger kümmerten wir uns um unser Champion und luden sie anschließend auf. Zoe fing mit Prince an, denn in einer knappen Stunde musste ich mit ihm auf dem Platz stehen. Ich lief noch mal nach vorne um meinen Preis abzuholen. An der Meldestelle bekam ich eine Schabracke und ein vierer Pack Gamaschen. Ich bedankt mich.
„Helena, richtig?" fragte mich plötzlich ein Mann, als ich wieder auf dem Weg zum Hänger war.
„Ja, das bin ich." ich lächelte. Er hatte eine weiße Reithose und ein Turnier-Shirt an, weshalb ich davon ausging, dass er auch startete. Er sah aber eher wie eine Springreiter und nicht wie eine Dressurreiter aus. Er hatte dunkele Haare und eine blaue Kappe auf. Seine Stiefel waren ganz kaputt, vielleicht hätte ich diese nicht für ein Turnier gewählt. Springreiter eben.
„Ich hätte da eine Frage an dich." fing er an, „Ich habe dich vor zwei Wochen schon mit den beiden braunen im Parcours gesehen. Meine Tochter hat mir dann heute erzählt, du hättest die L-Dressur gewonnen. Sie hat gesagt, sie hätte sich mit dir vor der Platzierung unterhalten." ich wusste nicht genau, ob er mich mit jemandem verwechselt hatte.
„Entschuldigen Sie, aber mit mir hat keiner gesprochen."
„Oh, doch, Marie, sie saß auf dem Schimmel." meinte er.
„Ach so, doch, na klar. Entschuldigung." er lächelte zufrieden.
„Ich hätte da eine kleine Bitte. Ich züchte selber Springpferde und glaube da wäre ein Pferd für dich dabei. Ich habe dich schon letztes Jahr ein paar mal auf Turnieren gesehen. Mir gefällt deine Reitweise wirklich sehr gut. Und auch, dass du Dressurprüfungen gehst. Weißt du, mir liegt das Tanzen nicht ganz so im Blut. Mit oder ohne Pferd." meinte er und grinste dabei etwas verlegen.
„Hättest du Interesse an einer Ausbildung von einem meiner Pferde? Ich würde es dir zu Verfügung stellen, du trainierst es und stellst es bei Turnieren vor. Natürlich bekommst du davon auch noch etwas." hatte er mich das gerade wirklich gefragt? Irgendwie klang das sehr verlockend, ich hatte spaß an der Ausbildung von Jungpferden, aber ich dachte irgendwie an Sissi, Cally und Franz. Die müssen ja auch noch angeritten und ausgebildet werden.
„Du musst, das auch nicht sofort beantworten. Hier, das ist meine Handynummer" ,er gab mir eine kleine Karte, „Ruf mich an, sobald du dich entschieden hast." ich konnte nur nicken, da war er schon wieder verschwunden. Total verwirrt und aufgewühlt setzte ich meinen Weg zum Hänger fort. Ich erzählte Zoe von dem Gespräch.
„Ich meine, ein tolles Angebot ist das schon, aber ich denke mit Jungpferdeausbildung werde ich in nächster Zeit viel zu tun haben. Sissi, Cally, Franz und Toffee müssen ja auch noch angeritten werden. Nicht das, das dann zu viel wird." teilte ich meine Bedenken mit meiner besten Freundin.
„Ja, das stimmt. Ich denke ich bin da die falsche Ansprechperson. Bespreche das mit Jo am besten." meinte sie. Ich nickte. Ich versuchte mich auf Prince und die bevorstehende Prüfung zu konzentrieren.
Ich setzte mich gleich auf das Pferd meiner besten Freundin und ritt ihn nach vorne auf den Platz. Ich lies ihn dort traben und galoppieren. Er war nicht so locker wie Mali, aber ich hatte ein gutes Gefühl. Wir waren 7 Starter und wir ritten hinten, leider. Mal sehen wie das wird. Ich klopfte den braunen, der von oben genau so aussah wie meiner.
Im Trab wurde aufmarschiert und gegrüßt. Dann ging's im Trab wieder weiter und linke Hand. Die erste Übung war durch die ganze Bahn wechseln und Tritte verlängern. Kurz bevor es los auf die Diagonale ging, nahm ich ihn auf um noch mehr Abstand zu unserem Vordermann zu bekommen, dann schnalzte ich leise und Prince zog los. Vor der nächsten Ecke gab ich zwei drei Paraden und er war wieder im Arbeitstrab. Das Viereck verkleinern gelang uns sehr gut, er reagierte schön auf die Hilfen. Das Überstreichen auf dem Zirkel war etwas hektisch, da ich das Gefühl hatte, er würde den Kopf hoch nehmen, also nahm ich die Hände früher als geplant wieder zurück. Das angaloppieren war dafür sehr sicher. Ich setzte mich aufrecht hin und versuchte mit meinem Gesäß seine Hinterbeine mit zunehmen. Das durchparieren war sehr schön geschlossen, als nächstes folgt eine Kehrtvolte, die wollte ich nur über den äußeren Zügel reiten, das hat auch sehr gut funktioniert. Das rechts angaloppieren war auch sehr schön, er sprang gleich schön an und ich musste nicht viel nachhelfen. Die lange Seite Galoppsprümge verlängern, geriet ich etwas in Panik, denn mein Vordermann hatte den Sinn der Aufgabe nicht verstanden, denn sie verlängerte nicht. Ich versuchte also, so gut es ging Prince zu präsentieren. Die Diagonale im Galopp gelang uns nach der vorherigen Aufgabe nicht ganz so gut, Prince ärgerte sich etwas, denn er hätte gerne ein bisschen angezogen. Der Übergang war deshalb nicht ganz schön geschlossen, er fiel etwas auseinander. Aber durch die einfache Schlangenlinie an der nächsten langen Seite, hatte ich ihn wieder bei mir. Das Halten auf der Mittellinie war dann wieder sehr gut, er stand geschlossen. Ich grüßte und lobte Prince mit beiden Händen. Er streckte sich lang nach unten und schnaubte.