Teil 54

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"Hallo Julian", meint Felix kalt, als er unsere Wohnungstür geöffnet hat. Julian nickt meinem Mann bloß kurz zu und quetscht sich dann an ihm vorbei in die Wohnung. Mir schenkt er ein sanftes Lächeln und schließt mich kurz in eine Umarmung.

"Hallo Nel", begrüßt er mich und während er sich von mir löst, setzt er noch einen Kuss auf meine Wange. Mir entgeht nicht der böse Blick von Felix. Wenn Blicke töten könnten wäre Julian jetzt auf jeden Fall nicht mehr unter uns. 

"Komm rein. Felice schläft gerade noch", erkläre ich und gehe in Richtung Wohnzimmer. Die beiden Männer folgen mir. Es ist deutlich zu spüren wie angespannt die Stimmung ist. Die beiden haben sich wirklich nichts mehr zu sagen. 

Julian führt einen ziemlichen Rechtsstreit gegen uns. Er konnte mittlerweile erwirken Felice regelmäßig zu sehen, beziehungsweise bin ich darauf eingegangen. Felix war strikt dagegen und nicht nur deswegen haben wir uns in letzter Zeit gestritten. 

Nachdem Felix herausgefunden hat, dass ich einen erneuten Vaterschaftstest habe machen lassen, war er völlig außer sich. Ich habe ihn noch nie so wütend erlebt. Aber verübeln kann ich es ihm nicht. Schließlich ist Felice seine Tochter, wenn auch nicht biologisch, und momentan hat er einfach Angst, dass er sie verliert. Ich verstehe ihn. 

Julian geht schließlich wirklich nicht gerade sanft mit uns um. Er versucht so viele Rechte zu erwirken wie nur irgend möglich. Leider hat er einen wirklich guten Anwalt.

"Möchtest du etwas trinken?", erkundige ich mich bei dem Spieler, der auf unserer Couch sitzt.

"Ein Kaffee wäre nett", lächelt er zurück und mit einem kurzen Nicken verschwinde ich in unserer Küche, dicht gefolgt von Felix. 

"Mir gefällt es nicht, dass er hier ist", knurrt er, lehnt sich gegen die Arbeitsfläche und schaut sauer in den Flur. Ein leises Seufzen verlässt meine Lippen und ich stelle das Kaffeepulver vor mir ab.

"Wir können nichts daran ändern. Er hat ein Recht dazu. Entspann dich einfach. Julian tut niemandem etwas", versuche ich meinen Mann zu beruhigen und lege meine Hände an seine Arme. Sanft fahre ich über sie und schaue ihn aufmunternd an. Ich mag es nicht, wenn sich Felix so viele Sorgen macht.

"Und ob er das tut. Er nimmt mir mein Kind weg und wahrscheinlich auch noch meine Frau", faucht er mich leicht an und erschrocken weiche ich einen Zentimeter zurück. Verwirrt blicke ich ihn an.

"Felix, niemand versucht dir irgend etwas wegzunehmen. Julian ist der biologische Vater. Ich weiß es gefällt dir nicht, aber du musst es akzeptieren", mahne ich leicht und ziehe eine Augenbraue nach oben. Meine Stimme ist immer noch recht sanft, obwohl es mittlerweile ziemlich viel Kraft kostet. 

"Ich muss überhaupt nichts. Felice ist meine Tochter, ich bin seit der ersten Sekunde für sie da. Und du bist meine Frau. Ich hoffe das vergisst du nicht", mahnt nun Felix in einem ziemlich angesäuertem Ton.

"Wieso sollte ich das vergessen?", frage ich verwirrt.

"Ach komm schon Nelly. Ich sehe eure Blicke. Seine Augen ziehen dich jedes Mal aus, wenn er dich ansieht. Und von deinen schmachtenden Blicken brauchen wir überhaupt nicht zu sprechen. Vergiss nicht wem du gehörst", blafft er und schaut mich streng an. Ich weiche ein paar Schritte zurück, verschränke bockig meine Arme vor der Brust.

"Ich gehöre überhaupt niemandem. Ich bin kein verdammtes Objekt das man besitzen kann, Felix", protestiere ich sauer und spüre wie sich meine Stirn in Falten gelegt hat. 

"Du bist meine Ehefrau. Du hast mir vor Gott ein Versprechen gegeben. Also halte es auch", zischt er und kommt wieder näher. Seine Finger fahren über meine Wange, sein Blick wird wieder weicher und auch seine Stimme schlägt wieder einen sanfteren Ton an "Jetzt mach ihm einen Kaffee"

Nerja // Julian Brandt FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt