Epilog

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"Schau mal, Papa", strahlt mich Felice an, streckt ihre Hand aus und hält mir eine Muschel vor die Nase. Lächeln greife ich ihr Handgelenk, ziehe ihre Hand etwas zurück und habe endlich einen klaren Blick auf das Fundstück in ihrer Handfläche. 

"Die sieht ja toll aus. Wo hast du sie gefunden?", lächel ich sie an und streiche sanft eine der nassen Strähnen hinter ihr Ohr.

"Dort hinten, da liegen noch viel mehr", beantwortet sie meine Frage, deutet mit ihrer freien Hand auf eine Stelle am Strand in etwas Entfernung.

"Dann leg sie wieder zurück zu ihren Freunden, ja?", fordere ich sie sanft auf. Enttäuscht blickt Felice mich mit großen Augen an. 

"Aber Papa, können wir nicht-", beginnt sie mit einem kleinen Schmollmund. Doch ich unterbreche sie sofort.

"Unser ganzes Haus ist voll mit Muscheln", lache ich leicht auf und eine meiner Augenbrauen hebt sich "Es ist wirklich genug. Leg die Muschel wieder zurück"

Enttäuscht seufzt sie auf, lässt ihre Schultern hängen und schaut mich mit traurigen Augen an.

"Muss ich wirklich?"

"Ja, mein Schatz, wirklich", bestätige ich noch einmal und schaue sie abwartend an. Mit einem kleinen Schmollmund geht sie zu der Stelle zurück, hockt sich dort hin und legt die Muschel zurück zu den anderen. Dann kommt sie wieder zu mir zurück gerannt. 

Mit einem strahlendem Grinsen schaut sie mich an und lässt sich vor mich auf dem Handtuch fallen.

"Gehen wir heute Abend in das Restaurant von Mama und dir?", fragt sie mit großen Augen und patscht mit ihren Händen auf meinem Bein herum. Sanft streiche ich ein paar ihrer Strähnen hinter ihr Ohr.

"Natürlich. Da gehen wir doch immer hin", lächel ich sanft. Ich weiß wie sehr sie das Essen dort liebt und es ist unsere Tradition dort essen zu gehen.

Das Klingeln meines Handys ertönt aus der Strandtasche. Ich wühle mich durch den Inhalt und als ich es herausziehe, sehe ich Fabians Namen aufleuchten. 

"Schatz, da muss ich rangehen. Bleib in der Nähe, ja?", meine ich zu Felice und schaue sie abwartend an. Mein Daumen schwebt bereits über dem grünen Hörer, doch ich warte noch ruhig auf eine Antwort.

"Mach ich", lächelt meine Tochter und läuft wieder die wenigen Meter zum Wasser. Mein Finger nimmt den Anruf entgegen und ich halte das Handy an mein Ohr.

"Hallo Fabian", begrüße ich den ältesten Götze. Ich weiß genau weshalb er anruft und deswegen kann ich mir ein leises Seufzen nicht verkneifen. Er war die letzten Jahre ein wirklich guter Freund, aber heute wäre ich am liebsten einfach mit Felice alleine.

"Hey, wie geht es euch? Besonders dir? Heute an diesem Tag", fragt er etwas zögerlich.

"Du weißt, dass ich für Felice stark sein muss. Wir werden trotzdem das Gleiche wie jedes Jahr tun", murmel ich und fahre mir mit meinen Fingern durch mein Haar. Meine Augen fixieren meine Tochter, die mit ihren Füßen im Wasser plantscht. Strahlend schaut sie zu mir herüber, winkt euphorisch und mit einem schiefen Lächeln winke ich zurück.

"Wenn ich irgend etwas tun kann, dann sag mir Bescheid", bietet Fabian mir an und ich bedanke mich kurz bei ihm "Hör zu Julian, du bist nicht alleine mit alle dem. Viele Menschen haben Nelly geliebt und es ist schrecklich wie all das enden musste"

Ich unterbreche den Mann am anderen Ende der Leitung.

"Schrecklich? Das ist ja wohl gelinde ausgedrückt. Dein Bruder hat meine Nelly grauenvoll gequält, ihr das Leben zur Hölle gemacht, bevor er sie letztendlich umgebracht hat. Wegen Felix habe ich die Liebe meines Lebens und Felice ihre Mutter verloren. Tu nicht so, als würdest du verstehen wie ich mich fühle", knurre ich angespannt und mit gedämpfter Stimme.

Nerja // Julian Brandt FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt