Teil 7

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"Hey, alles gut bei dir?", frage ich Lina leise, als sie mir entgegen kommt. Wir sind bereits fertig mit Frühstücken und ich wollte kurz auf Toilette. Lina kam gerade die Treppe herunter.

"Alles gut", bestätigt sie mir und lächelt mich müde an. Ein Gähnen verlässt ihren Mund, ihre Haare sehen deutlich wilder aus als meine und sie ist offensichtlich noch sehr verschlafen "Wie geht's dir?"

"Gut, etwas müde und ganz leichte Kopfschmerzen", lächel ich und ziehe sie ein Stück zur Seite. Ich bezweifle zwar, dass uns überhaupt jemand hört. Schließlich sind alle noch draußen, aber sicher ist sicher "Hat Alex bei dir im Bett geschlafen? Hat er irgendwas gemacht?"

Mir ist bewusst, dass es Lina vermutlich nicht sonderlich stören würde. Aber sie war gestern wirklich gut angeschossen und es wäre alles andere als richtig gewesen von Alex ihr dann in irgendeiner Art und Weise nahe zu kommen.

"Mach dir keine Sorgen. Es ist nichts passiert und Alex hat tatsächlich auf dem Boden geschlafen, der Arme", lächelt Lina mich an und stupst mir leicht gegen die Schulter. 

"Aber es war definitiv richtig von ihm", betone ich und mit einem kleinen Augenrollen nickt Lina. Sie legt ihren Arm über meine Schultern und macht sich auf den Weg in Richtung Terrasse mit mir.

"Und bei dir? Wir haben euch gestern völlig verloren, hattet ihr Spaß?", erkundigt sie sich und ungewollt werden meine Wangen wieder warm "Was ist passiert?"

Abrupt bleibt meine Freundin stehen und schaut mich strahlend an. Ich weiß, dass sie begeistert sein wird wenn ich ihr von gestern Abend erzähle. 

"Es war wirklich lustig. Aber ähm Julian und ich waren später noch am Strand und haben uns geküsst", erzähle ich ihr und meine Wangen beginnen zu brennen. Ich rede nicht unbedingt gerne darüber. Linas Strahlen wird noch breiter und ihre Augen weiten sich. 

"Nein! Das glaube ich ja nicht. Mensch Bois, das ist ja der Wahnsinn", meint sie begeistert und natürlich betritt Julian in diesem Moment das Haus, bei ihm ist Jonas und sie scheinen dabei zu sein den Tisch wieder abzuräumen.

"Bois? Ein Spitzname?", fragt Jonas neugierig. Sie haben auf jeden Fall einen Teil von Linas Antwort gehört, bitte nicht alles. Das wäre noch unangenehmer.

"Ja, von Nellys Nachnamen", erklärt Lina und ich sehe wie mich Julian anlächelt. Sein Gesichtsausdruck sagt mir, dass ihm dieser Spitzname ziemlich gut gefällt und er versteht auch, dass mein Nachname Französisch ist. Sofort spüre ich Linas Ellenbogen zwischen meinen Rippen. Entrüstet schaue ich zu ihr, doch sie grinst bloß zurück. Julians Blick ist ihr definitiv nicht entgangen.

"Süß. Wir räumen schon einmal ab, aber Alex hat dir noch ein bisschen was zur Seite gestellt", meint Jonas und nickend verschwindet meine Freundin nach draußen. Bevor ich sie nicht mehr sehen kann, dreht sie sich zu mir um und zwinkert. Außerdem hält sie unauffällig noch einen Daumen nach oben in meine Richtung. 

"Kann ich euch helfen?", frage ich und versuche meinen Blick nicht zu Julian schweifen zu lassen. Ich glaube sobald ich ihn anschaue werde ich wieder rot und das kann ich gerade nicht gebrauchen. 

"Nein, schon gut. Du bist schließlich ein Gast", schlägt Jonas mein Angebot aus und nickend verschwinde ich ebenfalls nach draußen zurück auf die Terrasse. 

Die beiden räumen den Tisch recht schnell ab und gesellen sich dann auch wieder zu uns. Julian sitzt wieder neben mir und dieses mal sind wir nicht mit Essen abgelenkt, sondern können uns sehr gut auf unsere Umgebung konzentrieren. Wir sitzen recht nah am Tisch und nach ein paar Minuten spüre ich Finger an meinem Bein.

Leicht zucke ich zusammen, da ich nicht damit gerechnet habe. Sofort ziehen sich die Finger zurück. Entschuldigend lächelt mich Julian an, als ich zu ihm schaue. Ich lächel zurück. Als Zeichen, dass ich mich lediglich erschrocken habe. Dann höre ich wieder bei dem Gespräch von Alex und Jonas zu. 

Ein paar Augenblicke später spüre ich wieder die Finger an meinem Bein. Meine Augen fahren dort hin und ich sehe wie Julian zaghaft mit seinen Fingern über meine Haut fährt und dann seine Hand auf meinem Oberschenkel liegen lässt. Meine Wangen werden wieder warm und ich tue so als wäre alles Normal.

Aber das Kribbeln, das in meinem Körper entstanden ist, kann ich nicht ignorieren. Die Stelle, wo Julians Hand liegt, ist angenehm warm und der Kontakt fühlt sich ziemlich gut an. 

"Nel, gehen wir dann gleich ins Hotel? Ich muss mich dringend frisch machen", fragt mich Lina und lächelt mich verschmitzt an. Sie will doch bloß mehr über den Kuss, den Abend und heute Nacht erfahren. Vielleicht denkt sie ja, dass mehr passiert ist. 

"Können wir machen", bestätige ich ihre Frage. Eine Dusche würde mir auch ganz gut tun und um ehrlich zu sein möchte ich das hier eher ungerne tun. 

"Wollen wir uns später vielleicht am Strand treffen? Oder hattet ihr etwas geplant?", schlägt Alex vor. Lina hatte sich näher zu ihm gesetzt, sodass er seinen Arm um sie legen konnte. Abwartend schaut mich meine Freundin an. An ihrem Blick sehe ich ganz genau, dass sie diesem Vorschlag sofort zustimmen würde. 

Es wäre eine Lüge zu behaupten ich möchte nicht mehr Zeit mit Julian verbringen. Ich mag ihn und ein gemeinsamer Nachmittag am Strand hört sich ziemlich gut an. Unauffällig nicke ich der Blondine zu und sie wendet sich strahlend dem jungen Mann neben sich zu.

"Wir hatten nichts geplant. Also dann Strand", lächelt sie und ich sehe wie sich Alex freut, dass er heute Nachmittag wieder mit Lina zusammen sein kann. Der Arme. Er tut mir jetzt schon leid, wenn er zurück nach Hause fliegt. Ich weiß, dass Lina ihn fallen lassen wird. So macht sie es schließlich immer.

Wir sitzen noch ungefähr eine halbe Stunde mit den Jungs zusammen. Julians Hand liegt dabei die gesamte Zeit auf meinem Oberschenkel und es ist ziemlich angenehm. Auch als ich aufstehe, spüre ich noch den leichten Druck, obwohl seine Hand bereits von meinem Bein verschwunden ist. 

"Dann sehen wir uns später am Strand", verabschieden uns die Jungs.

"Ich gebe dir deine Sachen später wieder, ja?", frage ich Julian und lächel ihn entschuldigend an. Zum umziehen habe ich gerade wirklich keine Lust. 

"Kein Problem. Bis dann", lächelt er zurück, umarmt mich und setzt unauffällig einen Kuss auf meine Wange. Schnell drehe ich mich von dem Blonden weg und verlasse mit Lina das Haus, meine Wangen brennen wie Feuer und ich bin mir sicher sehr rot zu sein. 

Lina schiebt mich auffordernd neben sich her, sehr hastig. Sobald wir außer Sicht- und Hörweite sind strahlt sie mich an.

"Jetzt erzähl schon! Du bist schon wieder ganz rot und beim Frühstück saht ihr auch recht vertraut aus. Also, was ist passiert?", fragt sie begeistert und schaut mich auffordernd an. Den Weg zurück zu unserem Hotel erzähle ich ihr von gestern Abend, dem Kuss und den leichten Berührungen von Julian beim Frühstück.

"Oh Nel, das hört sich fantastisch an. Da bekommst du doch noch deinen Urlaubsflirt", freut sich Lina und öffnet enthusiastisch die Tür zu unserem Hotelzimmer "Und seine Sachen stehen dir auch perfekt. Könnte es besser laufen?"

Seufzend lasse ich mich auf mein Bett fallen.

"Du kennst mich. Urlaubsflirts sind nicht mein Ding", murmel ich und raufe mir leicht die Haare. 

"Ach Nelly", seufzt Lina auf "Mach es nicht so kompliziert. Seine Familie wohnt doch auch in Bremen, meintest du. Vielleicht wird mehr darauf. Lass dich einfach darauf ein. Julian scheint wirklich nett zu sein"

Sie lächelt mich mitfühlend an, greift ein Handtuch und verschwindet im Badezimmer. 

Lina hat ja Recht. Ich sollte einfach mal meinen Kopf ausschalten und den Moment genießen. Was bleibt mir auch schon anderes über? Julian ist wirklich nett, ich mag ihn. Ich muss mich einfach überraschen lassen, was anderes bleibt mir nicht über. 


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Nerja // Julian Brandt FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt