~72~

41 1 0
                                    

Ich musste mir etwas das Lachen verkneife, weil sonst ich es bin die Angst vor dem Ausreiten hat. Aber diesmal setzte ich mich total entspannt und zuversichtlich auf meinen King und redete meiner furchtlosen besten Freundin ein, dass Prince sehr viel Spaß am ausreiten hat und sie es einfach nur genießen sollte.
Wir kamen im Wald an.
„Und beriet für ein bisschen trab?" fragte ich und sah auf den weichen Waldboden der sich vor uns wie eine Schlange erstreckte.
„Mhm." nicht ganz so erfreu wie ich, sah sie mich an.
„Alles gut, bleib neben mir, dann wird das schon. Lass die Zügel lang, mach ihm keinen Druck!" ich schnalzte mit der Zunge und die zwei braunen reagierten sofort darauf und setzten zum Trab an. So langsam entspannte sich auch Zoe und fing an zu lächeln. King und Prince liefen neben einander her, wie als würden sie täglich so an der Kutsche laufen. Fast schon im Gleichschritt trabten wir den Weg entlang.
„Das ist toll! Das ist wirklich toll!" meinte Zoe als wir wieder Schritt gingen.
„Sag ich doch!" ich musste lachen. Der weitere Ausritt war sehr schön. Wir trabten noch ein paar mal und wagten uns sogar an einen Galopp. King war etwas schneller als Prince, weshalb wir weiter vorne waren. Aber ein Blick nach hinten zeigte mir, dass alles gut war, denn Zoe saß mit einem breiten Grinsen auf ihrem Pony und war einfach nur happy!
Nach dem Ausritt lies ich Mali etwas in der Halle laufen und duschte sie ausgiebig. Schließlich machte ich mich auf den Weg zu Calli. Jo war wieder zuhause und ritt noch seine drei Pferde. Zoe musste schon los, weshalb sie ihm nicht helfen konnte.
„Ciao, bis später." sagte ich und gab Jo einen Kuss.
„Bis dann!" meinte er und winkte noch.
Ich fuhr die Auffahrt hoch und sah wie Frau Mesner und ihre Tochter Lisa aus dem Auto stiegen. Ich winkte ihnen.
„Hallo Helena." rief Lisa.
„Hallo!" wir liefen gemeinsam in die Stallgasse und begrüßten Calli. Er sah meiner Mali einfach nur zu ähnlich. Jedes mal war ich wieder erstaunt. Lisa half mir ihn fertig zu machen.
„Wart ihr eigentlich schon mal mit ihm ausreiten?" fragte ich sie.
„Ein mal habe ich es versucht, aber er ist total ausgerastet und hat nur auf der Stelle getänzelt, dann bin ich wieder umgedreht." meinte sie.
„Und wann war das?"
„Vor ein paar Monaten. Aber seitdem traue ich mich nicht mehr."
„Hast du mal jemand anderen gefragt der vielleicht mit dir kommen würde, weil alleine ausreiten ist immer etwas riskant."
„Nein, ich weiß nicht wen ich fragen soll." gab sie zu.
„Wenn du willst bringe ich mal meine Mali mit und wir können das ganze noch ein mal versuchen." bot ich an. Sofort erhellte sich ihr Gesicht.
„Ja, das wäre echt cool!" ich grinste ihr zurück.
Wir ginge wieder auf den Platz. Mich reizte die Challenge Calli auf dem Platz ruhiger zu bekommen. Ich saß nicht direkt auf, sonder wiederholte ein paar Übungen die ich mit ihm vom Boden aus geübt hatte. Schenkelweichen klappte ganz gut, er war sehr angespannt, aber er sprang nicht wie ein verrückter um den ganzen Platz. Ich stieg also auf und lies ihn Schritt gehen. Etwa 50 Minuten später saß ich wieder ab. Calli war klatsch nass geschwitzt. Er hatte sehr gut mitgearbeitet, dennoch mussten wir vieles ausdiskutieren.
Ich lobte ihn und führte ihn mit Lisa zurück in die Stallgasse.
„Findest du, dass er sich bessert?" wollte Lisa plötzlich wissen.
„Um jeden fall! Er ist schon viel ruhiger geworden und Schenkelweichen wird auch immer besser!" meinte ich.
„Okay." sie grinste mich an.
„Warum?" fragte ich etwas verunsichert nach. Ich wollte nicht unhöflich rüber kommen.
„Mhm, naja, also...eine Freundin, naja Freundin ist sie auch nicht, ein Mädchen aus meiner Klasse hat jetzt auch ein Pferd bekommen und es ist viel weiter ausgebildet als Calli und sie war jetzt auch schon auf Turnieren obwohl sie es erst seit einer Woche hat. Als ich ihr von Calli erzählte meinte sie, dass er niemals ein gutes Pferd werden wird mit dem ich auf Turnieren starten kann." sie sah etwas traurig zu Boden.
„Erstmals stimmt das nicht! Calli hat sehr viel potenzial, er hat sehr schöne Gänge und wird in der Dressur bestimmt einige Plätze absahnen können, das kannst du mir glauben! Und zweitens, offensichtlich hat das Mädchen Calli noch nie gesehen, sonst würde sie das nicht sagen! Lass dich von anderen nicht verunsichern, ihr schafft das schon. Ich verspreche dir, dass ihr zwei mal ganz vorne sein werdet. Gib ihm zeit, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen." ich zwinkerte ihr zu. Sie lächelte.

Später als ich im Auto saß und zu Madi fuhr, dachte ich noch mal darüber nach was Lisa mir da erzählt hatte. Warum müssen Menschen, sogar Kinder, so gemein zueinander sein? Ich hatte ich eine ziemliche Zicke bei mir in der Klasse. Ich bin nur ganz schön froh gewesen, das sie nicht reitet. Sie tanzte oder tanzt wahrscheinlich immer noch Ballett. Sie hatte mir immer mal wieder ein paar gemeine Sätze oder Wörter zu geworfen, aber ich hab sie einfach nicht aufgefangen, sondern an mir abprallen lassen.
Ich kam am Stall an und sah Mark auf mich zu laufen.
„Hallo Leni, na wie gehts dir?" fragte er mich. 
„Oh, mir gehts prima. Und dir?"
„Alles im Lot. Was machst du hier? Ich dachte Joey war schon heute morgen hier gewesen."
„Ich habe jetzt auch hier ein Berittpferd." erklärte ich und zeigte auf die Stallgasse.
„Ach, das ist ja schön!" er lächelte mich an. „Wer ist es denn?"
„Das Pony von Nessi, Madelina." sagte ich.
„Ach ja, schön schön. Dann wünsche ich dir viel Spaß!" er ging wieder. Ich lief in die Stallgasse und Nessi kam mir entgegen. Sie strahlte. Hinter ihr her lief ein kleines Mädchen. Sie hatte blonde Haare die sie in einem Pferdeschwanz trug. Sie hatte große grüne Augen, wie ihre Mutter.
„Hallo Helena, das ist Ina, meine Tochter." sie nahm ihre kleine Tochter auf den Arm.
„Hallo Ina." ich grinste ihr zu. Sie grinste zurück. Kleine Kinder waren für mich schon immer etwas besonderes.
Gemeinsam gingen wir zu Madi. Sie begrüßte uns.
„Und Ina, kannst du Madi schon aus der Box holen?" fragte ihre Mutter sie. Ina nahm das Halfter an der Box und ging in die Box herein. Madi beschnupperte das kleine Mädchen und streckte den Kopf nach unten. Ina versuchte das Halfter über die Ohren zu ziehen, aber ihre Arme waren noch zu kurz. Ich trat in die Box und half ihr, den Verschluss konnte sie alleine. Dann nahm sie den Strick und führte das Pony nach draußen. Ich lächelte. Nessi sah ganz stolz aus.
„Das ist so schön." meinte ich.
„Ja, mein Herz ist so voller Glück, wenn ich die beiden sehe." meinte sie und fasste sich an ihr Herz. Ich putze zusammen mit Ina das Pony und sattelte sie auch.
„Was hältst du davon, wenn du heute die Madi warm reiten darfst?" fragte ich Ina.
„Super!" antwortete sie und riss die Arme in die Luft.
„Dann hol mal deinen Helm." meinte Nessi. Ina verschwand in der Sattelkammer und kam mit einem rosa Helm mit Glitzer, natürlich, wieder heraus.
Nessi trenste das Pony und ich half Ina den Helm zu verschließen. Schließlich gingen wir hinaus auf den Platz. Ina krabbelte in den Sattel und Nessi führte Madi an.
„Okay Ina, bist du bereit?" fragte ich sie.
„Ja." sie lachte.
„Du streckst jetzt ein Arm ganz weit nach oben aus, so hoch wie du kannst. Ina streckte ihren rechten Arm ganz weit nach oben. Dabei streckte sie ihren Rücken, genau das wollte ich erreichen.
„Und jetzt den anderen Arm." immer abwechselnd streckte sie ihre Arme in die Luft. Danach sollte sie nach ihren Fußspitzen greifen und sich im Sattel drehen. Rückwärtsreiten machte ihr am meisten Spaß.
„Und wollen wir mal traben?" fragte ich. Sie nickte. Nessi trabte etwas los und Madi sprang hinterher. Ina musste lachen.
„Ganz schwer machen." sagte ich und Ina presste sich in den Sattel.

Aus eins wurde achtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt