Teil 26

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"In Ordnung, also ich habe mir ein paar Gedanken gemacht", erklingt Julians Stimme durch mein Handy "Bezüglich unserem kleinen Trip"

"Ach ja und was hast du dir so gedacht?", frage ich zaghaft. Ich bin immer noch nicht sonderlich begeistert von dieser Idee. Ich hätte tatsächlich selbst einen Vorschlag, aber ich weiß nicht wie sehr Julian daran interessiert wäre. Vermutlich wäre ihm mein Vorschlag zu langweilig. 

"Was hälst du davon wenn wir über Silvester wegfahren? Das würde sich perfekt anbieten. Ich habe zu diesem Zeitpunkt eine Woche frei und du Semesterferien", schlägt Julian vor und kurzzeitig herrscht Stille. Ich zögere. Silvester ist die Zeit im Jahr, die am teuersten ist, wenn man verreisen möchte.

"Nel? Was hälst du davon?", hakt Julian nach, nachdem ich wohl zu lange geschwiegen habe.

Schnell fange ich mich wieder und sammel mich kurz.

"An sich finde ich die Idee gut. Der einzige Haken ist, dass Silvester wirklich sehr teuer ist. Ich hätte da aber vielleicht einen Vorschlag. Ich weiß nur nicht ob du so begeistert davon bist", meine ich zaghaft und beiße mir nervös auf meine Unterlippe.

"Bestimmt bin ich das. Was ist dein Vorschlag?", erkundigt sich Julian und hört sich tatsächlich interessiert an.

"Also ich hatte dir doch erzählt, dass meine Eltern ein Haus sowohl in Frankreich als auch in Dänemark besitzen. Das Haus in Frankreich wird meine Schwester über Silvester einnehmen. Aber das Haus in Dänemark wäre noch frei. Ich weiß nicht wie gut du diese Idee findest. Mit feiern ist es da schließlich nicht so, aber die Unterkunft wäre umsonst", erzähle ich ihm und warte dann gespannt auf eine Antwort.

"Das klingt super!", meint Julian sofort und ohne groß zu zögern. Er hört sich tatsächlich recht begeistert an und irgendwie überrascht es mich. 

"Wirklich?", hake ich etwas ungläubig nach. Ich habe schon oft genug Menschen getroffen die Dänemark total langweilig fanden und dort nicht einmal eine Nacht verbringen wollten.

"Ja, das hört sich gut an. Das ist genau die Auszeit, die ich mir für uns vorgestellt habe. Du kannst dort völlig abschalten und wir können den ganzen Tag machen was wir wollen. Außerdem sind wir am Meer, auch wenn es etwas kalt ist", meint Julian und lacht am Ende leicht auf.

Ein Lächeln erscheint automatisch auf meinem Gesicht. Seine Einstellung gefällt mir sehr gut und mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Ich kann überhaupt nicht in Worte fassen wie viel es mir bedeutet, wenn jemand die Länder, die ich so sehr liebe, auch wirklich gut findet.

"Also, wollen wir das machen?", hakt Julian nach und ich höre sein Lächeln.

"Ja, total gerne. Ich kann gleich meinen Eltern Bescheid geben, wenn du möchtest"

"Mach das. Und wenn ich die Woche über vorbei komme, besprechen wir einfach die weiteren Details", schlägt mein Freund vor.

"Gut, dann werde ich nachher meine Eltern anrufen"

Wir telefonieren noch einige Zeit. Julian erzählt von seiner letzten Schicht. Es gab eine lange Operation, schwierig laut Julian. Er hat die Details ausgelassen, weil er meinte es wäre wirklich unschön gewesen und wollte mir dies ersparen. Wofür ich ehrlich gesagt auch dankbar bin.

Als wir aufgelegt haben, wähle ich sofort die Nummer meiner Eltern und nur kurz darauf höre ich die Stimme meiner Mutter.

"Hej min kaere", begrüßt sie mich und bei dem Klang ihrer Stimme beginne ich wieder zu lächeln. Ich liebe es zuhause zu sein und so viele Sprachen zu hören, schließlich sprechen wir dort drei Sprachen und manchmal ist es wirklich lustig.

"Hey Mom. Wie geht es dir?", erkundige ich mich und kurz halten wir etwas Smalltalk bevor ich auf den Grund meines Anrufs zu sprechen komme "Ich hatte doch schon mit dir geredet und Julian und ich würden Silvester gerne in unserem Haus in Dänemark verbringen. Wäre das in Ordnung?"

"Natürlich. Es war schon einige Wochen niemand mehr in dem Haus und es ist gut wenn jemand mal wieder über längere Zeit dort ist. Besonders im Winter. Das ist eine sehr gute Idee", meint meine Mutter und hört sich beinahe so begeistert an wie Julian "Wenn ihr jetzt schon gemeinsam in den Urlaub fahrt, sag mal, wann lernen wir diesen tollen Julian denn kennen?"

Ja tatsächlich hat Julian meine Eltern noch nicht kennengelernt. Ich seine allerdings auch nicht. Irgendwie hat es sich nie ergeben. Wenn Julian mich hier in Bremen besucht kam bisher eigentlich immer irgendetwas dazwischen.

Ein paar Mal war er krank, was bei seinem Beruf auch kein Wunder ist. Im Krankenhaus geht schließlich alles mögliche rum. Oder Julian hat etwas schlechtes gegessen gehabt, sein Magen scheint ziemlich empfindlich zu sein. Die meiste Zeit sind wir hier in der Wohnung oder gehen etwas spazieren, aber auch das ist nicht das Beste wenn Julian kränkelt.

Natürlich würde ich gerne mehr mit ihm machen, ins Kino oder Restaurant gehen oder einfach normale Pärchensachen machen. Aber wir machen immer das Beste aus der Situation und irgendwie genieße ich es jedes Mal aufs Neue. 

"Ihr lernt ihn bestimmt bald kennen", versichere ich meiner Mutter und kann mir dieses Grinsen gar nicht richtig verkneifen. Ich kann manchmal immer noch nicht ganz begreifen wie unfassbar wichtig Julian mir in den letzten Wochen geworden ist. Es ist als hätte ich noch nie für jemanden so empfunden, wie für Julian. Nicht einmal für meinen ersten Freund, obwohl damals alle dachten wir wären füreinander bestimmt gewesen. Mittlerweile denke ich, dass Julian und ich möglicherweise füreinander bestimmt sind.

"Das wäre wirklich schön. Es ist natürlich die Hauptsache, dass ihr zwei miteinander glücklich seid. Aber ich als Mutter würde schon gerne sehen wen du dir geangelt hast", entgegnet meine Mutter und ich höre ihr Grinsen.

Lachend ermahne ich sie. Schließlich habe ich mir niemanden geangelt und das wissen wir beide. 

"Wir kommen demnächst vorbei, versprochen. Es wird wirklich Zeit, dass ihr euch kennenlernt", versichere ich meiner Mutter erneut und Begeisterung ertönt von ihrer Seite der Leitung.

"Sehr schön. Wenn ihr vorbei kommt, dann könnt ihr direkt den Schlüssel für das Haus mitnehmen"

"Das hört sich gut an"

Wir telefonieren noch einige Zeit. Nebenbei beginne ich etwas meine Wohnung aufzuräumen, denn in den letzten Tagen ist hier etwas Chaos ausgebrochen. Das Studium kostet momentan viel Zeit und da bleiben andere Sachen leider auf der Strecke. Das einzige was ich wirklich jeden Tag mache ist mit Julian zu telefonieren. Vermutlich auch deswegen, weil das der beste Teil meines Tages ist.

Nachdem meine Mutter und ich aufgelegt haben, schreibe ich Julian kurz eine Nachricht und wende mich dann wieder dem Haushalt zu. 


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Nerja // Julian Brandt FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt