49 "Wieso sollte es bei dir anders sein?"

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MATS
Edin und ich schliefen doch noch miteinander. Ich war zwar skeptisch ob es wirklich die richtige Entscheidung war, er wollte es. Ich  schätzte mal, er brauchte diese körperliche Nähe um sich abzulenken oder um sich wieder etwas besser zu fühlen. Mein wunderschöner perfekter Freund brauchte meine Nähe um mit seiner Trauer zurechtzukommen. Es war...es war sehr emotional und wunderschön. Edin war mittendrin in Tränen ausgebrochen, Ich hatte ihn dann leise gefragt ob ich aufhören sollte, er hatte nur den Kopf geschüttelt und mich wieder an sich gezogen und geküsst. Er wollte also das wir weiter machten.  Es war sehr zärtlich und liebevoll. Es war ein Ausdruck wahrer Liebe. Es war zwar kitschig, aber wir schliefen nicht nur aus Lust miteinander, sondern aus Liebe, weil wir uns nahe sein wollten, näher als jedem anderen. Emotional wie körperlich und das war nur uns vorbehalten. Nur ich durfte ihm so nahe kommen und nur er durfte mir so nahe kommen. Das war etwas besonderes und das war ganz deutlich zu spüren. Es war eben ein Unterschied ob man aus Liebe und mit Gefühlen miteinander schliefen oder nur weil man Lust darauf hatte...und dann kam es noch darauf an, wie stark die Gefühle füreinander waren. Zwischen uns waren sie stark. Sie waren stärker als ich es jemals erlebt hatte. Nach einem Monat hatte ich stärkere Gefühle für ihn, als für Paul in unseren guten Jahren. Das mit uns war etwas großartiges. Verliebt sein war kein Ausdruck mehr. Ich wollte ihn sehen...jeden Tag, jede Stunde, jede Minute. Die drei Tage Trennung waren kaum auszuhalten. Immerhin hatte er mir einen Haufen Selfies von sich geschickt. Mein Edin war komplett verweint....
Wir hatten uns ein Versprechen gegeben. Kein Betrug,  das war wir miteinander teilen durften war etwas besonderes und wir wollten es beide nicht zerstören. Das hatten wir uns versprochen. Wir wussten beide ganz genau, was dem anderen gut tat, was er mochte und was nötig war um den anderen zu verwöhnen. Es war einfach wunderschön, auch wenn die momentane Situation mehr als beschissen war. Unsere Liebe war echt. Er hatte sich an mich gekrallt und sein Gesicht an meiner Schulter vergraben. Irgendwie waren wir uns jetzt emotional noch näher als zuvor. Als hätte dieser tränenreiche Sex eine unsichtbare, kaum spürbare  Wand zwischen uns
eingerissen und komplett zerstört. Es war als hätten wir jetzt eine noch tiefere Verbindung zueinander gefunden. Ich liebte meinen Freund  mehr alles andere auf dieser Welt und das wollte ich ihm zeigen jeden Tag zu jeder Stunde...zumindest wollte ich es probieren. Mein Freund sollte alles bekommen was er brauchte und wollte.  Ich würde ihn niemals freiwillig verlassen. ,,Brauchst du eine Schlaftablette um besser einzuschlafen? Du bist noch ziemlich aufgewühlt" er nickte, also griff ich  in meinen Nachttisch und zog meine Ration Schlaftabletten die Markus mir für diesen Tag gegeben hatte raus. Er sollte sie bekommen, er brauchte sie dringender als Ich. Ich würde schon irgendwie
Schlaf finden und selbst wenn nicht, dann konnte ich wenigstens auf ihn aufpassen. ,,Und du?" fragte er, als ich ihm die Tablette in die Hand drückte. ,,Mach dir um mich keine Sorgen. Ich kann auch ohne schlafen"  liebevoll strich ich ihm über die Haare. ,,Sicher?" Ich nickte. ,,Ganz sicher. Versuch etwas zu schlafen, das wird dir guttun". Er nahm die Flasche Wasser, die immer neben meinem Bett stand und ah mich fragend an. ,,Trink. Wir schlafen miteinander. Ich hatte schon ganz andere Dinge von dir in meinem Mund, da kannst du auch aus meiner Flasche trinken". Ein leichtes Lächeln umspielte seine
Lippen. ,,Du bist manchmal echt ein Idiot", ,,solange es dich zum Lachen bringt nehme ich das gerne
in Kauf Schatz". Er schüttelte nur  den Kopf, nahm die Tablette mit ausreichend Wasser und kuschelte sich an mich. Sein Kopf lag auf meiner Brust. Er war voller Trauer...und ich konnte nichts tun, außer ihm beizustehen in diesen dunklen Stunden. ,,Mats?" ,,ja?" ,,danke das du an mich geglaubt hast. Ich konnte ihr so noch einen Sieg schenken, auch wenn sie es nicht bis zum Schluss geschafft hat". 
{später mitten in der Nacht}
Ich wurde wach, Edin lag nicht mehr neben mir. Seine Seite war kalt. Er fehlte wohl schon länger ohne das ich etwas bemerkt hatte. Ich schälte mich aus dem Bett und verließ den Raum auf Krücken. Im Gästezimmer brannte Licht...wie oft sollte ich ihm das noch sagen? Er war kein Gast in meinem Haus! Er hatte einen Schlüssel, also war er mehr als ein Gast. Ich stieß die Tür auf und...und es brach mir das Herz. Mein Freund saß weinend...rotz und Wasser heulend vor dem Bett..In seiner Hand ein kleines BVB
Trikot. Ihr BVB Trikot....Das
hatte sie an, als ich mich heute Mittag von ihr verabschiedet hatte. ,,Schatz?" flüsterte ich. ,,Ich verstehe das nicht!" schluchzte er auf, zog die Beine an seinen Körper und schlug sich die Hände vors Gesicht. Ich schluckte, meine Kehle schnürte sich zu, mir war klar, dass er einbrechen würde...aber es tat trotzdem unglaublich weh, meinen Freund so zu sehen. Ich ließ mich neben ihn fallen und zog ihn in meine Arme. ,,Warum sie? Es gibt so viele bösartige Menschen auf dieser Welt, warum dürfen die Leben und gesund sein und meine kleine unschuldige Lilli nicht? Das ist so unfair!" weinte er. ,,Ich hasse es! Ich hasse diese Welt...jeden Tag passiert so viel scheiße und niemand wird zur Rechenschaft gezogen!" Ich ließ ihn einfach reden, vielleicht brauchte er das gerade einfach. Sich alles von der Seele reden, seine Wut und seine Trauer rauslassen. ,,Ich will dir keine Angst machen Mats...ich werde nicht so wie Paul!" versuchte er es. ,,Ich weiß das doch. Du bist traurig....am Boden zerstört nicht
bösartig Das ist ein Unterschied dragana". ,,Fuck!" rief er und krallte sich in mein Shirt. Der Schmerz in seiner Stimme war greifbar. Seine Schultern bebten und es fiel mir schwer, ihn richtig
festzuhalten. ,,Warum? Warum?" fragte er immer wieder leise gegen meine Brust, während er von Weinkrämpfen geschüttelt wurde. ,,Ich verstehe das alles nicht! Sie kann doch nicht einfach so weg sein von jetzt auf gleich! Einfach so! Sie war gestern doch noch da und jetzt ist sie einfach weg!" schluchzte er. Ich schluckte....auch bei mir bahnten sich die ersten Tränen ihren Weg. Ich lehnte meinen Kopf an seinen Hals. ,,Ich hätte sie nicht ins Stadion lassen dürfen. Dann wäre schneller Hilfe dagewesen und sie würde noch leben....es ist alles meine Schuld!" ,,Nein! Nein ist es nicht! Es war sofort ein Arzt bei ihr! Ein Ordner der Medizin studiert und...er hat sie wiederbelebt bis der
Notarzt kam...aber sie war schon zu schwach...Schatz! Es ist nicht deine Schuld!" versuchte Ich es ihm auszureden. Vorsichtig drückte ich ihm einen Kuss auf die Haare. ,,Verlass mich nicht",
bat er leise, seine Stimme war kaum noch zu hören. ,,Niemals! Ich werde dich niemals verlassen". ,,Alle die ich liebe verlassen mich, wieso sollte es bei dir anders sein?" ,,Ich kann dir nicht versprechen, dass ich keinen Unfall haben werde oder gesund bleibe...aber ich kann dir versprechen das ich dich niemals freiwillig verlassen werde...ich liebe dich Edin. Ich liebe dich so sehr und es bricht mir das Herz das die kleine weg ist...ich kannte sie nicht so gut oder so lange wie du und trotzdem tut es weh...ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie verdammt schmerzhaft das für dich und Tom sein muss". Er sah auf, seine Augen waren komplett verquollen, die Tränen standen in diesen wunderschönen blauen Augen. Ich wusste nicht, wie ich diese Tränen jemals wieder trocknen
sollte. Er küsste mich liebevoll. ,,Ich dich auch Mats...mehr als du dir vorstellen kannst...es wäre furchtbare dich auch noch zu verlieren...das würde ich nicht überleben". ,,Warte....hast du...hast du irgendwelche Gedanken in diese Richtung?" fragte ich besorgt.
,,Nein das war eine dumme Aussage, tut mir leid". ,,Schatz", sanft strich ich ihm über die Wange und nahm sein Gesicht in meine Hände. ,,Du kannst mir soetwas sagen. Ich...ich weiß wie ich dir helfen kann...ich habe das auch durchgemacht. Selbstmordgedanken. Ich war vor vier Jahren nicht verletzt und krank. Ich war in einer Klinik um das wieder in den Griff zu bekommen...wenn du sowas hast dann...vertrau dich mir an. Ich weiß wie schwer das ist...ich habe auch lange gebraucht um Schmelle das alles zu erzählen. Erzähl es
mir! Erzähl es irgendjemanden. Aber fass deine Gedanken in Worte. Dann wird es besser. Versprochen". Ich zog ihn wieder an mich. ,,Versprochen. Ich sage es dir, wenn ich solche Gedanken habe. Aber da ist nichts in die Richtung...versprochen".

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