38 "Lass mich nicht alleine!"

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EDIN
Endlich wieder zuhause! Ich hatte meine kleine Lilli wieder und mein Bruder hatte für mich gekocht. Ich freute mich schon darauf ein paar Stunden mit den Menschen zu verbringen, die ich am meisten liebte auf diesem Planeten. Ein gutes Essen, meine Ziehtochter, mein Bruder und die Liebe meines Lebens. Bessere Voraussetzungen für einen schönen Tag konnte es kaum geben. Mats begleitete mich. Er wollte Lilly kennenlernen nach dem ich ihm von ihr erzählt hatte, naja eher vorgeschwärmt hatte. Es war eine kleine Überraschung, sie liebte Mats über alles und ich wollte ihr alles ermöglichen was sie sich wünschte. Ich hatte die Kontakte zu den Spielern, die sie mochte, wieso sollte ich das nicht nutzen und sie glücklich machen? ,,Hallo?" rief ich, nachdem ich die Türe aufgeschlossen hatte.  ,,Onkel Edin!" quiekte meine Maus in aus der Küche. Ich hörte ihre kleinen Füße auf dem Parkett, wie sie sich langsam zu mir bewegte. Sie begann zu strahlen, als sie mich sah. Ihre Zahnlücke war deutlich zu erkennen, sie trug zwei Zöpfe, so wie Pippi Langstrumpf von der ich ihr seit einiger Zeit jeden Abend etwas vorlas. Vielleicht konnte Mats das heute Abend übernehmen. Sie hatte natürlich durch die Chemo ihre Haare verloren und trug eine Perücke.  Ich war überrascht, dass sie überhaupt selbstständig lief. Als ich hier weggefahren bin hatte sie noch nicht einmal genug Kraft um das Bett zu verlassen. ,,Papa Onkel Edin ist wieder da!" rief die kleine und lief mit wackeligen Schritten auf mich zu. ,,Hey meine kleine Maus!" lachte ich, kniete mich auf den Boden und zog sie in meine Arme. ,,Wie geht es dir mein Schatz?" fragte ich fürsorglich. ,,Gut BVB hat gewonnen. Ich habe dich im Fernsehen gesehen, du warst böse und hast eine gelbe Karte bekommen", Ich lächelte, richtete eine ihrer Haarspangen und nickte. ,,Das stimmt ich war sauer...weißt du warum ich so böse auf den Schiedsrichter  war?" Sie sah mich aufmerksam an, ,,Irgendein Penner hat Hummels gefoult! Das war nicht so schön und er ist nicht vom Platz geflogen, das war unfair, sagt Papa",  sagte sie unbekümmert. ,,Wie war das mit Ausdrücken?" fragte ich streng. ,,Tut mir leid Ich habe dich lieb Onkel Edin". ,,Alles in Ordnung meine Maus. Ich habe dich auch lieb Schatz... Weißt du was? Ich habe eine kleine Überraschung für dich...ich habe dir etwas mitgebracht". Ihre Augen begannen zu leuchten. ,,Echt? Wirklich? Was denn?" fragte sie aufgeregt. Ich nahm sie auf den Arm und richtete mich wieder auf. ,,Das finden wir gleich heraus....hallo Tom" lächelte ich als mein Bruder in den Flur kam. ,,Hallo Bruderherz" er wirkte erleichtert das ich wieder da war, vorsichtig schloss er uns beide in seine Arme. Er war müde und völlig fertig, die Nacht muss hart gewesen sein. Lilli hatte nachts oft große Schmerzen, sie weinte viel und es brach uns allen das Herz sie so sehen zu müssen ohne etwas dagegen tun zu können. ,,Onkel Edin hat mir etwas mitgebracht". ,,Wirklich?" grinste er. Tom wusste natürlich das Mats heute zu Besuch war. Ich wollte unsere Beziehung offiziell machen und ihn bei meinem Bruder vorstellen. ,,Sollen wir mal nachsehen was Edin dir mitgebracht hat meine Maus?" ,,Ja!" rief sie aufgeregt. ,,Okay...dann Pass mal auf. Tom gehst du die Tür aufmachen?" Tom lief zur Tür des Wohnzimmers wo ich Mats versteckt hatte und öffnete sie. Mats stand auf Krücken direkt dahinter und begann zu strahlen. ,,Hallo Lilli, ich habe gehört du bist ein relativ großer Fan von mir", ,,Hummels!" rief sie und machte relativ deutlich, dass sie von meinem Arm runterwollte. ,,Hey langsam er bleibt noch eine ganze Weile", lachte ich und stellte die kleine auf den Boden. Lilli sah mich an, ,,Onkel Edin darf ich mit ihm reden?" fragte sie unschuldig. ,,Da musst du deinen Papa fragen Maus", lächelte ich. ,,Du bist doch auch mein Papa, Ich habe zwei Papas", Tom grinste, wie süß was das bitte? ,,Natürlich darfst du mit ihm reden". Unsicher lief sie ein paar Schritte auf Mats zu. ,,Wie geht es ihr?" fragte Ich leise. ,,Schlecht. Ohne starke Schmerzmittel kann sie sich nicht mehr bewegen...komm Schatz, frag Mats doch mal ob er Hunger hat". Ich legte meinen Arm um die Schulter meines Bruders, da ich das Gefühl hatte das er mir sonst umkippte. ,,Er macht dich glücklich, Du strahlst so, also wirklich. In deinen Augen ist wieder Leben, das ist schön. Ich mag ihn jetzt schon" flüsterte Tom. ,,Haben Sie Hunger?" fragte Lilli schüchtern. Ich musste mir das Lachen verkneifen, die kleine war herrlich. ,,Ja ich habe sehr großen Hunger und du darfst gerne Du zu mir sagen Lilli". ,,Meine Papas sagen das ist unhöflich". ,,Wenn Mats sagt es ist in Ordnung, dann darfst du das auch machen". ,,Okay...kommst du dann?" fragte sie. Mats humpelte ins Esszimmer, ,,geht's?" wollte ich wissen. Nicken. ,,Dann...das ist Tom mein Bruder und das ist Mats, mein fester Freund" stellte ich die beiden vor. ,,Dann lerne ich den Mann endlich  mal kennen, der meinem kleinen  Bruder so den Kopf verdreht hat", grinste Tom. ,,Hey ich bin 5 Minuten jünger als du", ,,Ja jünger heißt kleiner Bruder". ,,Mats?" rief Lilli, ,,sitzt du neben mir?" ,,Ja klar"grinste Mats und setzte sich. Ich nahm ihm seine Krücken ab und lehnte sie gegen die Wand. ,,Tut dein Fuß noch dolle weh?" fragte meine Maus vorsichtig. ,,Nein, fast überhaupt nicht mehr". ,, Das ist schön wann kannst du wieder spielen?" Mats seufzte, ,,das wird noch ganz lange dauern", ,,Dann bin ich wahrscheinlich gar nicht mehr da und schaue aus dem Himmel zu", murmelte sie als sei es nichts besonderes, als würde sie mir dann nicht fehlen, als würde sie uns dann nicht fehlen. Mein Bruder verkrampfte, ,,Ich hol das Essen", murmelte er. Ich setzte ein Lächeln auf und setzte mich zu meinem Freund. ,,Lilli Schatz...was hast du heute schönes gemacht?" fragte ich. ,,Seid ihr verliebt?" wollte Lilli wissen. Mats grinste und wurde knallrot. ,,Ja sind wir Maus. Aber das ist ein Geheimnis okay? Also keinem verraten, das ist ganz wichtig" ,,Okay versprochen...Edin redet so viel von dir, er mag dich ganz doll magst du ihn auch so doll?" ,,Ich mag deinen Onkel auch ganz doll" versicherte Mats. ,,Das ist auch besser für dich. Ich will nicht das du ihn traurig machst, kannst du mir das versprechen?" Mats schluckte, Ich griff haltsuchend nach seiner Hand. ,,Natürlich verspreche ich dir das, mach dir keine Sorgen ich passe auf Edin und auf deinen Papa auf". ,,Okay...du musst ihm ganz viele Witze erzählen, Ich habe da ein Buch wo du ihm etwas vorlesen kannst, Papa lacht dann immer". Mats drückte meine Hand und strich mit dem Daumen darüber. ,,Tom? Soll ich dir helfen?" rief ich in Richtung Küche. ,,Nein geht schon". Er kam wieder rein mit einem Tablet voller Essen. ,,Hände gewaschen?" fragte er seine Tochter. Diese schüttelte den Kopf. ,,Edin kannst du ihr bitte kurz die Hände sauber machen?" Ich griff nach dem Lappen der auf dem Tisch lag und wischte ihr damit über die Hände. Mats half meinem Bruder dabei den Tisch zu decken. Lilli liebte Mats, die beiden verstanden sich blendend. Was mir und Tom die Möglichkeit gab, etwas Zeit miteinander zu verbringen. Die beiden spielten so schön zusammen mit ihren Puppen. Lilli dachte sich so gerne Geschichten aus. Dieses Mal ging es um zwei Schülerinnen, die eine war zickig und hatte keine Lust auf Schule und die andere war vernünftig, schrieb gute Noten und war mit dem Starspieler des BvB zusammen. Sie würde niemals in die Schule gehen, niemals den ersten Freund oder die erste Freundin mit nach Hause bringen...Mats war dafür zuständig die Zicke zu spielen und Lilli spielte die vernünftige, es war schön dabei zuzusehen wie Lilli strahlte und Mats gar nicht mehr gehen lassen wollte. ,,Tomtom...wie geht es dir?" Er lehnte sich an mich
und zuckte mit den Schultern. ,,Die kleine wird immer schwächer, sie schafft es kaum noch etwas zu essen falls du es bemerkt hast". Ich nickte bedächtig. ,,Heute Morgen war ich mit ihr beim Arzt und...Edin wir müssen uns überlegen ob sie die letzten Tage hier also bei uns zuhause oder im Hospiz verbringen soll". ,,Was will sie?" ,,Sie liebt es Zuhause...
hier...wenn du damit einverstanden bist". ,,Natürlich". ,,Und...kannst du Karten besorgen? Für das nächste Spiel? Die kleine will unbedingt noch ein Spiel im Stadion sehen". ,,Sicher ich schreibe gleich Zorc der wird mir welche besorgen. Zwei Stück? Du und Lilli Familienblock?" Nicken. ,,Wie lange noch?" fragte ich leise. ,,Ein paar Wochen noch, höchstens...es wird relativ schnell gehen. Ein Arzt wird kommen und...ihr Schmerzmittel geben damit...damit sie keine Schmerzen dabei hat. Edin sie ist meine kleine Maus, wie soll ich ohne sie Leben?" seine Stimme brach, ich schwieg einige Sekunden lang um mir die passenden Worte zurechtzulegen. ,,Ein Tag nach dem anderen bis es weniger wehtut", flüsterte ich. ,,Wird es irgendwann weniger wehtun?"  ,,Es dauert...es ist hart aber es wird weniger, zumindest ein wenig...lass mich aber nicht im Stich, Ich kann nicht noch jemanden verlieren den ich liebe, das schaffe ich nicht. Maik, Jimmi, Sven, Lilli...wenn ich dich auch noch verliere dann gehe ich restlos kaputt".

Wo die Liebe hinfällt. Terzic × HummelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt