Teil 12

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Der Sturm hat sich etwas gelegt. Es ist noch ziemlich windig, aber der Regen hat abgenommen. Wir sind bloß ein bisschen nass geworden auf dem Weg zum Restaurant.

"Ich hoffe morgen ist das Wetter wieder besser. Dann können wir wenigstens an den Strand oder etwas durch die Stadt gehen. So macht das ja gar keinen Spaß", meint Lina, während sie in die Karte schaut.

Murmelnd stimme ich ihr zu.

"Nel, jetzt vergiss die Jungs doch einfach Mal. Wir haben doch uns", seufzt meine Freundin und schaut mich leicht mahnend an, als ich zu ihr aufschaue.

"Ich will bloß nicht, dass sich irgendjemand wegen uns streitet. Freundschaft geht über alles, das weißt du doch", erinnere ich sie. Es ist eine Regel, die wir beide ziemlich ernst nehmen. Man kann sogar sagen, dass es Linas Lebensphilosophie ist.

"Die raufen sich schon wieder zusammen", meint Lina, zuckt mit den Schultern und schaut dann wieder in ihre Karte.

Ich tue es ihr gleich und bis das Essen auf dem Tisch steht, herrscht eine unangenehme Stille zwischen uns. Die ganze Situation ist einfach komisch für mich und ich weiß nicht so genau wie ich mit all dem umgehen soll. Wieso kann es mir nicht so egal sein wie Lina?

"Kannst du mir dein Geheimnis verraten?", Frage ich irgendwann unsicher und verwirrt schaut meine Freundin zu mir auf "Wie kann es dir so egal sein? Du und Alex, es war offensichtlich, dass ihr euch mochtet"

Sie lässt ihr Besteck sinken und schaut mich ernst an.

"Bois, mach dich niemals von jemandem abhängig. Du brauchst niemandem in deinem Leben außer dich selbst. Wenn mal etwas läuft, dann ist das schön aber nichts für die Ewigkeit. Männer machen bloß Probleme", meint sie ernst. Es ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas von ihr höre.

Wirklich verstehen tue ich es nicht. Sie hat mir nie erklärt woher sie diese Einstellung hat, aber es interessiert mich brennend.

"Ich verstehe es nicht", Murmel ich. Vielleicht bin ich einfach noch zu jung. Lina ist vier Jahre älter, sie hat mit Sicherheit mehr erlebt als sie es mir erzählt.

"Irgendwann wirst du das", entgegnet sie, lächelt mich schwach an und isst dann weiter. Ich tue es ihr gleich.

Wir bestellen uns noch einen Nachtisch und als wir beginnen diesen zu essen, betreten die Jungs das Restaurant. Ich sehe sie sofort, da ich dem Eingang zugewendet sitze. Dieser Ort ist wirklich zu klein.

"Sie sind hier", nuschel ich und Lina schaut sofort zu mir auf.

"Bleib einfach locker", murmelt sie, während ich schwer schlucke. Als ich zu der Gruppe erneut herüber schaue, trifft mein Blick direkt auf den von Julian. Er wirft mir ein sanftes Lächeln zu, dass ich erwidere.

Die Gruppe wird von einem Kellner zu einem Tisch geführt, etwas entfernt von uns. Ich sehe sie kaum noch von unserem Tisch aus.

"Nel, lass uns aufessen, zahlen und gehen", meint Lina und schaut mich ernst an. Zustimmend nicke ich. Es wäre wahrscheinlich besser. Wir machen also genau das.

Als wir das Restaurant verlassen ist der Regen wieder stärker. Immerhin hat nun der Wind nachgelassen. Ich hoffe wirklich, dass es morgen endlich vorbei ist.

"Nelly!", ruft mir jemand hinterher. Es ist Julian, ich erkenne seine Stimme sofort. Ich drehe mich um und sehe ihn auf uns zulaufen. Der Regen fällt auf mich hinab und in diesem Moment fühlt sich alles an wie in einem Film.

"Alex würde gerne mit dir reden", meint Julian an meine Freundin gewandt, als er uns erreicht. Alex steht ein paar Meter weiter hinten und schaut zu uns herüber. Lina lässt ein Seufzen frei und geht dann tatsächlich zu ihm herüber. Das hatte ich ehrlich gesagt nicht erwartet.

"Es tut mir leid was Kai gesagt hat. Wenn er übermüdet ist, redet er den größten Müll. Aber er hat das gar nicht so gemeint. Er mag euch auch und würde sich später auch gerne bei euch entschuldigen", wendet sich der Blonde dann an mich.

Seine Haare sind nass und kleben an seinem Kopf. Das Wasser läuft sein Gesicht entlang und trotzdem sieht er noch wahnsinnig gut aus.

"Ich verstehe, dass er irgendwie sauer ist. Wir hätten uns wirklich nicht so aufdrängen sollen", lächel ich schwach.

Julian greift mein Handgelenk.

"Das habt ihr nicht", murmelt er, zieht mich zu sich heran und dann küsst er mich. Das Gefühl in einem Film zu sein wird noch stärker. Wir stehen am Straßenrand, küssen uns und der Regen durchnässt unsere Kleidung.

Julian hält mich nah an seinem Körper. Meine Finger fahren durch seine Haare und ich genieße es. Ja, wir haben heute Nacht in einem Bett geschlafen und doch habe ich das Gefühl, dass wir uns schon lange nicht mehr gesehen haben.

Als wir uns voneinander lösen, lächelt der Blonde mich sanft an und fährt mit seinen Fingern über meine Wange.

"Ich will nicht, dass du dich wegen mir mit einem deiner besten Freunde streitest", Murmel ich und schaue ihn entschuldigend an.

"Wir haben nicht gestritten, es war bloß eine Meinungsverschiedenheit", entgegnet Julian und küsst mich nocheinmal kurz "Ich bin auf dem besten Weg mich Hals über Kopf in dich zu verlieben und Kai unterstützt das"

Seine Worte überraschen mich. Mit so viel Offenheit habe ich nicht gerechnet. Mein Magen kribbelt vor lauter Schmetterlingen.

"Tu nicht so überrascht. Das war doch kaum zu übersehen", schmunzelt mein Gegenüber und zieht mich noch ein kleines Stück näher an sich heran. Meine eine Hand rutscht von seinem Nacken und legt sich stattdessen gegen seine Brust.

Das Schlagen seines Herzens ist leicht wahrzunehmen und wenn ich mich nicht täusche schlägt es schneller als es ein normales Herz tun sollte.

"Kai hat bisher nicht verstanden, dass ich hoffe hier mehr draus zu machen. Ich habe es ihm heute Morgen erklärt und das hat ihn beruhigt"

"Vielleicht solltet ihr trotzdem mehr unter euch Jungs machen", überlege ich laut und schaue den Blonden zweifelnd an.

"Das werden wir auch. Aber ich fände es schade wenn wir uns gar nicht mehr sehen würden", lächelt Julian sanft und streicht über meine Wange. Zu sagen ich fände es nicht schade, wäre eine Lüge.

"Ich auch", stimme ich ihm zu.

"Gibst du mir deine Nummer? Dann können wir in Kontakt bleiben", fragt der Blonde vor mir und nickend nehme ich ihm sein Handy ab. Schnell tippe ich meine Nummer ein.

"Schreibst du mich später an?"

"Natürlich", lächelt er und setzt einen Kuss auf meine Lippen.

"Geh wieder rein zu den anderen. Wir werden uns die Tage sehen", fordere ich den Blonden auf. Kurz nickt er und zieht mich in eine Umarmung.

"Bis dann", murmelt er gegen mein Haar und lächelt mich sanft an, als er sich wieder von mir löst. Ich lächel zurück und sehe zu, wie Julian wieder im Restaurant verschwindet.

Lina kommt zu mir herüber. Alex scheint schon etwas länger nicht mehr hier draußen zu sein.

"Lass uns bloß ins Hotel zurück", knurrt sie und hastet an mir vorbei. Verwirrt folge ich ihr und habe Probleme mitzuhalten.

"Was ist denn?", Frage ich die Blondine.

Abrupt bleibt sie stehen, verschränkt ihre Arme vor der Brust und atmet genervt aus.

"Alex will sich in Deutschland wieder treffen und etwas Festes", erklärt sie mir und verdreht genervt die Augen.

"Aber er ist wirklich nett, Lina. Alex würde gut zu dir passen. Lass es dir doch einfach Mal durch den Kopf gehen. Ihr zwei macht echt was her", schlage ich vor. Ich mag Alex und ich glaube er würde gut zu meiner Freundin passen.

"Mmh", brummt Lina, zuckt mit den Schultern und geht einfach weiter. Sie wird den richtigen weg für sich schon finden, aber ich fände es trotzdem schade. 

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Nerja // Julian Brandt FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt