Teil 19

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"Hat sich Alex bei dir gemeldet? Weißt du wie du weiter machen willst?", frage ich Lina sanft und schiebe ihr eine Tasse Tee zu. Das Wetter ist heute Abend spontan umgeschlagen. Es ist einige Grad kühler und der Himmel ist mit dunklen Wolken verhangen. Ein Sturm ist dabei sich zusammen zu brauen. Das wäre schon der zweite in Nerja seit wir hier sind. Glück mit dem Wetter scheinen wir wohl nicht zu haben.

"Er hat geschrieben, ja. Aber ich habe nicht geantwortet. Keine Ahnung, ich weiß nicht so wirklich was ich machen soll", gibt sie zu. Seit Lina mir gestanden hat was passiert ist, ist sie ruhiger und zeigt sich von ihrer verletzlichen Seite. Das Geständnis hat uns auf jeden Fall enger zusammen gebracht. Letzte Nacht sind wir sogar zusammen in einem der Gästezimmer eingeschlafen.

"Was hälst du davon wenn wir uns als Gruppe in Deutschland wieder treffen? Wenn wir alle zusammen mehr Zeit miteinander verbringen und uns besser kennenlernen? Wenn du dich bereit fühlst, kannst du dich jeder Zeit mit ihm alleine treffen. Du solltest der Liebe eine Chance geben und ich glaube Alex ist ein wirklich guter Mensch. Er würde dir gut tun", ermutige ich meine Freundin.

"Nelly, es ist so leicht für dich das zu sagen. Für mich ist alleine der Gedanke daran absurd", seufzt Lina und trinkt einen Schluck.

"Ich würde dir so gerne helfen. Sag mir wie. Ich tue alles", bitte ich sie. Ich weiß um ehrlich zu sein nicht wie ich mit der Situation umgehen soll. Es hat alles verändert und ich habe so etwas noch nie zuvor erlebt. Etwas falsch zu machen ist meine größte Angst.

"Keine Ahnung. Vielleicht tut etwas Abstand ja erst einmal ganz gut", murmelt Lina, zuckt ratlos mit den Schultern und lehnt sich dann etwas zurück. Ich merke, dass sie nicht weiter über das Thema reden möchte und belasse es somit dabei. Es bringt nichts wenn ich sie zum reden zwinge.

Kurz räuspere ich mich und lehne mich etwas vor, um den Abstand zwischen uns zu verringern.

"Ich hab gestern einen Teil von Julians Telefonat gehört", flüster ich. Ich habe Angst, dass einer der Jungs hier gleich auftaucht, obwohl sie momentan ein paar Kleinigkeiten einkaufen sind. Bei dieser Sache kann ich aber nicht vorsichtig genug sein. Schließlich wurde ich gestern bereits erwischt und ich habe abgestritten etwas gehört zu haben. Das kann ich jetzt nicht mehr ändern.

"Um was ging es?", fragt meine Freundin neugierig zurück.

"Um mich. Julian hat es später selbst zugegeben. Aber wirklich verstanden habe ich den Zusammenhang nicht", gebe ich zu und schaue Lina zweifelnd an. Ich habe ein bisschen darüber nachgedacht, versucht zu verstehen was er mit den Sachen meint.

"Was hast du denn gehört?", hakt Lina nach.

"Er hat zugegeben, dass er mich mag", erkläre ich und alleine bei dem Gedanken wie er diese Worte ausgesprochen hat werden meine Wangen wieder warm.

"Das ist ja nun wirklich nichts Neues, das sieht jeder Blinde. Was noch?", schmunzelt meine Freundin und schaut mich abwartend an.

"Irgendetwas würde alles kaputt machen und das wisse sein Bruder auch. Julian meinte er wünschte wir könnten für immer hier bleiben, Deutschland würde alles bloß wahnsinnig kompliziert machen", gebe ich seine Worte grob wieder und schaue Lina fragend an "Was würde alles kaputt machen?"

Grübelnd schaut sie mich an und sagt einige Zeit gar nichts.

"Gute Frage. Ich würde ihn einfach direkt darauf ansprechen. In Deutschland könnte die Entfernung alles kompliziert machen. Bremen Dortmund ist schon ein ganzes Stück, ihr würdet euch nicht mehr so oft sehen. Habt ihr darüber schon gesprochen?"

Verneinend schüttel ich den Kopf und schaue auf meine Hände, die ich leicht nervös knete.

"Es ist ja nicht so als wären wir zusammen"

Nerja // Julian Brandt FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt