~81~

43 1 0
                                    

                                                                                                 Ein paar Monate später

„JO! JO! JO!" rief ich ganz aufgeregt! „JO, wach auf." ich schlug seine Decke beiseite und schlüpfte so schnell ich konnte in eine lange Hose und einen Pulli.
„Babe, was ist?" fragte er mich ganz verschlafen, Ich allerdings, war schon aus dem Zimmer gestürmt. Mit zitternden Händen schloss ich die Tür auf und rannte in den Stall. Kurz vor Sweeties Box machte ich langsamer. Sie lag im Stroh und stöhnte vor sich hin. Endlich kam auch Jo.
„Es ist soweit!" meinte ich und grinste ihn dabei an. Er rieb sich die Augen und schnaufte. Ich sah gebannt auf meine Schimmelstute die inzwischen sehr sehr weiß geworden war. Sie legte sich flach hin und presste. Sie schlug mit dem Schweif und atmete aus.
„Jo, da, siehst du's?"
„Pscht, Schatz, nicht so laut. Alles gut. Das ist ein Huf." er nahm meine Hand. Mein Herz schlug wie verrückt. Ich hatte absolute Todesangst. Aber mein Freund zum Glück war die Ruhe selbst. Er hatte schon ein paar Geburten hinter sich.
Plötzlich ging alles ziemlich schnell. Immer mehr von dem Fohlen war zu sehen, die Vorderbeine waren schon fast da und die Nase kam zum Vorschein.
„Wir müssen helfen." ich wollte schon in die Box gehen, aber Jo hielt mich auf.
„Alles ist gut. Sie schafft das schon. Sie macht das sehr gut." er nahm meine andere Hand und stellte sich hinter mich. Ich atmete auf. Nervös und ungeduldig kaute ich auf meiner Lippe herum. Dann endlich war der Kopf ganz draußen. Den Rest des Körpers ging ganz schnell. Ein leises „Awww", konnte ich mir nicht verkneifen. Es war Pech schwarz und hatte eine sehr regelmäßige Blesse. Ich sah nach oben an die Decke.
Jo und ich hatten schon vor Tagen diese Kameras angebracht, bei Sweetie und May eben eine. Diese waren eben mit unseren Handys verbunden. Sie hat die ganze Geburt aufgenommen. Aber nur durch den Sensor, an dem Halfter von Sweetie, habe ich einen Wecker bekommen, dass es so weit sein könnte.
Sweetie stand auf und leckte ihr Fohlen trocken. Mir schmolz das Herz weg.
„Es ist da," raunte ich in Jo's Richtung nach oben.
„Ja und ohne unsere Hilfe." er küsste mich auf mein Haar. Ich grinste in mich hinein. So eine Geburt mit anzusehen, war schon etwas ganz besonderes. Ich machte ein Bild von den beiden und schickte es meiner Mum. Ihre geliebte Sweetie hatte endlich das zweite Fohlen bekommen. Noch fast eine Stunde blieben wir bei ihr an der Box. Ich trat auch hinein und streichelte das Fohlen, nach dem es aufgestanden war, die ersten Schritte getan hatte und auch getrunken hatte. Jo filmte diesen Moment. Mein zweites selbstbezogenes Fohlen. Ich konnte es kaum glauben. Plötzlich merkte ich wie mir eine Träne über die Wange lief.
„Schatz, Schatz, nicht weinen. Es ist doch alles gut gegangen." meinte mein Freund. Er kam zu mir ins Stroh und nahm mich in die Arme.
„Ich weiß, es ist aber so schön mit anzusehen." schniefte ich. Er küsste mich immer wieder aufs Haar und streichelte meinen Rücken.

Mittwoch, 24 März, 03:51 Uhr. Das war der Moment, als das Fohlen die Welt erblickt hat. Am morgen danach hatte ich sofort nach den beiden gesehen. Sweetie stand vor ihrem Fohlen, dies lag im Stroh und schlief zufrieden. Das Video von der Geburt speicherte ich mir ab und schickte auch dies meiner Mum und Zoe. Gleich um halb acht war meine Mum und mein Dad hier.
„Hey süße." meine Mum umarmte mich. Ich grinste. Wir liefen zu viert in den Stall und ich zeigte meinen Eltern Sweetie und ihr Fohlen.
„Das ist so goldig." meine Mum kämpfte mit den Tränen. Ich öffnete leise die Boxentür.
„Du kannst rein, wenn du willst." sagte ich. Sie sah mich ungläubig an. Mit leisen Schritten betrat sie die Box. Das Fohlen stand mittlerweile schon ziemlich sicher und sah meine Mum ganz neugierig an. Sie streckte die Hand aus und lies es daran riechen. Auch bei diesem Anblick ging mir das Herz auf.
„Deine Mum hat heute morgen zuhause schon fast geweint." meinte mein Dad und grinste.
„Ich glaube, eigentlich ist es ihr Baby und nicht Sweetie's." murmelte er mir zu.
„Ja, es ist mein Baby." sagte Mum und sah dabei nur auf das schwarze Fohlen. Sie stand wieder auf und lief zu Sweetie herüber.
„Na, Mäuschen? Hast du's geschafft? Ich bin so stolz auf dich." sie strich über die Mähne meines ersten Pferdes.
„Was ist es eigentlich?" stellte Dad plötzlich die Frage.
„Ein Hengst." sagte Jo und grinste stolz.
„Habt ihr schon einen Namen?" auf diese Frage mussten wir etwas schmunzeln.
„Naja, also wir haben gedacht, da wir ja schon Sissi haben, brauchen wir eigentlich noch einen Franz." ich lächelte dabei. Meine Mum musste auch lachen.
„Stimmt aber irgendwie." meinte sie und strich noch mal über den Rücken des kleinen Babys.
Mit aller Kraft bekam ich meine Mum wieder aus der Box. Auch mein Dad hatte seinen Schaff sie überhaupt wieder mit nach Hause zu nehmen.
„Schick mir ganz viele Bilder, versprochen?"
„Ja, mach ich." sagte ich und grinste.
Auch Zoe freute sich riesig über Franz. Am Nachmittag kam auch Claudia und betrachtete das Fohlen. Sie sah sehr zufrieden aus.
„Nur wegen dir, steht hier jetzt das zweite Fohlen." meinte ich und grinste zu ihr herüber.
„Dann habe ich wohl ganz tolle Arbeit geleistet." sie lächelte. Nach dem wir unseren Unterricht beendet hatten fuhr ich zu Chiara und ihrer Feli.
„Herzlichen Glückwunsch!" sagte sie, als ich in den Stall gelaufen kam. Ich hatte ein Bild von Franz und Sweetie in meine Instagram Story gestellt, anscheinend hatte sie das Bild schon gesehen.
„Oh, vielen Dank." ich musste schmunzeln. Chiara hatte mir Feli schon zurecht gemacht, so konnte ich gleich anfangen. Wir gingen in die Halle. Draußen war es heute nicht ganz so gemütlich. Es war ziemlich windig. Es wird Zeit, dass es endlich wieder wärmer wird.
Wir hatten den vergangenen Winter recht gut hinter uns gebracht. Alle meine Pferde standen im top im Training. Mit King habe ich angefangen ohne Sattel zu reiten, er macht das richtig toll! Wir sind sogar schon ohne Sattel draußen unterwegs gewesen. Zurzeit bin ich dran, ihn an den Halsring zu gewöhnen. Außerdem haben wir Weihnachten bei uns am Hof gefeiert. Sogar meine Cousine Lea und ihr, nun Verlobter, Louis waren da. Lea war sehr beeindruckt von den Pferden und kam prompt ein paar Tage später noch mal und ich hatte ihr eine kleine Reitstunde auf Penny gegeben. Auch Silvester feierten wir sehr schön. Zwar nicht mit der ganzen Familie, aber unser Abend zu zweit war total magisch!
Im Januar waren Zoe und ich zu Sissi und Cally gefahren. Sie waren im Schnee und hatten eine Menge Spaß! Beide waren total gewachsen. Gemeinsam mit Anna hatten wir besprochen, die beiden im Sommer zu holen.
Ich arbeitete mit Feli fast eine Stunde.  Chiara saß an der Seite und schaute gebannt zu. Feli lies sich gut reiten, es war zwar schon mal besser, aber sie ging viel besser an den Zügel und trat von hinten nach vorne an das Gebiss heran. Sie rannte auch nicht mehr weg, sondern blieb bei mir und hörte mir zu was ich als Nächstes von ihr wollte.
„Sehr schön!" sagte ich als ich abgessen bin. Ich klopfte noch mal Felis Hals.
„Da hast du ganz schön mit ihr gearbeitet.". meinte ich lobend zu Chiara.
„Ja, wir haben jetzt mit Doppellonge angefangen, das hat ziemlich geholfen." sie grinste und strich ihrem Pferd über die Nase.
„Sehr schön." ich grinste. Sie nahm ihr Pferd wieder mit und ich verabschiedete mich wieder.
Ich konnte es kaum erwarten Franz und Sweetie wieder zu sehen. Er lag, wie eigentlich immer, im Stroh und schlief. Hat er auch recht! Sweetie fraß gemütlich ihr Heu, was Jo anscheinend schon gefüttert hat. Ich half ihm die restlichen Pferde von ihren Paddocks zu holen. Danach gab es Kraftfutter. Sweetie kochte ich noch eine Schüssel Mash.
„Gute Nacht ihr Süßen!" rief ich in den Stall und lief schnell ins Haus.

In den nächsten Tagen, passierte nicht wirklich viel. Wir liesen Franz und Sweetie zum ersten Mal auf den Paddock. Sweetie wälzte sich und Franz galoppierte um sie herum. Es war so schön mit anzusehen! Ich gab weiter meine Reitstunden und ritt auch alle Pferde regelmäßig. Ich hatte Ella, mittlerweile fast ganz auf meinem Plan stehen. Jo hatte in letzter Zeit viele neue Anfragen wegen Springstunde bekommen, durch seine erfolgreiche Sommersaison, deshalb machte er im Moment nur die Hengste.
Am Montag, kam endlich unsere Lieferung für den Offenstall. Da es auch bald bei May soweit war, wollten wir unbedingt, dass auch die beiden Fohlen so schön aufwachsen können wir Sissi und Cally. Wir trennten ein Stück der ersten Wiese ab, dieses Stück halbierten wir noch mal und schütteten Sand darauf. Schließlich stellten wir eine Art Zelt auf, darin verteilten wir Stroh und Heu. Für May und Sweetie hängten wir zwei Schüsseln auf. Schließlich brachten wir die drei herunter. Franz war noch ziemlich aufgeregt und lief wie ein Storch im Salat durch sein neues Zuhause. Sweetie fühlte sich sofort Pudelwohl und fraß an dem Heu. May sah sich alles ganz genau an. Ich war erleichtert, endlich den Offenstall für die beiden hergerichtet zu haben.

Aus eins wurde achtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt