Teil 27

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"Hey, Juli. Ich hoffe du hast bald Schluss, ich stehe schon vor der Tür", lächel ich in mein Handy. Ich habe mich spontan ins Auto gesetzt und dachte ich hole meinen Freund von der Arbeit ab. Zum Glück weiß ich was für eine Schicht er heute hat und stehe deswegen bereits vor dem Krankenhaus. 

"Vor der Tür? Was meinst du?", fragt Julian verwirrt zurück und um ehrlich zu sein hatte ich mir mehr Begeisterung von ihm erhofft.

"Ich stehe auf dem Parkplatz vom Krankenhaus und wollte dich abholen", beantworte ich seine Frage zaghaft und frage mich tatsächlich ob ich diesen Überraschungsbesuch lieber hätte sein lassen sollen.

"Vor dem Dortmunder Krankenhaus?", fragt Julian nach und wenn ich mich nicht komplett täusche hört er sich recht entsetzt an.

"Ja", murmel ich leise "Ist das ein Problem?"

Kurze Zeit herrscht Stille und ich beiße mir nervös auf die Unterlippe. 

"Nein, natürlich nicht. Ich freue mich, dass du hier bist. Es ist nur so, dass ich gerade noch einen Notfall hereinbekommen habe. Es dauert bestimmt noch eine halbe Stunde bis ich hier wegkomme", erklärt Julian und sofort bin ich erleichtert.  

"Das ist kein Problem. Ich kann so lange warten. Muss sowieso noch ein paar Mails schreiben", erkläre ich und warte auf eine Antwort. Im Hintergrund höre ich wie es bei Julian hektisch wird. Viele Geräusche ertönen. Vermutlich wird es gerade stressig bei ihm.

"In Ordnung. Ich komme dann sofort raus. Bleib wo du bist", meint Julian "Ich muss jetzt wirklich los. Bis gleich, ich liebe dich"

Schnell erwidere ich seine Worte und schon hat er aufgelegt. Also mache ich mich an die Arbeit und beginne die ersten Mails zu schreiben. Es dauert keine fünf Minuten da ziehe ich den Schal bereits fester um meinen Hals. Die Temperaturen sinken im Auto deutlich schneller als gedacht. Mittlerweile ist es November und normalerweise mag ich das Wetter, aber im kalten Auto zu sitzen ist nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung in dieser Zeit.

 Immer wieder schaue ich zum Eingang des Krankenhauses und warte auf Julian, dass er endlich erscheint. Nach einer guten halben Stunde taucht er plötzlich an meinem Auto auf und steigt ein.

"Hey, was für eine schöne Überraschung", lächelt er mich an und beugt sich zu mir herüber um mir einen Kuss zu geben.

"Hey, wo kommst du denn her? Ich habe dich überhaupt nicht das Gebäude verlassen sehen", lächel ich, weil es mich wirklich interessiert. 

"Ich ähm wir haben unseren eigenen Eingang, weiter hinten", erklärt Julian, schnallt sich an und schaut dann mit einem Lächeln zu mir herüber. Er sieht müde aus und schwitzt etwas. Der Arme, sein Tag war bestimmt anstrengend.

"Wie war dein Tag? Du siehst müde aus", stelle ich fest und starte den Motor, nach einem letzten leicht besorgten Blick zu Julian.

"Jetzt wo ich dich sehe, ist er um einiges besser. Es war einiges los heute aber lass uns da nicht weiter drüber sprechen. Ich möchte jetzt einfach die Zeit mit dir genießen", meint Julian und verständnisvoll nicke ich.

"Was hälst du davon wenn wir Essen gehen?", schlage ich vor.

"Was hälst du davon wenn wir uns irgendwo Essen rausholen? Ich würde gerne duschen", erklärt mein Freund und als ich zu ihm rüber schaue, schaut er fragend zurück.

"Klingt auch gut. Also such dir was aus", fordere ich ihn auf und tatsächlich beginnt er mich durch Dortmund zu lotsen. Wir halten vor einem Restaurant, das ich natürlich nicht kenne. 

"Hier ist die Speisekarte, such dir etwas aus. Dann gehe ich schnell rein", meint Julian und reicht mir sein Handy.

"Wir können doch zusammen reingehen. Dann kann ich mir dort etwas aussuchen", entgegne ich und ziehe den Schlüssel ab. Etwas umständlich greife ich meine Tasche von der Rückbank und schaue dann abwartend zu Julian. Es würde keinen Sinn machen, wenn er alleine rein geht und dort eine Ewigkeit wartet.

"Ja klar, können wir machen", stimmt mein Freund zu und hört sich nicht so begeistert an wie er es sollte. Er hatte einen langen Tag, darauf sollte ich etwas Rücksicht nehmen.

Gemeinsam betreten wir das Restaurant. Es sieht unfassbar gemütlich aus.

"Hier müssen wir irgendwann noch einmal herkommen", murmel ich, während ich nach Julians Hand greife. Mit seiner anderen zieht er die Kapuze seines Hoodies über den Kopf und verwundert schaue ich ihn an.

"Ich habe heute doch ziemlich geschwitzt und möchte nicht gleich wieder krank werden", beantwortet der Blonde meine unausgesprochene Frage und wissend nicke ich kurz. Dann wende ich mich der Karte zu und suche mir etwas aus. 

Das Essen ist viel schneller fertig als ich gedacht habe und so kommt es, dass wir tatsächlich knappe zehn Minuten später das Restaurant wieder verlassen. Bevor wir das Auto erreichen kommt uns ein Mann entgegen. Ich sehe wie sein Blick auf uns landet und er dann beginnt zu grinsen, bevor er sogar anhält.

"Mensch Brandt, was machst du denn hier?", spricht der Fremde meinen Freund an. 

"Oh wir haben uns bloß etwas zu essen geholt", beantwortet er die Frage und wendet sich dann mir zu "Nelly, Herr Reus war schon ein paar Mal ein Patient von mir"

"Freut mich Sie kennenzulernen", lächel ich und halte meine Hand dem so genannten Herr Reus hin. Mit einem Lächeln schüttelt er sie.

"Freut mich auch. Julian hat überhaupt nicht erwähnt, dass er so eine entzückende Freundin hat", lächelt er mich mit strahlend weißen Zähnen an. Ich fühle mich äußerst geschmeichelt von dem Kompliment, aber so richtig verstehe ich die Beziehung zwischen Julian und dem Mann noch nicht. Wenn er bloß ein Patient ist, dann sollte er doch nichts über sein Privatleben wissen, oder?

"Ich denke auch nicht, dass das in den Behandlungszimmern Platz hat", lächelt Julian und schaut leicht tadelnd seinen Gegenüber an "Wir müssen jetzt auch wirklich weiter, sonst wird das Essen kalt. Wir sehen uns demnächst bestimmt wieder Herr Reus"

"Ja natürlich", meint Reus leicht verwirrt und während Julian mich mit sich zieht drehe ich mich zu dem Mann um. Er schaut uns ziemlich verdattert hinterher und hebt im letzten Moment noch die Hand, was ich mit einem kleinen Lächeln erwidere.

"Du tickst nicht aus?", fragt mich Julian verwundert als wir im Auto sitzen. Verwirrt wende ich mich meinem Freund zu.

"Wieso sollte ich das?"

"Das war Marco Reus", erklärt er und doch beantwortet das nicht wirklich meine Frage.

"Schön und wer soll das sein?", lächel ich schief. Scheinbar sollte ich diesen Mann kennen, aber der Name sagt mir wirklich überhaupt nichts. Entgeistert starrt mich Julian an.

"Marco Reus, Kapitän vom BVB. Der Fußballverein von Dortmund, du weißt schon der größte Konkurrent von Bayern", erklärt er und scheint immer noch nicht ganz zu verarbeiten, dass ich diesen Mann nicht kenne.

"Du weißt doch, ich interessiere mich nicht so wirklich für Fußball. Außerdem ist er doch auch bloß ein Mensch, eben hat er sich schließlich völlig normal verhalten. Wieso sollte ich also ausrasten? Nur weil Leute in der Öffentlichkeit stehen und deutlich mehr Geld als ich verdienen, sollte man sie nicht behandeln", lächel ich und Julians Gesichtsausdruck verändert sich. 

Erleichterung und ziemlich viel Liebe liegt in seinen Augen, sodass mein Herz eine Sekunde schneller schlägt. 

"Er ist also einer deiner Patienten?", frage ich leise und schaue lächelnd zu dem Blonden herüber.

"Ja, er ist recht regelmäßig bei uns. Du weißt schon Fußballer, da kommen Verletzungen öfter vor", erklärt er und beißt sich am Ende leicht auf seine Lippe, was mir einen Schauer über den Rücken jagt.

"Du scheinst ja wirklich gut in deinem Job zu sein. Falls ich jemals einen Arzt brauchen sollte, habe ich den Besten an meiner Seite", lächel ich und beuge mich zu ihm herüber, bevor ich ihn sanft küsse.

"Ich bin immer in der Nähe", lacht Julian leicht als wir uns wieder voneinander lösen und grinst mich schief an "Jetzt sollten wir aber wirklich los, sonst ist das Essen kalt"


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Nerja // Julian Brandt FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt