Teil 39

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"Frau Dubois, schön sie hier willkommen zu heißen. Wir können es gar nicht mehr abwarten, bis ihr prächtiges Gebäude hier stehen wird", strahlt mich der Vorstandsvorsitzender der Firma an, schüttelt meine Hand und reicht mir einen gelben Helm. 

"Danke, ich freue mich hier sein zu können", lächel ich zurück und nehme den Helm entgegen. Er landet auf meinem Kopf und wir beginnen einen kleinen Rundgang. Das Grundgerüst steht bereits. Die Baufirma ist gerade am arbeiten und zieht im unteren Teil bereits einige Wände. Es ist verrückt zu sehen wie mein Gebäude von der Zeichnung tatsächlich gerade zum Leben erweckt wird.

Mein Begleiter erklärt mir einiges, zeigt mir alles ausführlich und dann ziehen wir uns mit dem Bauleiter noch einmal zurück, besprechen ein paar Details die heute noch wichtig sind. Am Nachmittag trennen sich unsere Wege dann. Ich steige wieder zurück in mein Auto, mein Helm landet auf dem Beifahrersitz und ich seufze kurz auf.

Mein Kopf ruht einen Moment auf dem Lenkrad, überfüllt mit den neuen Informationen und Eindrücken, überwältigt von der Vorstellung, dass dieses Gebäude von mir designt wurde.

Das Klingeln meines Handys holt mich wieder zurück in die Gegenwart. Es ist Felix, weshalb ich den Anruf sofort entgegen nehme.

"Hallo mein Schatz. Wie lief es?", fragt er begeistert und neugierig. Das Lächeln auf meinen Lippen wird breiter.

"Du kannst dir nicht vorstellen wie toll es ist. Wir sind gerade durch das Gebäude gegangen. Das Grundgerüst steht, die ersten Wände werden hochgezogen. Ich bin völlig baff", meine ich aufgeregt und ein Lachen ertönt vom anderen Ende der Leitung.

"Da scheint jemand ja ganz aus dem Häuschen zu sein", stellt Felix fest und ich stimme ihm zu. Schließlich bin ich das auch "Ich bin wahnsinnig stolz auf dich. Kann ich auch mal vorbei kommen und mir alles anschauen?"

"Mit Sicherheit. Ich werde morgen sofort fragen und dann kommst du nächstes Mal mit nach Dortmund. Ich habe auch ein paar Bilder gemacht, die kann ich dir später mal schicken. Aber es wäre so schön wenn du das ganze vor Ort sehen könntest", strahle ich und lehne mich in meinem Sitz weiter zurück. 

Wir reden noch einige Zeit, bevor wir wieder auflegen. An meinem Handy sehe ich einige Nachrichten und gehe diese durch. Enttäuschender weise hat mir Leila, meine Freundin bei der ich die nächsten drei Tage übernachten sollte, geschrieben, dass sie krank ist. Es scheint etwas ernstes zu sein und ich solle bloß weg bleiben, damit ich mich nicht auch anstecke. 

Schnell wünsche ich ihr gute Besserung, bevor ich seufzend nach einem Hotel in Dortmund schaue. Eines hat glücklicherweise noch ein Zimmer für die nächsten drei Nächte frei und ich buche es hastig, bevor noch jemand anderes schneller ist. Einen anderen Freund zu fragen wäre zu spontan, das möchte ich niemandem zumuten. 

Statt zu Leila zu fahren, fahre ich also zu dem Hotel um schon einmal einzuchecken und mich etwas einzurichten. An der Rezeption hole ich mir meine Zimmerkarte und mit meinem kleinen Koffer mache ich mich auf den Weg nach oben. Seufzend lasse ich mich auf das Bett fallen, das in diesem Moment sehr gemütlich erscheint.

Einige Zeit liege ich einfach so da, genieße etwas die Ruhe und das Alleinsein. Dann raffe ich mich auf, räume grob meinen Koffer aus und greife dann nach meiner Handtasche. Mein Magen beginnt langsam nach Essen zu verlangen und das werde ich ihm sicherlich nicht verwehren. 

Ich habe noch einen ziemlich guten Italiener im Kopf und zu genau diesem gehe ich. Es dauert etwas. Meine Erinnerung an die Straßen und Wege hier ist nicht mehr sonderlich gut. Ich habe einmal deutlich mehr Zeit in Dortmund verbracht. Aber jetzt schon so lange nicht mehr. Zu sagen, dass ich mich hier auskenne, ist eigentlich eine kleine Lüge. 

Nerja // Julian Brandt FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt