Teil 13

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"Was habt ihr die letzten zwei Tage gemacht?", fragt Julian neugierig, als wir uns an den Tisch gesetzt haben. 

"Wir haben uns die Stadt und die Umgebung angeschaut", beantworte ich seine Frage und schaue unauffällig zu Lina herüber. Sie hat sich zwischen Kai und Jonas gesetzt, bloß nicht neben Alex. Ungewollt entfährt mir ein kleines Seufzen. 

Die beiden würden gut zusammen passen, aber Lina will um keinen Preis etwas Festes und schon gar nicht eine Fernbeziehung. Ich konnte sie immer noch nicht überzeugen. Ich glaube sie hat Angst davor verletzt zu werden, auch wenn sie es nicht zugibt. Keine Ahnung was sie bereits erlebt hat, aber es muss etwas unschönes gewesen sein.

"Habt ihr viel gesehen?", fragt der Blonde neben mir noch einmal nach und bestätigend nicke ich. Die letzten zwei Tage waren sehr angenehm. Julian und ich haben abends öfter miteinander geschrieben, aber tagsüber Zeit mit unseren Freunden verbracht. Heute essen wir alle zusammen zu Abend, in einem schönen Restaurant, direkt am Meer. 

Julian hatte das gestern Abend vorgeschlagen. Eigentlich wollte ich absagen, weil es unfair Lina gegenüber ist wenn sie am Liebsten keinen Kontakt mehr mit Alex haben möchte. Aber sie hat mich überredet. Denn die Blondine hofft, dass das mit Julian und mir vielleicht doch etwas wird. 

Der Blonde beugt sich näher zu mir herüber.

"Alles gut bei Lina?", fragt er leise an meinem Ohr. Ich finde es ziemlich attraktiv, dass er sich Sorgen macht. Aus seiner Stimme ist herauszuhören, dass er es wirklich ernst meint und sich ernsthaft dafür interessiert. Ich schaue ihn an und lächel leicht.

"Es ist etwas kompliziert", erwidere ich leise und besorgt ziehen sich seine Augenbrauen zusammen. Meine Antwort macht aber klar, dass ich es nicht weiter ausführen werde. Julian scheint das zu akzeptieren und nickt kurz, bevor er sich wieder aufrecht hinsetzt. 

"Ihr ward die letzten Tage gar nicht am Strand", stellt Jonas fest und hebt fragend seine Augenbraue, während er zwischen Lina und mir hin und her schaut.

"Ich war, aber früh morgens um ein paar Runden zu schwimmen", korrigiere ich seine Aussage. 

"Ich hatte keine Lust und wir waren genug damit beschäftigt, die Stadt anzuschauen", murmelt Lina und schaut zurück in die Karte. 

"Ward ihr noch einmal feiern?", fragt Alex unsicher nach und die Blondine schüttelt bloß den Kopf. Lina hatte keine Lust dazu und das muss schon was heißen. Ich glaube Alex bedeutet ihr viel mehr, als sie zugeben möchte. Irgendetwas hält sie davon ab und ich wünschte ich wüsste was es ist, dann könnte ich ihr vielleicht helfen.

Sobald das Essen bestellt ist, ist die Stimmung auch tatsächlich besser. Die Gespräche werden lockerer und Lina unterhält sich munter mit Kai. Ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass er so wenig Zeit am Handy verbringt und sich so lange mit jemandem unterhalten kann. Vor allem mit einem von uns, wo er sich vor wenigen Tagen doch noch negativ darüber geäußert hatte.

"Ihr fliegt doch die Tage zurück nach Deutschland, nicht wahr?", frage ich Julian und trinke einen Schluck meiner Limonade. Das Essen und die Getränke hier sind wirklich unfassbar gut.

"Ja, eigentlich schon", beantwortet der Blonde meine Frage.

"Was heißt eigentlich?", hake ich nach, da er sich irgendwie so geheimnisvoll anhört.

"Kai und ich hatten überlegt noch ein paar Tage zu verlängern und dann mit euch zurück zu fliegen", meint der Blonde und ohne, dass ich es verhindern könnte, breitet sich ein Lächeln auf meinen Lippen aus. Trotzdem bin ich etwas verwirrt.

"Und Kai ist von dem Vorschlag auch begeistert?", frage ich leise.

Bestätigend nickt Julian und grinst mich an. Natürlich, in der Villa würde ich auch so viel Zeit wie möglich verbringen wollen. Wahrscheinlich haben die anderen drei Kai ordentlich den Kopf gewaschen, sodass er Lina und mich jetzt doch irgendwie duldet.

"Was hälst du davon? Dann könnten wir hier noch etwas Zeit miteinander verbringen", hakt Julian nach, nachdem immer noch keine Antwort von mir kam. 

Mehr Zeit mit ihm hier hört sich sehr gut an. Ich mag Julian  wirklich gerne und ich sollte die Zeit, die uns hier noch bleibt ausnutzen. 

"Das ist eine gute Idee", stimme ich ihm zu und sein Lächeln wird noch ein bisschen breiter, wenn ich mich nicht täusche "Alex und Jonas schickt ihr dann direkt wieder arbeiten oder was? Die Armen"

"Tja so ist das Leben. Unfair zu der hart arbeitenden Bevölkerung und fair zu den....", beginnt Jonas schmunzelnd und verstummt am Ende mit schmerzverzerrtem Gesicht, obwohl sein Satz noch gar nicht beendet war.

"Aber als CEO und Arzt hat man doch auch mehr als genug zu tun oder nicht?", hake ich leicht verwirrt nach. Ich glaube kaum, dass das Berufe sind in denen man sich bloß ausruht. Damit ist bestimmt eine Menge Stress verbunden und ganz viele Aufgaben. Ich würde sie durchaus als eine der anspruchsvollsten Berufe bezeichnen. 

"Kai und ich haben schon ein paar mehr Freiheiten bei unserer Urlaubsgestaltung. So meinte das Jonas, nicht wahr?", erklärt Julian und dreht sich zu seinem Kumpel. Ich sehe wie Jonas kurz den Blonden anschaut und dann mich anlächelt.

"Genau so meinte ich das eigentlich", stimmt er Julian zu und ich nicke langsam. Komische Situation. Manchmal habe ich das Gefühl in dieser Freundesgruppe läuft irgendwas, etwas das wir nicht wissen sollen. Aber das ist wahrscheinlich bloß so ein Gefühl.

"Dann werden wir später im Ferienhaus umbuchen", lenkt Julian das Gesprächsthema wieder etwas um.

"Ist das Haus denn noch frei die nächsten Tage?", erkundige ich mich. Diese Art von Häusern ist doch meistens durchgehend ausgebucht.

"Natürlich, wir haben bereits geschaut gehabt. Wenn ihr wollt, könnt ihr so lange auch im Haus unterkommen, zwei Schlafzimmer wären schließlich frei", schlägt er vor und schaut mich lächelnd an. Dabei greift er unter dem Tisch langsam nach meiner Hand und verschränkt unsere Finger miteinander.

Ich spüre wie meine Wangen leicht rot werden. Im gleichen Haus wie Julian übernachten? Wir haben das zwar schon einmal gemacht, aber es ist doch ein anderes Gefühl wenn es gleich drei Tage sind. Die Idee gefällt mir, aber alleine entscheiden kann ich das sowieso nicht.

"Ich rede später mit Lina und dann schreibe ich dir einfach, okay?", schlage ich vor.

"Tu das. Ich würde mich freuen, wenn ihr mit uns im Haus bleibt", lächelt er und eine Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus. Er möchte mich in seiner Nähe, er will mich bei sich haben. Gibt es etwas schöneres? 

Später, als wir bereits gegessen haben und auch schon den ein oder anderen Cocktail getrunken haben, setzen sich Lina und Alex nebeneinander. Sie haben nach knapp einer Stunde endlich angefangen miteinander zu reden und seitdem wird es nur noch besser. Wenn ich mich nicht versehen habe, halten die beiden auch immer wieder Händchen. Vielleicht wird es ja doch noch etwas mit den beiden.

"Wollen wir etwas runter an den Strand?", schlägt Julian vor und schaut mich abwartend an.

Bestätigend nicke ich und wir erheben uns von den Stühlen. Kai wirft uns einen fragenden Blick zu, aber nach einem kurzen Abwinken von Julian schaut er wieder zu Jonas und unterhält sich mit diesem.

Am Strand ist es recht dunkel, die Sonne ist schon längst verschwunden. Das Restaurant und dessen bunte Lichter strahlen in der Dunkelheit. Während Julian meine Hand hält, gehen wir ein paar Meter am Strand. Ein paar Mal müssen wir den ankommenden Wellen ausweichen. Julians Schuhe werden beinahe getränkt und ein Lachen kann ich mir nicht verkneifen.

Irgendwann bleiben wir stehen und im Mondschein beginnen wir uns wieder zu küssen. Der Moment ist perfekt. Ich fühle mich wahnsinnig wohl. Julian gibt mir die gesamte Zeit ein sehr gutes Gefühl. Ich fühle mich akzeptiert und irgendwie angekommen. Dieser Urlaubsflirt kann durchaus mehr werden. Ich habe nichts dagegen einzuwenden. 


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Nerja // Julian Brandt FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt