Teil 46

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Als ich zurück in unser Hotelzimmer komme, ist Felix bereits dort. Er liegt auf dem Bett, schaut auf sein Handy und wirkt entspannt. Ganz im Gegensatz zu mir. Sobald ich ihn sehe kommen die Schuldgefühle in mir hoch, mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen und ich verabscheue mich selbst für das, was ich heute mit Julian getan habe.

"Hey, wie war's?", erkundigt sich Felix und setzt sich lächelnd etwas auf, während er sein Handy zur Seite legt. Ich stelle meine Tasche auf der Kommode ab, habe mich mit seinem Rücken zu ihm gedreht.

"Ganz gut und bei dir?", murmel ich. 

"Auch. Es war wirklich gut ihn mal wieder zu sehen. Wusstest du, dass seine Freundin schwanger ist?", fragt er mich und hört sich ziemlich begeistert an. Ich schüttel bloß kurz den Kopf, räume langsam meine Handtasche aus. Immer noch nicht bereit ihn wirklich anzuschauen "Ich kann es kaum mehr abwarten bis auch wir Kinder auf dem Weg haben. Du mit einem wunderschönen Babybauch"

Ich höre wie er vom Bett aufsteht und im nächsten Moment schlingen sich seine Arme von hinten um mich. Kurz zucke ich zusammen. Seine Berührung fühlt sich falsch an. Falsch, weil er keine Ahnung hat was ich vor wenigen Stunden getan habe. Mein Herz schlägt schnell, mir ist unwohl. 

Vielleicht liegt es daran was ich selbst getan habe oder aber an seiner Erwähnung von Kindern. Manchmal habe ich das Gefühl, dass Felix uns praktisch dazu drängt. Natürlich möchte ich auch welche, aber manchmal habe ich Angst davor. Kinder sind eine sehr große Verantwortung, ich möchte nichts falsch machen.

"Was ist denn los mit dir?", murmelt er gegen meine Haut und setzt einen Kuss auf meinen Hals. Vor nicht all zu langer Zeit haben noch Julians Lippen diese Stelle berührt, diese Haut geküsst. Schuldgefühle beginnen mich zu zerfressen. Ich schlucke schwer. Vielleicht wäre es besser wenn ich es Felix nicht sage, aber andererseits hat er ein Recht es zu wissen und ich weiß, dass mich die Schuldgefühle sonst umbringen würden.

"Ich...", beginne ich unsicher, seufze leise auf und schaue auf die Kommode vor mir. Felix umarmt mich etwas fester, setzt erneut einen Kuss auf meinen Hals "Ich habe mit Julian geschlafen"

Einen Moment passiert gar nichts. Ängstlich halte ich den Atem an, spüre mein Herz aufgeregt schlagen. Felix spannt sich an, seine Arme halten mich so fest, dass ich mich bereits unwohl fühle. Nervös warte ich auf eine Reaktion, dann plötzlich löst er sich von mir und dreht mich um. Ich schaue in sein Gesicht. Felix hat sauer die Augenbrauen zusammengezogen, seine Augen mustern mich wütend und im nächsten Moment drückt er mich unsanft gegen die Kommode hinter mir.

Die Kante drückt sich in meinen Rücken, schmerzt leicht und ich lasse ein kleines schmerzerfülltes Stöhnen frei.

"Liebst du ihn?", fragt Felix mit angespanntem Kiefer und schaut mich ernst an. Hastig schüttel ich den Kopf.

"Ich liebe nur dich", entgegne ich schnell "Es tut mir so leid"

Ich liebe Felix. Wir haben uns die letzten Jahre ein gemeinsames Leben aufgebaut und ich hätte das nicht tun dürfen. Ich hätte Julian zurück weisen müssen. Seit er wieder aufgetaucht ist, geht so einiges schief.

"Wieso hast du dann mit ihm geschlafen?", hakt er nach.

"Ich weiß nicht. Wir.... es war ein schwacher Moment. Ich wusste überhaupt nicht was ich tat. Es war so stressig auf der Baustelle", lüge ich und schaue entschuldigend in seine Augen auf. Der Ausdruck auf seinem Gesicht, der mir so Angst macht, verschwindet langsam.

Felix entspannt sich leicht, drückt mich nicht mehr so stark gegen die Kommode und lässt ein Seufzen frei. Kurz senkt er seinen Blick, atmet tief durch und schaut dann wieder zu mir.

Nerja // Julian Brandt FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt