Teil 33

2.4K 71 2
                                    

"Nelly? Oh Gott Süße, es tut mir so leid", meint Lina als sie stunden später vor der Tür steht. Hastig zieht sie mich in eine Umarmung. Mein verweintes Gesicht vergrabe ich in ihrem weichen Fellkragen. 

"Danke, dass du hergekommen bist", schniefe ich und löse mich wieder von meiner Freundin.

"Natürlich. Ich lasse dich doch nicht hier oben alleine", antwortet sie mitfühlend und schließt die Tür hinter sich. Wir gehen gemeinsam in den Wohnbereich und ich biete Lina einen Kaffee an, den sie dankend annimmt. Dann setzen wir uns auf die Couch.

"Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen wie du dich fühlen musst. Es tut mir so wahnsinnig leid. Ich dachte wirklich Julian wäre ein guter Kerl", murmelt meine Freundin mitfühlend und legt ihre Hand auf mein Bein, während sie mich aufmunternd anlächelt.

"Ich war so blind vor Liebe. Er war manchmal so komisch, schon in Nerja. Es war offensichtlich, dass er ein Geheimnis hatte und doch habe ich es einfach übersehen beziehungsweise ausgeblendet", seufze ich und schlinge meine Finger fester um die heiße Tasse in meinen Händen.

"Es ist nicht deine Schuld, rede dir das bloß nicht ein!", ermahnt mich die Blondine "Es ist Julians Schuld. Er ist ein Idiot und hat dich überhaupt nicht verdient"

Gequält lächel ich Lina an. Sie ist meine Freundin, natürlich muss sie so etwas sagen.

"Wusstest du davon?", frage ich unsicher.

"Von dem kranken Spiel? Woher hätte ich davon wissen sollen?", fragt sie verwirrt zurück.

"Vielleicht hatte Alex etwas gesagt. Er war doch auch ein Teil von diesem Lügennetz", murmel ich und schaue sie abwartend an. Ich muss es einfach wissen.

"Nein, um Himmelswillen. Bois, ich wusste nichts davon und hätte ich es gewusst hätte ich sofort mit dir darüber gesprochen. Julian hatte die anderen Jungs gut im Griff", entgegnet Lina und schaut mich so aufrichtig an, dass ich überhaupt nicht zweifeln kann.

"Tut mir leid. Ich dachte bloß...", beginne ich entschuldigend, doch werde sofort unterbrochen.

"Schon gut. Ich verstehe das, wirklich. Julian hat dein Vertrauen missbraucht und so wie ich dich kenne wird es dauern bis du jemandem wieder vertrauen kannst", meint sie mitfühlend und schaut mich mitleidig an.

Neue Tränen sammeln sich in meinen Augen. 

"Ich habe das Gefühl ich kann nie wieder jemandem vertrauen", hauche ich und streiche schnell eine Träne von meiner Wange. Hastig zieht mich meine Freundin in eine feste Umarmung und hält mich fest. Ihre Hand fährt über meinen Rücken.

"Gib dir selbst etwas Zeit und akzeptiere, dass Julian einfach ein riesen großes Arschloch ist. Andere Männer sind das nicht. Du wirst jemanden finden der dich so behandelt wie du es auch wirklich verdienst", murmelt sie gegen mein Haar und versucht mich mit ihren Worten aufzumuntern. 

Leicht nicke ich und wische mir mit meinen Händen über die tränen nassen Wangen.

"Was mache ich denn jetzt?", murmel ich schniefend und schaue meine Freundin hilflos an. Ich habe keine Ahnung wie es jetzt weiter gehen soll. Julian will ich nie wieder sehen aber wie soll alles andere weiter gehen? Es gibt ein Bild von mir im Internet auf dem ich einen Fußballspieler küsse und ich glaube so gut wie jeder den ich kenne hat es gesehen. Alle um mich herum werden mich darauf ansprechen, es wird mich verfolgen. Das Internet vergisst nie.

"Sobald du zuhause bist wirst du erst einmal alles entfernen, dass dich an Julian erinnert. Und auf jegliche Art Fragen wirst du einfach nicht reagieren. Ignorier die Presse, die Anfragen und alles was dein Umfeld sagt", meint Lina ernst und entsetzt schaue ich sie an.

"Die Presse? Du meinst die sind auch hinter mir her?", frage ich schockiert. Entschuldigend schaut mich die Blondine an, als würde sie ihre Worte bereits bereuen.

"Also es muss nicht sein, aber ich meine die sind schon sehr neugierig und wollen immer alles wissen. Weißt du noch damals als dieses eine Foto von diesem einen britischen Sänger und dem Mädchen aufgetaucht ist? Die Arme hat immer noch keine Ruhe", meint Lina und entsetzt schaue ich sie an. Meine Augen werden jede Sekunde größer "Das heißt aber nicht, dass es bei dir das Gleiche ist. Julian ist schließlich nur ein Fußballspieler"

"Er spielt in Dortmund. Wenn ich das richtig mitbekommen habe ist das der zweitbeste Verein in Deutschland. Ich glaube er ist eine ziemlich große Nummer", murmel ich und schaue meine Freundin ängstlich an. 

Statt mir zu antworten holt sie ihr Handy heraus und ich sehe, dass sie Google öffnet. Vermutlich sucht sie Julian. Als sie mich entschuldigend und leicht erschrocken anschaut, schließt sie Google schnell wieder.

"Was?", frage ich unsicher, mit brennenden Augen von den ganzen Tränen. 

"Nicht so wichtig. Aber google ihn nicht", mahnt sie und schließt mich fest in ihre Arme. Ich will überhaupt nicht wissen was sie alles gefunden hat. Julian ist bestimmt eine große Nummer.

"Nel, was hälst du davon wenn wir etwas ans Meer gehen?", schlägt meine Freundin sanft vor und fährt mit ihrer Hand über meinen Rücken. Ausschlagend schüttel ich den Kopf und löse mich wieder von ihr. Ich lehne mich auf der Couch zurück, ziehe ein Kissen herüber und schließe es in meine Arme. Mein Kinn lege ich auf der Kante ab und meine Beine ziehe ich nah an meinen Körper.

"Süße, lass nicht den Kopf hängen. Alles kommt so wie es kommen soll. Als nächstes kommt dein zukünftiger Ehemann, der wahnsinnig toll sein wird. Julian ist deine Tränen nicht wert", versucht mich meine Freundin aufzumuntern und legt ihre Hand auf mein Knie.

"Ich dachte Julian wäre ein anständiger Mann", seufze ich und wische mir die Tränen von den Wangen. Am liebsten würde ich meinen eigenen Körper gerade verlassen. Ich fühle mich grauenvoll, all diese Emotionen die ich spüre. Ich habe das Gefühl es bringt mich um, mein eigener Körper von innen heraus. Ich will all das los werden, nichts mehr davon spüren. Am liebsten alles von Julian und seiner Lüge vergessen.

"Das dachte auch ich. Aber das kann man nie wissen", seufzt Lina auf und schaut mich mitleidig an. Ihre Augen blitzen auf, Traurigkeit spiegelt sich in ihnen wieder, tiefer Schmerz. Ich halte inne, vergesse für einen kleinen Moment was mir gerade passiert.

"Es tut mir so leid Lina. Ich heule hier herum, weil Julian mich belogen hat. Dabei hast du viel schlimmeres durch machen müssen", schniefe ich und schaue meine Freundin entschuldigend an. Sofort weiten sich ihre Augen, der Schmerz darin verschwindet augenblicklich.

"Nein, um Himmelswillen. Nelly! Das kann man doch überhaupt nicht mit einander in Verbindung setzen. Das was dir passiert ist, ist schmerzhaft. Julian hat dich sehr verletzt und es ist völlig in Ordnung wie du dich gerade fühlst", meint sie hastig und lächelt mich schief an. 

"Danke, dass du gerade da bist", murmel ich.

"Natürlich, Bois. Ich bin immer für dich da, das weißt du doch"

Leise seufze ich auf. Können wir nicht einfach zu der Zeit zurück gehen in der es nur uns gab? Nur Lina und mich und keine doofe Jungs Gruppe aus Dortmund, die uns beiden bloß Ärger bringt. Nerja ist ein wunderschöner Ort, aber ich wünschte wir hätten nie dort Urlaub gemacht. Dann wäre ich jetzt ganz wo anders...

Frohes Neues Jahr euch allen :) Ich hoffe ihr seid alle gut reingerutscht und konntet das Beste aus dem Tag machen.

Wir starten das neue Jahr natürlich mit einem neuen Kapitel ;)

Lasst gerne Feedback da <3

Nerja // Julian Brandt FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt