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Den ersten Feiertag verbrachte ich zuerst mit meinem Dad. Wir fuhren in die Stadt und gingen dort spazieren. Früher als kleines Kind war ich ständig mit ihm hier. Gegenüber vom Marktplatz war ein kleines Tierheim und wir sind immer zu zweit die Hunde ausführen gegangen. Ich wollte schon immer einen Hund. Da aber meine Mum gegen Hunde allergisch ist, wurde aus diesem Traum nichts.
„Leni, ich bin stolz auf dich!" meinte er dann und strich mir über den Rücken. Ich sah ihn erschrocken an. Dann lächelte ich verlegen.
„Ich finde es so bewundernswert wie du mit allem zurecht kommst.", sagte er dann, wenn er wüsste, „Und dann finde ich es ganz toll wie du das mit Sweetie wegsteckst. Ich kenne nur wenige die so reagieren würden wie du." er grinste.
„Danke Dad." ich umarmte ihn. Obwohl ich zu den größten in meiner Schule gehörte überragte mich mein Dad um einen Kopf. Ich genoss sein Wärme und sog den Duft von ihm ganz tief ein. Ich schloss die Augen.
Später ging ich noch mit Zoe in den Stall und wir beschlossen eine kleine Runde mit Prince und King zu gehen, natürlich geführt. Es war auch eine gute Entscheidung. Denn King hatte vor allem Angst! Ob es ein Baumstamm war oder ein Blatt. Er sprang immer wider zur Seite. Prince dagegen verhielt sich vorbildlich. Nach dem wir wieder am Stall waren, war ich Schweiß gebadet und schnaufte.
Schnell packte ich meinen braunen Weg und ging zu meinem Schimmel. Mit ihr drehte ich auch unsere tägliche Runde und freute mich, dass sie so gelassen war. Wirklich bewundernswert, dass sie immer noch die Ruhe selbst war, obwohl sie seit drei Monaten nur noch Schritt ging und auch nicht auf den Paddock konnte.
Daheim ließ ich mir eine heiße Badewanne ein. Genau das was ich brauchte. Mit meinem Handy, das Musik spielte, ein paar Kerzen und einem Tee machte ich es mir in der Wanne gemütlich. Ich schloss die Augen!
Die nächsten Tage verbrachte ich eigentlich ziemlich entspannt und die meiste Zeit am Stall. Zoe und ich förderten unsere zwei braunen und nahmen auch an einem Bodenarbeitskurs teil, der dort angeboten wurde. Es klappte eigentlich schon ganz gut! Ich war sehr zufriedenen und auch Magdalena, die den Kurs gemacht hatte. Und  dann war auch schon Silvester. Eigentlich mochte ich das bunte Farbspiel am Himmel, aber seit ein paar Tagen machte ich mir ein paar Gedanken darüber. Die meisten Pferde werden, dass nicht so toll finden. Den Morgen verbrachte ich damit Mum und Dad ein Frühstück zu zubereiten. Mittags ging ich in den Stall und ritt King. Er war ein bisschen unkonzentriert und dusselte vor sich hin. Abends fuhren wir zu meiner Granny nach Sulzbach. Sie hatte schon alles reichlich gedeckt. Es war schon Tradition, dass es Hackbraten gab. Denn meine Granny machte den aller besten Hackbraten der Welt. Wir wurden sehr freundlich empfangen. Um viertel vor neun fingen wir an mit dem Essen. Die restliche Zeit unterhielten wir uns einfach und feierten diesen schönen Abend. Um kurz vor zwölf liefen wir raus auf die Straße. Grandpa und Dad hatten mal wieder alles im Griff und zündeten um Punkt zwölf ein Riesen Ding los. Es explodierte förmlich am Himmel. Tausend bunte Farben gaben am Himmel ein wunderschönes Bild! Eine Rakete nach dem anderen ließen die zwei los und benahmen sich wie zwei Kinder. Typisch Männer. Wir wünschten uns allen ein frohes neues Jahr und gingen wieder hinein. Wir stießen mit Sekt auf das neue Jahr an. Ich schrieb auch Zoe eine kleine Nachricht. Da fiel mir plötzlich auf, dass ich auch das Weihnachtsgeschenk für sie noch daheim hatte. Oh Gott Leni bist du
dämlich! Es war ein sehr lustiger Abend und es fielen noch ziemlich viel Korken von ziemlich vielen Sektflaschen. Das führte dazu, dass wir alle bei meinen Großeltern schliefen. Ich genoss es in dem alten Bett zu liegen, wie ich es früher so oft getan hatte. Es war alles noch wie damals. Jedes Mal legte ich meinen Kopf schräg in die rechte Ecke des Bettes um besser das Farbspiel des Nachtlichtes zu beobachten. Und auch diesmal nach 6 Jahren, wo ich das letzte mal dort geschlafen hatte, hat es funktioniert. Ich schlief ein.
Am nächsten Morgen brummte mein Schädel ganz schön. Granny hatte schon frühstückt gemacht, sie war die einzigste die gestern einen klaren Kopf behielten hat. Ich lies mich auf den Stuhl in der Küche fallen.
„Oh Gott, was haben wir bloß angestellt?" fragte eine laute Stimme hinter mir, die meinen Kopf nur zum Summen brachte. Es war Dad.
„Ihr ward ganz schön wild." meinte Granny und ich musste grinsen. Nach dem alle nach einander aufwachten und in die Küche kamen, frühstückten wir endlich. Schließlich halfen wir noch beim aufräumen des ganzen Hauses und fuhren dann wieder heim. Dort angekommen verkroch ich mich gleich wieder im Bett.
„Schatz? Leni?"rief mich meine Mum. Gott, warum hat sie diese Frau nicht fürs neue Jahr vorgenommen nicht mehr so viel zu schreien. Ich trotte in die Küche.
„Warum schreist du?"
„Hey Madame, vergiss nicht wo du bist! Solange du noch hier wohnst darf ich schreien wie ich will!"
„Und was hat das jetzt mit mir zu tun? Wenn ich weg bin schreist du dann nicht mehr?" sie sah mich komisch an, dann machte sie eine abwehrende Handbewegung und kam zum eigentlichen Thema.
„Hier, schreib deinen Vorsatz fürs Jahr auf." sie reichte mir ein Blatt Papier und ein Stift.
„Ernsthaft jetzt?" ich zog die Augenbrauen hoch.
„Ja, los!" ich nahm den Stift und dachte nach. Toll! Was soll ich jetzt schreiben. Ah, vielleicht mehr Sport machen? Ja das ist gut!
„Okay hab was." sagte ich und schreib es auf den Zettel.
„Super, geb es deinem Dad." schrie meine Mum aus der Waschküche. Ich verrollte die Augen.
Den restlichen Samstag verbrachte ich eigentlich nur zuhause. Ich fuhr am späten Abend noch zu Zoe um brachte ihr das Weihnachtsgeschenk. Kurzer Hand entschied ich mich bei ihr zu schlafen. Sonntag Mittag gingen Zoe und ich in den Stall. Wir hatten Reitstunde bei Claudia. Ich freute mich riesig auf King und auch auf Sweetie. Gemeinsam putzen wir die zwei braunen und sattelten sie anschließend.
„Na Mädels? Alles fit?" fragte uns Claudia gut gelaunt. Sie war dick eingepackt in ihre Winterjacke. Der Januar hatte keine Gnade mit uns und ließ es eisig werden. Sogar für den Schnee war es zu kalt. Ich stieg vor der Halle auf und ließ King neben Prince Schritt laufen. Wegen dieser eisigen Kälte ritten wir ganze 20min Schritt mit ein paar leichten Übungen von Claudia aufgetragen. Auf ihr Kommando trabten wir schließlich an. Sie ließ uns eine ganze Weile alle Bahnfiguren reiten die wir kennen. Es war meine Lieblingsübung damals mit Sweetie gewesen. Man, wie ich es vermisste sie zu reiten. Ich seufzte. Nein Leni, du sitzt gerade auf King und er hat das nicht verdient! Konzentrier dich!
Die Reitstunde verlief sehr gut. Mein King hatte sehr schön mit gemacht und sich von einer tollen Seite präsentiert. Ihm gefiel es wohl wieder laufen zu dürfen. Ich war aber von oben bis unten Klatsch nass geschwitzt. Zoe ging es wohl nicht anders. Sie hatte einen Knall roten Kopf.
„Das war Sport!" keuchte sie. Ich lachte nur.
„Dann habe ich ja alles richtig gemacht." meinte Claudia und grinste. Zoe stieg ab und führte Prince schon raus. Ich wollte das gleiche zutun, aber Claudia hielt mich auf.
„Helena, warte! Ich hab mal eine Frage."
„Ja." ich war etwas unsicher. Hatte ich was falsch gemacht?
„Es ist nur ein Vorschlag, lass es dir durch den Kopf gehen. Was haltet ihr oder du davon Sweetie zu decken?"
„Du meinst, dass sie ein Fohlen kriegt?" ich sah sie ungläubig an.
„Ja!" sie strahlte.
„Keine Ahnung, ich glaube ich würde das echt toll finden, aber ich weiß nicht was meine Mum dazu sagt und ob der Tierarzt das abnickt." ich biss mir auf die Lippe.
„Frag doch einfach. Sag mir Bescheid wenn du mehr weißt." sie klopfte mir auf die Schulter und verließ die Halle. Am Putzplatz erzählte ich Zoe was Claudia mir vor geschlagen hatte. Den ganzen restlichen Abend ging es mir nicht aus dem Kopf. Aber ich hatte auch irgendwie Angst meine Mum zu fragen. Ich wusste nicht wie sie darauf reagieren würde. Ich hatte einfach null Ahnung!

Aus eins wurde achtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt