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Nachdem ich mit Nena den Steil auf etwa A**-Höhe gesprungen war, lies ich es gut sein. Ich merkte, sie hatte bock und Talent, keine Frage. Aber sie war erst sechs, da sollte man nichts überstürzten.
Ich ritt noch die anderen beiden Pferde, die mir Herr Wenkler und seine Tochter anboten. Auch mit ihnen kam ich gut klar. Auch mit dem etwas älteren hatte ich keine Probleme.
Ich fuhr mit einem gemischten Gefühl nach Hause. Ich hatte total Lust darauf, Nena oder Lady Gaga weiter auszubilden. Beide waren wirklich tolle Pferde, die viel Talent haben, dennoch sagte mir irgendetwas, dass es nicht das richtige sei. Ich besprach das mit Joey am Abend. Ich zeigte ihm Videos, die Marie von mir gemacht hatte, während ich geritten bin.
„Also die braune hat mehr Talent als der Schimmel." sagte Joey nur. Ich rollte genervt die Augen.
„Das ist mir bewusst, aber was sagst du. Soll ich überhaupt einen nehmen? Oder meinst du, wir haben dann zu viel zu tun?" er zuckte mit den Schultern und scrollte durch sein Handy.
„Du bist ja gesprächig heute." murmelte ich, eher zu mir selbst, als zu ihm.
„Ja, du wolltest doch unbedingt dahin fahren. Warum soll ich jetzt entscheiden ob du eins nehmen sollst?" fragte er genervt.
„Mir ist deine Meinung eben auch sehr wichtig." gab ich dazu. Darauf sagte er nichts mehr. Ich drehte mich auf die Seite und versuchte zu schlafen, in der Hoffnung der Schlaf würde mir mehr Klarheit bringen.
Aber leider war ich am nächsten Morgen genauso unentschlossen, wie am Abend zuvor. Von Joey konnte ich mich auf keine Hilfe verlassen. Wenn er ein mal dagegen war, war er immer dagegen. Ich entschloss mich mit Zoe darüber zu sprechen.
„Das ist echt eine mega Gelegenheit." hatte sie daraufhin geantwortet. Ich atmete laut auf. Ja, das wusste ich bereits.
„Aber meinst du, ich habe dann noch für Cally, Sissi und Franz Zeit?" ich grübelte weiter, während wir die Boxen misteten.
Meine Überlegungen reichten bis zum nächsten Abend. Ich hatte immer wieder hin und her überlegt. Hatte eine pro und contra Liste in meinem Kopf zusammengelegt und war schließlich zu einem Entschluss gekommen. Da es aber schon halb elf war, beschloss ich am nächsten morgen Herr Wenkler anzurufen und ihm meine Entscheidung mitteilen.
„Guten Morgen Helena." begrüßte er mich, ich konnte ihn lächeln hören.
„Ich habe nun viel darüber nachgedacht und lehne dankend ab. Ich habe zurzeit einfach keine Zeit für noch ein weiteres Pferd. Ich habe noch zwei weitere Jährlinge auf der Wiese stehen die in kommender Zeit langsam ausgebildet werden." erklärte ich.
„Das kann ich sehr gut verstehen. Ich danke dir trotzdem. Und falls dir doch noch langweilig wird, weißt du ja wo du mich findest." sagte er. Wir verabschiedeten uns.
Ich denke langweilig wird mir nie!
Samstagnachmittag kamen Miri und Alexa zur Springstunde. Ich ritt mit ihnen mit Mali mit. Sie hatte sehr viel Feuer unterm Arsch. Da wir noch nicht mal Mai hatten mussten wir immer noch in der Halle springen. Erst nächste Woche sollte das Wetter einigermaßen stand halten. Wir hatten also ein paar einzelne Sprünge aufgebaut, die wir in vielen Wendungen und Kurven anreiten mussten. Natürlich trainierte man auch so gleich die Schnelligkeit.
Mit Prince ritt ich alleine über ein paar Sprünge, denn Joey hatte einen „Notfall".
Er hatte in der vorherigen Springstunde einen Anruf von einer Einstellerin bei sich im alten Stall bekommen. „Iva hat mich eben angerufen, sie meinte Diddy ginge es schlecht. Ich fahr wohl mal besser hin." hatte er zu mir gesagt. Diddy ist das aller erste Pferd von Joey gewesen. Er ist ein Palomino Wallach und inzwischen 22 Jahre alt. Dennoch ist er top fit und wird von Iva und ihrer Tochter geritten. Die beiden gehen oft ausreiten oder machen einfach leichte Aufgaben vom Boden aus. Ich verstand also warum er hin fahren wollte. Zoe konnte mir auch nicht helfen, da sie noch zu einem Date ging. Moritz und sie hatten sich endlich getraut. Sie waren nun offiziell ein Paar. Ich freute mich sehr für die beiden. Noch durfte ich Moritz nicht persönlich kennen lernen, aber ich hatte schon eine Idee wie wir das ganz schnell wieder lösen konnten. Ich lud die beiden zu einem Essen am Sonntagabend ein. Joey durfte zum ersten Mal für dieses Jahr den Grill anschließen. Er freute sich sehr darüber. Um Punkt acht klingelte es. Ich begrüßte meine beste Freundin mit Küsschen und umarmte ihren neuen Freund. Joey dagegen begrüßte den braunhaarigen Jungen mit grünen Augen per Handschlag. Zoe grinste zu mir herüber.
„Hey, da hast du dir aber eine richtige 10 von 10 gefangen." merkte ich an und kicherte ich.
„Ja na klar!" meinte sie und kicherte mit mir. Zoe half mir das Essen aus der Küche auf den Tisch zu bringen. Die Männer saßen da und hatten schon ihr gemeinsames Thema gefunden, Fußball. Wie sich herausstellte waren beide große Fans des FC Bayerns.
Wir begannen mit dem Essen. Wir stellten uns irgendwie alle vor, zwischendrin gab immer jemand seine Meinung dazu. Ich mochte Moritz auf anhieb. Er war sehr offen und freundlich. Er bemühte sich dazu zu passen und gab sein bestes uns zu verstehen. Er interessierte sich wirklich sehr für Tiere. Er fragte viel wie wir das mit dem Hof schafften? Ob es wirklich viel Geld war, was wir ausgaben? Und wie wir es schafften so viel Geld zu verdienen?
Etwas unangenehm, ihm so viele Fragen über Geld zu beantworten, war es mir schon. Aber er interessierte sich nun mal. Joey dagegen plapperte fröhlich drauf los und antwortete auf alles.
Nach dem alle aufgegessen hatten, stapelte ich die Teller und brachte sie in die Küche. Ich bereitete den Nachtisch vor. Wir hatten selber Eis gemacht, ich legte noch ein bisschen Obst als Topping darauf. Bis kurz nach zehn blieben die beiden. Wir hatten nach dem Essen unser Gespräch auf die Couch verlegt, Zoe hatte noch einen Sekt mitgebracht, den wir anschließend tranken.
„Und? Er ist nett, oder?" fragte ich Jo anschließend, wir lagen schon im Bett.
„Ja total. Er ist cool." meinte er und legte sich zu mir. „Das könnte was werden." er grinste. Ich atmete auf und drehte mich auf den Rücken. Jo rückte noch etwas näher, legte seinen Arm um mich und gab mir noch einen Kuss.
„Schlaf gut Schatz." sagte er und schloss die Augen.

In den kommenden Wochen passierte nicht viel. Alles nahm seinen Lauf, alle taten dies war wir eben zu tun hatten. Die Pferde gingen ab Mai auf ihre Wiesen und freuten sich jeden Morgen wie Bolle, wenn sie wieder aufs Gras durften. Mit Calli ging ich mein erstes Turnier. Er war sehr aufgeregt, aber ich konnte ihn gut Händlern. Wir bekamen eine 7,0 in einer A-Dressur. Ich war sehr zufrieden. Chiara begleitete ich auf ein Turnier. Sie hatte ebenfalls eine A-Dressur mit Feli genannt. Die beiden waren wirklich viel weiter gekommen. Sie wurden zu einem Team und kämpften füreinander und miteinander. Es machte sehr viel Spaß den beiden zu zusehen. Sie bekamen eine 7,6 und wurden sogar dritte. Ich war sehr sehr stolz auf sie. Mit den braunen legte ich dieses Jahr auch so richtig los. Fast jedes Wochenende starteten wir erneut. Entweder Dressur oder Springen. Mit Mali ritt ich mein erstes M Springen. Leider wurden wir nicht platziert, dennoch war ich total zufrieden und glücklich. Zoe traute sich endlich wieder Prince zu reiten. Sie nahm regelmäßig Unterricht bei Claudia und ritt Ende Mai ihre erste kleine E-Dressur.
Man sah ihr die Nervosität noch an, deshalb war Prince nicht ganz so locker wie bei den Proben, aber sie hatten es geschafft. Leider sprang kein Schleifchen dabei raus.

Aus eins wurde achtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt