Teil 37

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"Hallo Julian", begrüße ich den blonden Dortmunder und nehme Platz an dem Tisch in dem Café, in welchem wir uns treffen. Überraschenderweise erhebt sich Julian als ich mich setze und verwirrt schaue ich zu ihm auf. Nervös kratzt er sich im Nacken und nimmt wieder Platz. 

"Schön, dass wir uns treffen konnten Nelly", lächelt er mich an und winkt einen der Kellner herüber "Was möchtest du trinken?"

"Ich hätte gerne einen Cappuccino. Danke", lächel ich den Kellner an und nickend verschwindet er. Julian hat bereits einen Kaffee vor sich, fährt mit seinen Fingern das Porzellan auf und ab. Er wirkt ungewöhnlich nervös. 

"Also wie läuft es bei dir? Felix hatte mir erzählt, dass du bei der Nationalmannschaft ausgestiegen bist", versuche ich die Stimmung zu lockern. Er seufzt auf.

"Ja, Verein und Natio hab ich irgendwie nicht mehr gepackt. Du weißt schon, das Alter", schmunzelt Julian und doch klingt er traurig. Ich denke nicht, dass er die Nationalmannschaft wirklich verlassen wollte "Aber im Verein läuft es ganz gut. Erzähl ein bisschen von deinem Job"

"Da gibt es eigentlich gar nicht viel zu erzählen", entgegne ich und nehme dankend den Cappuccino entgegen, den der Kellner gerade an den Tisch bringt "Ich hatte letzte Woche eine Präsentation für ein neues Gebäude in Berlin. Der Vorstand berät sich noch. Ansonsten hatte ich bisher ein kleines Projekt in Augsburg"

"Das klingt gut", lächelt Julian und nippt an seinem Kaffee. Zustimmend nicke ich und puste mein heißes Getränk an.

"Aber lass uns lieber nicht so viel über die Arbeit reden. Wie läuft es denn sonst so bei dir? Was macht die Familie?", lenke ich das Thema um.

"Den geht es allen gut. Jannis hat mittlerweile richtig große Aufträge, ist viel in Amerika und lichtet die ganz großen ab. Jascha ist selbst gut im Fußball geworden und schon länger unter Vertrag"

"Das hört sich super an, Glückwunsch an die beiden. Was ist mit dir? Umgezogen? Partnerin?", erkundige ich mich und trinke einen Schluck.

"Nichts von alle dem. Sitze immer noch in der gleichen Bude, all by myself", lacht er auf. Sein Blick hat sich gesenkt, er liegt auf dem Kaffee in seinen Händen und wieder spielt er nervös mit dem Henkel der Tasse. Er hätte gerne jemanden, das spürt man. Julian wollte immer eine Familie und mittlerweile ist er schon dreißig. 

"Ich hätte nicht gedacht, dass du dich wirklich mit mir treffen würdest", murmelt er dann und schaut wieder zu mir auf. Ich hole tief Luft, setze mich etwas aufrechter hin und verschränke meine Hände auf dem Tisch.

"Was du damals getan hast war nicht richtig, aber es ist fünf Jahre her. Ich habe damit meinen Frieden gefunden. Im Endeffekt war es gut so wie es kam", meine ich ernst und schaue ihm in die Augen.

"Gut? Nelly, ich kann mir nicht einmal vorstellen wie sehr ich dich verletzt habe. Es tut mir furchtbar leid. Ich konnte mir all die Jahre nie wirklich dafür vergeben. Wie konntest du damit Frieden schließen?", fragt er unsicher, Schmerz ist in seiner Stimme.

"Ich habe Felix dadurch kennengelernt und könnte heute kaum glücklicher sein. Sei nicht so hart zu dir, es ist schon so lange her. Es ist wirklich alles gut", lächel ich sanft und lege meine Hand kurz um sein Handgelenk. Aufmunternd streiche ich mit meinem Daumen über seine Haut und unsicher schaut er in meine Augen zurück.

"Wie habt ihr euch kennengelernt?", fragt er zaghaft und ich ziehe meine Hand wieder zurück.

"Ich war auf einmal ein ziemliches Thema in der Presse und den sozialen Medien, was für mich ziemlich schwierig war. Felix hat mich irgendwann kontaktiert, versucht mich aufzumuntern und wir sind in Kontakt miteinander gekommen. Es hat einfach alles gepasst und er hat mir sehr gut geholfen", beantworte ich seine Frage und kann mir das Lächeln nicht verkneifen.

Nerja // Julian Brandt FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt