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MATS
Ich machte mir wirklich große Sorgen um meinen Edin. Er verschloss sich wieder vor mir und seiner Familie. Er zog sich immer weiter zurück und er sprach kaum noch über seine Probleme und Ängste. Ich war schuld daran....immerhin hatte ich ihm an den Kopf geworfen, dass er schuld an meiner Situation war. Das war er aber nicht. Nur er war so in seiner Depression verankert, das er alles aufgeben wollte. Ich wollte ihn nicht verlieren, aber ich wusste ganz genau, dass er sich früher oder später von mir trennen würde. Vielleicht sollte ich mal mit Tom sprechen und ihm erklären wie beschissen es meinem Engel mittlerweile wieder ging. Ich hatte Angst um ihn, ich hatte Angst das er irgendetwas plante, Ich hatte wirklich Angst um meinen Engel. Er wollte nichts mehr essen, es fiel ihm schwer seine Stimmungsschwankungen in den Griff zu bekommen. Es schwankte bei ihm zwischen tiefer Trauer, Frohsinn und Resignation. Manchmal fehlte ihm sogar die Kraft das Bett morgens zu verlassen. Ich lag dann immer noch neben ihm, hielt ihn fest und wartete, bis er genug Kraft aufbringen konnte um aufzustehen. Seine Verzweiflung schien unermesslich zu sein und ich war nicht dazu in der Lage meinem Schatz zu helfen. Ich konnte ihn nicht aus seiner Dunkelheit befreien, sie sich über ihn gelegt hatte. Er hatte selbstständig seine Antidepressiva abgesetzt, natürlich war ich total dagegen und ich wollte das er diese weiter nahm aber er weigerte sich. Wir hatten einen riesen Streit deswegen, ich hatte ihn dann weinend im Flur sitzend gefunden. Er war völlig aufgelöst und bis ich ihn beruhigt hatte, war auch meine Wut auf ihn wieder verflogen. Er hatte Angst davor das Ich ihn eines Tages verließ. Er hatte richtige Angst davor. Er hatte mir einmal anvertraut, dass es ihn nachts wachhielt, wenn ich nicht bei ihm war. Stephan musste dringend etwas dagegen unternehmen, er sollte ine Technik empfehlen und Markus sollte ihm etwas verschreiben damit er besser schlafen konnte. Ich wusste nicht wie oft ich ihn mittlerweile nachts schon wieder ins Bett geholt hatte. Ich hatte ebenfalls Angst davor das er mich verließ oder das er sich in einen anderen, in einen besseren Mann verliebte....und vor allem davor das er mir wieder einbrach und ich ihm nicht mehr helfen konnte, ich konnte ihm ja jetzt schon kaum noch helfen. Ich hatte Angst davor, dass ich in naher Zukunft an seinem Grab stehen musste, gestützt von Schmelle und Lukasz, weil ich sonst zusammenbrechen würde. Ich würde mir seine Grabrede überlegen müssen als sein Partner. Ich würde das nicht überleben....ich wollte das alles nicht. Ich musste das unter allen Umständen verhindern. ,,Hey mein Schatz...worüber denkst du so angestrengt nach?" flüsterte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. ,,Keine Ahnung, mein Gedankenkarussel dreht sich mal wieder...mach dir da keine Sorgen".  ,,Du bist mein Leben natürlich mache ich mir Sorgen um dich wenn es dir nicht so gut geht Schatz". Wir lagen mittlerweile wieder eng umschlungen im Bett, er hatte seinen Kopf auf meiner Brust platziert und strich mir darüber. ,,Ich liebe dich Mats", ,,ich liebe dich auch
Edin". ,,Kann ich dir etwas gutes tun?" fragte ich leise. Der Schmerz in seinen Augen war wieder allgegenwärtig und es schmerzte auch mir ihn so zu sehen. Wie gerne würde ich ihm diesen wieder nehmen und ihm sein altes sorgenfreies Leben zurückgeben. ,,Nein, tut mir leid kannst du momentan nicht", gab ich zurück. ,,Mhhm....mir würde da schon etwas einfallen" grinste ich ihn an. ,,Nein ich habe gerade wirklich keine Lust auf Sex", murmelte
er. Jetzt war ich erst recht alarmiert und besorgt. Es wäre wirklich besser, wenn er zurück in die Klinik gehen würde. Wenn auch nur für ein paar Stunden am Tag oder selbst wenn er nur fürs Training und die Spiele dann rauskommen würde. Klar würde er mir dann nachts fehlen, aber ich würde es aushalten können, wenn es ihm dafür wieder besser ging. ,,Ich will einfach nur in Ruhe kuscheln und den versprochenen Film mit dir sehen". Ich strich ihm durch die Haare und seufzte, ,,in Ordnung. Es ist dein Geburtstag, ich mache alles was du willst". ,,Es tut mir leid", murmelte er  ,,Muss es nicht. Ich schaffe auch mal eine Nacht ohne Sex mein Schatz". Er kuschelte sich an mich und seufzte nur. Ich griff nach meinem Laptop und suchte uns den Film
raus. Er machte sich immer noch Vorwürfe das er mich nicht gegen Paul verteidigen konnte...er war im Krankenhaus, er hätte nichts tun können....lieber erwischte es mich, als ihn. Edin war emotional bereits höchst labil. Stephan hatte mir mitgeteilt das noch etwas zu beobachten und wenn es sein musste dann würde er ihn zwangseinweisen, da er dann eine Gefahr für sich selbst darstellte. Edin krallte sich an mich, er wollte ja auch  unbedingt einen Horror Film sehen, also taten wir das auch. Hin und wieder erschreckte ich mich, während Edin einfach einschlief und mich damit alleine ließ. Irgendwann klappte ich den Laptop zu, deckte uns zu und ihn wieder in den Arm nahm. ,,Mats?" flüsterte er leise. ,,Ja mein Schatz?" ,,Danke für diesen schönen Tag. Es bedeutet mir viel das du so viel für mich getan hast heute und das du dich mit meinen Eltern so gut verstehst" nuschelte er
verschlafen. ,,Natürlich und jetzt Schlaf mein Engel. Ich liebe dich" um das zu bestärken, hauchte ich ihn noch einen Kuss auf die Lippen. ,,Ich liebe dich auch", erwiderte er. Wieso musste ich mich immer in gebrochene Menschen verlieben?

Wo die Liebe hinfällt. Terzic × HummelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt