Teil 18

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"Konntest du mit Lina reden?", erkundigt sich Julian als wir später gemeinsam am Pool in dem Ferienhaus liegen. Kai schwimmt ein paar Bahnen und Lina holt sich gerade ein neues Getränk aus der Küche.

Bestätigend nicke ich, halte mein Gesicht etwas weiter in die Sonne und genieße die Wärme. Dadurch werden die Gedanken etwas verdrängt. Ich kann das Gespräch mit Lina immer noch nicht so ganz verdauen. 

"Liegt es an Alex?", hakt er nach und seufzend wende ich mich dem Blonden, auf der Liege neben mir, zu.

"Irgendwie schon aber eigentlich nicht", murmel ich. Lina ist misstrauisch gegenüber Männern und hat Angst vor der Liebe. Alex Geständnis von heute Morgen macht das Ganze natürlich nicht besser, sondern hat sie genau in das Loch zurück geworfen. Alex ist nicht das Problem, aber seine Gefühle und die Offenheit darüber.

"Bitte?", fragt Julian verwirrt nach und zieht eine Augenbraue nach oben. Meine Antwort war nicht gerade hilfreich, das sehe ich selbst ein.

"Nimm es mir nicht böse, aber ich denke nicht, dass wir darüber reden sollten", gebe ich offen zu und schaue den jungen Mann neben mir entschuldigend an. Sein Gesicht wird ernst, er sieht enttäuscht aus. Allerdings nur für eine kurze Sekunde, dann lächelt er mich leicht an. Obwohl ich eher glaube, dass es ein gequältes Lächeln ist.

"Natürlich", meint er verständnisvoll, nickt und wendet seinen Blick von mir ab und stattdessen der Sonne zu. 

"Gehen wir heute Abend feiern?", fragt Lina, als sie wieder zu uns auf die Terrasse kommt. In ihrer Hand ein Glas mit Eiswürfeln und vermutlich einer Cola. Sie sieht in ihrem grünen Bikini wirklich gut aus, der farblich passende Sonnenhut macht das Gesamtbild nur noch besser. Manchmal fühle ich mich neben meiner Freundin wirklich klein, wenn ich genauer darüber nachdenke.

"Hört sich nach einem Plan an", stimmt Kai zu, der gerade aus dem Pool kommt. Das Wasser läuft noch seinen Körper hinab und mit einem Schnaufen lässt er sich auf eine Liege fallen. Lina legt sich auch wieder auf eine Liege, nachdem Julian und ich dem Vorschlag nickend zugestimmt haben.

Stille tritt ein und wir liegen alle einfach nur da. Kai hat seine Kopfhörer in den Ohren, Lina liegt ruhig in der Sonne, Julian ebenfalls und ich habe mich einem Buch zugewandt. Das Umblättern meiner Seiten ist das einzige Geräusch, welches von Zeit zu Zeit auftaucht. 

Doch nach einer guten halben Stunde ertönt ein Handyklingeln aus dem Hausinneren. Es ist weder mein Handy, noch das von Lina. Unsere Klingeltöne hören sich ganz anders an. Seufzend steht Julian auf und verschwindet im Haus, also ist es wahrscheinlich sein Handy.

Ich wende mich wieder meinem Buch zu und lese weiter. Wirklich konzentrieren kann ich mich nach ein paar Minuten allerdings nicht mehr. Julian kommt überhaupt nicht mehr wieder und langsam aber sicher frage ich mich wirklich ob alles in Ordnung ist. 

"Geh mal lieber nach ihm schauen. Er ist schon ganz schön lange weg", meint Lina und schaut zu mir herüber, als ich mein Buch zur Seite gelegt habe.

"Sicher? Manche Telefonate dauern doch einfach länger", überlege ich und schaue sie zweifelnd an. Natürlich frage ich mich warum das so lange dauert, mittlerweile sind es sicherlich schon fünfzehn Minuten. Aber ist es nicht übertrieben wenn ich direkt nach ihm schauen gehe?

"Mach schon, Nel. Das zeigt Interesse", ermutigt mich die Blondine und schließt dann wieder ihre Augen. Nachschauen gehen schadet ja wohl niemandem. Außerdem kann ich immer noch behaupten ich wollte mir bloß etwas zu trinken holen.

Entschlossen stehe ich auf und gehe ebenfalls zurück in das Ferienhaus. Ich höre Julians Stimme, etwas undeutlich, aber er scheint noch zu telefonieren. Er ist in der Küche und ich bin kurz davor wieder umzudrehen, doch dann höre ich meinen Namen. Verwundert bleibe ich stehen und gehe noch zwei Schritte weiter in die Richtung der Küche.

"Ich mag sie, wirklich", höre ich Julian sagen und ein Lächeln erscheint auf meinen Lippen. Mein Körper lehnt sich automatisch an die Wand und will sich überhaupt nicht mehr wegbewegen. Ich weiß, dass es falsch ist Julian zu belauschen, aber immerhin geht es doch um mich, oder nicht? Dann ist das legitim. 

"Ich denke nicht..... Das würde wahrscheinlich alles kaputt machen und das weißt du auch.....Ich wünschte wir könnten für immer hier bleiben. In Deutschland wird alles so wahnsinnig kompliziert", höre ich Julian sagen. Er schweigt wieder kurz, scheint der Person am anderen Ende der Leitung zuzuhören.

"Nelly?", spricht mich Kai plötzlich an und erschrocken zucke ich zusammen. Als ich mich umdrehe steht der dunkelhaarige vor mir und schaut mich verwirrt an. Schließlich stand ich hier einfach blöd im Flur rum. 

"Ich muss Schluss machen", vernehme ich die Stimme von Julian aus der Küche und Sekunden später taucht er auch bei uns auf. Ich spüre wie meine Wangen beginnen zu brennen. Es ist wahnsinnig unangenehm, dass Kai mich hier erwischt hat. Ich hätte nicht lauschen sollen. Wie kam ich bloß auf so eine Idee? 

"Wolltest du etwas?", fragt Julian und legt seine Hand an meinen Arm. Fragend schaut er mich an und als ich ihm in die Augen schaue werde ich wahrscheinlich noch roter. Ich weiß, dass es falsch war und man so etwas normalerweise nicht macht.

"Ich wollte mir eigentlich etwas zu trinken holen, aber wollte nicht bei deinem Telefonat stören", gehe ich mit meiner Lüge, die ich mir bereits vorhin zurecht gelegt habe. Hoffentlich kaufen die beiden mir das ab. 

"Du hättest nicht gestört", lächelt Julian mich sanft an "Dann lass uns dir jetzt mal etwas zu trinken holen"

Auffordernd schaut er mich an, schiebt mich mit seiner Hand Richtung Küche. Ich gehe hinein und merke, dass Julian hinter mir zögert. Wahrscheinlich tauscht er gerade einen Blick mit Kai aus. Ich will überhaupt nicht wissen was sie jetzt denken müssen. Ich öffne den Kühlschrank und rede mir ein, dass die Kälte gegen meine roten Wangen hilft.

Julian tritt ebenfalls ein und stellt mir ein Glas bereit, bevor er sich gegen die Arbeitsfläche lehnt. Zwischen uns herrscht Schweigen. Mir fällt nichts ein was ich sagen könnte um die Situation aufzulockern. Ich hätte an Kai denken müssen. Es war klar, dass er jederzeit auftauchen kann.

"Das war mein Bruder. Wir treffen uns in zwei Wochen alle bei unseren Eltern in Bremen", berichtet der Blonde nach ein paar weiteren stillen Augenblicken. Ich schaue zu ihm herüber, während ich eine Limonade in das Glas schenke. 

"Hast du Zeit dafür oder bist du beruflich zu sehr eingebunden?", frage ich zaghaft. Ich weiß gar nicht so richtig was ich sagen soll. 

"Für meine Familie habe ich immer Zeit", lächelt Julian "Hast du irgendetwas von dem Telefonat mitbekommen?"

"Nicht wirklich", lüge ich ihn an, während ich mich wieder dem Kühlschrank zuwende. Ich kann schlecht zugeben, dass ich lauschend im Flur stand. Julian muss denken ich bin verrückt. Trotzdem habe ich einige Fragen. Er meinte in Deutschland würde alles kompliziert werden, was meint er damit genau? Was meinte er mit den wenigen Aussagen, die ich gehört habe? Es ging sicherlich um mich.

"Gut, es ging nämlich auch ein bisschen um dich", lacht Julian nervös auf und als ich zu ihm schaue, blickt er mich entschuldigend an.

"Tatsächlich?", lächel ich und schaue verlegen auf mein Glas.

"Mein Bruder hatte gefragt weshalb ich nicht am Flughafen bin und naja der Grund warum ich noch hier bin, bist du", gibt der Blonde zu und ich spüre wie meine Wangen rot werden. Eigentlich war es mir klar. Aber, dass Julian es jetzt wirklich ausgesprochen hat verändert es irgendwie.


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Nerja // Julian Brandt FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt