Ich schlage meine Augen auf und werde von hellem Licht geblendet. Die Vorhänge wurden vergangene Nacht nicht zugeschlagen. Seufzend setze ich mich auf, fahre mir mit der Hand einmal über das Gesicht und kneife die Augen zusammen. Irgendwie habe ich etwas Kopfschmerzen.
Als ich mich etwas umsehe, wird mir der vergangene Abend wieder bewusst. Julian und ich hatten Wein getrunken und ich war gezwungen hier zu übernachten.
"Oh nein", murmel ich, als mir der Kuss wieder einfällt. Verzweifelt vergrabe ich mein Gesicht in meinen Händen. Julian und ich haben uns wirklich geküsst und ich habe mich in dem Moment nicht einmal schlecht gefühlt. Wie konnte ich denn bloß so dumm sein?
Mein Blick fällt auf die Uhr hier in dem Raum, als ich verzweifelt umherschaue. Meine Augen weiten sich, es ist schon recht spät. Wenn ich jetzt nicht aufstehe, komme ich noch zu spät zu dem Termin auf der Baustelle. Hastig stürze ich aus dem Bett, schlüpfe in meine Kleidung von gestern und gehe dann in die Küche. Ich brauche dringend ein Glas Wasser.
Julian ist ebenfalls dort, lehnt an der Arbeitsfläche und trinkt bereits aus einem Glas. Ohne ihn anzuschauen nehme ich mir ein Glas und fülle es auf.
"Nel? Wie fühlst du dich?", fragt Julian zaghaft und als ich mich zu ihm umdrehe mustert er mich leicht besorgt.
"Äh gut und du?", frage ich zurück. Vielleicht hat er ja vergessen was passiert ist. Vielleicht hat Julian mehr Wein getrunken als ich und kann sich nicht mehr erinnern. Ich werde es sicherlich nicht ansprechen und so lange Julian es auch nicht anspricht, ist doch alles gut. Es hat schließlich nichts bedeutet. Der Alkohol hat uns verwirrt.
"Lass uns über gestern sprechen", meint Julian mit ernster Stimme und ich schließe kurz die Augen. Hätte er es nicht einfach lassen können? Warum kann er es mir zur Liebe nicht tot schweigen?
Ein Seufzen verlässt meine Lippen und ich trinke einen großen Schluck.
"Ich wüsste nicht über was wir dort sprechen sollten", murmel ich, stelle das Glas bei Seite und wende mich ab um zu gehen. Doch ich komme nicht weit. Julians Finger legen sich um mein Handgelenk und ziehen mich zurück. Er zieht mich an sich, sodass mein Oberkörper gegen seinen gepresst wird.
Meine Hände lege ich an seine Brust und drücke mich dann von ihm, um wieder eine gewisse Distanz zwischen uns zu bringen.
"Nel, wir haben uns geküsst und ich weiß, dass auch du etwas dabei gefühlt hast", meint er ernst und streicht eine Strähne hinter mein Ohr. Seine Hand bleibt dort liegen, doch ich schiebe sie von mir. Seine Berührungen sind nicht gut für mich. Ich habe Angst, dass sie noch mehr Chaos anrichten.
"Wir haben viel Wein getrunken. Wir wussten überhaupt nicht was wir da getan haben", entgegne ich und schaue konzentriert auf sein Shirt. Ich kann ihn nicht anschauen, nicht nachdem wir uns so nahe waren.
"Niemand von uns war betrunken", erinnert er mich und diese Erinnerung trifft mich schmerzhaft. Denn er hat Recht. Wir waren nicht betrunken, ich hätte es aufhalten können. Doch ich habe es nicht getan und das lässt mich nicht los "Ich habe doch gespürt wie sehr es dir gefallen hat"
"Ich bin verlobt. Ich liebe Felix", entgegne ich und mein Blick fällt auf den Ring an meiner Hand. Julians Hand greift meine, sein Finger fährt über den glitzernden Klunker und ich schlucke schwer. Zu sehen wie er über meinen Verlobungsring fährt, nach dem ich ihn vergangene Nacht geküsst habe, gefällt mir nicht.
"Ich könnte dir einen größeren Ring kaufen, das weißt du", murmelt Julian und sofort hebe ich meinen Blick. Entrüstet, überrascht und wütend schaue ich in seine Augen. Wie kann er so etwas nur sagen? Die Emotionen, die ich in diesem Moment spüre, sind überwältigend und kaum in Worte zu fassen.
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Nerja // Julian Brandt FF
FanfictionNelly Dubois. Julian Brandt. Ein 20 jähriges Mädchen im Urlaub mit ihrer Freundin. Ein 25 jähriger Profifußballer im Urlaub mit seinen Freunden. Zufällig am gleichen Ort und doch in so unterschiedlichen Welten. Sie kommen sich näher, verstehen sich...