69 Höhle

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MATS
Mitten in der Nacht wurde ich wieder wach. Es war so gemütlich, ich lag eingekuschelt unter drei oder vier Decken, meine Wärmequelle lag direkt neben mir. Edin hielt mich in seinen Armen, eigentlich sollte es ja andersherum sein, er war derjenige dem es so schlecht ging. Ich drehte mich um Ich wollte mich eigentlich wieder an ihn herankuscheln, mir war  kalt, wenn ich nicht direkt neben ihm liegen durfte. Also wollte ich wieder in seine Arme flüchten, aber dann sah ich ihm ins Gesicht....und...er weinte...er weinte im Schlaf. Scheiße, es ging ihm wirklich richtig schlecht. Er zerbrach mir immer und immer weiter und ich konnte nichts dagegen unternehmen außer versuchen ihn von seinem Schmerz abzulenken, aber das war auch keine Dauerlösung. Er musste diesen Verlust verkraften, bevor es ihm besser gehen konnte. Ich wusste noch nicht, wie lange ich auf sein Lächeln, sein Lachen und auf seine verplante Art verzichten musste. Ich liebte ihn. Er war mein persönlicher Engel, er beschützte mich und ich beschützte ihn...genauso sollte eine Beziehung auch aussehen. ,,Schatz", flüsterte ich löste mich vorsichtig von ihm, aber nur um ihn in meine Arme zu ziehen. ,,Scht mein Engel. Es ist alles in Ordnung", flüsterte ich...scheiße! Wie sollte ich ihm auch nur ansatzweise helfen können wenn er schon im Schlaf weinte? Vermutlich hatte er wieder einen Albtraum aus dem er nicht erwachen konnte. ,,Ich liebe dich Edin. Du bist nicht alleine".  Scheiße! Ich musste Stephan einweihen, zur Not auch gegen Edins Willen. Er brauchte Hilfe. Glücklicherweise sah er das auch ein. Das machte es einfacher Maßnahmen zu ergreifen. Vielleicht sollte er zurücktreten als Trainer...wobei es nur noch ungefähr acht Wochen waren und er davon zwei krankgeschrieben und eine Woche Länderspielpause war. Aber so kaputt wie er war würde er kein weiteres Spiel überstehen. Ich sollte Stephan morgen Bescheid geben über die Äußerungen die hier gefallen waren. Ich machte mir große Sorgen um ihn, er hatte seine Lebensfreude verloren. Das Funkeln in seinen Augen, in das ich mich so Hals über Kopf verliebt hatte,  war seit dem diese Zeitung seine Vergangenheit ausgegraben hatte, verschwunden. Das Lächeln, dem ich so verfallen war, verschwand immer mehr. Er war gebrochen, er war vollkommen kaputt. und ich hatte keine Ahnung, wie ich seine zerstörte Seele wieder reparieren sollte. Er war so ein herzensguter Mensch, er hatte das alles nicht verdient. Er hatte nur das beste verdient und das beste war immer noch nicht gut genug.  Die Beerdigung würde ihm den Rest geben. Er würde mir sicherlich wieder zusammenbrechen und ich würde nichts dagegen unternehmen können. Ich sollte Stephan um Rat bitten wie ich mit der Situation umgehen sollte und wie ich meinem Freund helfen konnte mit der ganzen Sache zurechtzukommen. Ich hatte panische Angst davor
Edin zu verlieren. Meinen Engel. Er war alles. Alles was ich
brauchte. Er krallte sich an mich, ein klares Zeichen dafür das er wach war. ,,Schatz?" er atmete tief durch. ,,Tut mir leid...ich habe schlecht geträumt" hauchte er. ,,Ich weiß mein Schatz. Du musst dich nicht entschuldigen. Nicht für Albträume mein Engel". Liebevoll strich ich ih. durch die Haare und drückte ihn an mich. ,,Weißt du was wir machen?" er sah auf und schüttelte den Kopf. ,,Wir schlafen heute Nacht sowieso nicht mehr...also...ich baue uns eine Höhle!" Ich konnte ihm ein Lächeln entlocken. ,,Wie du baust eine Höhle?",,Eine Höhle aus Decken, Kissen und Matratzen, da können wir dann kuscheln". ,,Kuscheln heißt Sex?" Ich grinste. ,,Das hast du jetzt gesagt aber ich hätte nichts dagegen". Ich löste mich von ihm und stand auf. Akribisch spannte ich eine Schnur von einem der hohen Bettpfosten zum anderen. ,,Du spannst die Decken und die Lacken über die Schnur und ich hole noch mehr Decken und Kissen. Er schenkte mir ein Lächeln. Ich humpelte ins Wohnzimmer und griff nach so vielen Kissen wie ich greifen konnte, humpelte zurück und ließ die Kissen auf das Bett fallen. Edin hatte schon damit begonnen die Lacken und Decken aufzuhängen. Ich krabbelte auf das Bett und kleidete die Seiten des Bettes die an die Wände grenzten mit Kissen aus. Als das erledigt war, robbte ich wieder vom Bett um noch mehr Decken und Kissen zu holen aus dem Gästezimmer.  Es wurde langsam richtig gemütlich. Doch ich war noch nicht zufrieden also ließ ich meinen Freund werkeln und lief in die Küche um uns einen Kakao zu machen mit Marshmallows. Damit lief ich wieder zurück. ,,Kommst du jetzt endlich?" hörte ich ihn aus der Höhle fragen. ,,Ja Engel ich bin schon da". Ich suchte einem Eingang zu Höhle. ,,Du hadt Kakao gemacht?" fragte er mit leuchtenden Augen. ,,Ja", Ich drückte ihm eine der Tassen in die Hand. ,,Ich liebe dich". ,,Ich dich auch", Ich setzte mich zu ihm und legte meinen Arm um ihn. ,,Auf uns", hauchte ich, ,,auf uns" wir stießen an, dabei schwappte mir etwas Kakao über den Rand der Tasse. ,,Oh shit! Das sieht aus als hätte ich Durchfall gehabt". Edin sah mich nur an und begann dann zu prusten. ,,Lachst du mich aus?" er schüttelte grinsend den Kopf. ,,Nein ich lache über dich...der ist lecker". ,,Ist es". Er legte seinen Kopf auf meine Schulter. ,,Danke das du das für mich tust, also das du aus dem nichts eine Höhle für mich baust und mir einem Kakao machst, nur damit ich mich besser fühle und noch ein paar Stunden Schlaf finde. Du bist der beste Freund den man sich wünschen kann". Vorsichtig drückte ich ihm einen Kuss auf die Haare. Dann nahm ich einen Schluck des Kakao. Edin hatte seinen schon ausgetrunken, seine Tasse zur Seite gestellt und seine Arme um mich geschlungen. Ich strich ihm über den Rücken. ,,Das ist so gemütlich", murmelte er. Ich stellte meinen Kakao auf den Nachttisch und legte mich wieder hin, dabei zog och ihn mit mir. ,,Ich liebe dich Mats". ,,Ich dich auch". Es war perfekt. Es war so perfekt und so gemütlich. Wir lagen in einer Höhle, wir lagen in einem Meer aus Kissen und Decken. Irgendwann begann ich damit ihm eine Geschichte aus meiner Kindheit zu erzählen um ihn abzulenken und um sein Lachen wieder hören zu dürfen. Es war wunderschön. Nach wenigen Minuten vernahm ich seine regelmäßigen Atemzüge, er war wieder eingeschlafen und schlief dieses mal bis der Wecker klingelte. Ganz ohne Albträume.

Wo die Liebe hinfällt. Terzic × HummelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt