08 | Aus dem Feuer

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Zum zweiten Mal an jenem Tag tauchten Minerva und Elphinstone an einem anderen Ort, hunderte Meilen entfernt, wieder auf. Dieses Mal allerdings zusammen mit Alston Mulciber in einem engen und dunklen Kamin, der eindeutig schon bessere Zeiten gesehen hatte.

Die grünen Flohpulverflammen erstarben um sie herum, doch was blieb, war ein eiserner Griff um Minervas Herz, unerbittlich wie eine Teufelsschlinge. Dieser Tag war ohne Frage an seinem Tiefpunkt angekommen. Angesichts des letzten unverzeihlichen Fluches, den Rowle ihnen entgegengeschickt hatte, jagte ein verspätetes Zittern durch sie wie ein eisiger Windstoß und ein feines Magieprickeln lief ihre Wirbelsäule entlang. Ihr Entkommen war knapp gewesen; zu knapp.

»Alles in Ordnung?«, wand Elphinstones Stimme sich aus der Dunkelheit zu ihrer linken. Seine Hand lag noch immer in ihrer, aber er machte keine Anstalten, sich zu lösen, obwohl die Enge des Kamins sie viel zu nah aneinanderzwang.
Minerva brachte ein Nicken zustande. »Klar.« Dennoch wich sie seinem Blick aus. Mit jedem weiteren Atemzug schwand die Anspannung aus ihren Gliedern und das eben Geschehene erschien immer unwirklicher. Ohne Zweifel warteten die Taten Rowles noch in der Tiefe ihres Bewusstseins darauf, ihre vollständige Bedeutung zu entfalten und sie mit der traurigen Wirklichkeit zu konfrontieren. Für diesen Moment zwang sie die Gedanken jedoch mit Gewalt beiseite.

Zu ihrer anderen Seite riss Mulciber leise fluchend seinen linken Ärmelsaum aus ihrer Zauberstabhand, damit er sich an ihnen vorbei in den schemenhaften Raum hinter dem Kamin drängen konnte. »Das ist doch alles nicht zu fassen«, hörte sie ihn murren, während er sich grob die Asche von seinem Umhang klopfte und seine Ärmel mit Nachdruck runterzog.

Sie wollte ihm folgen, doch Elphinstone hielt sie sanft zurück, seine Hand nach wie vor in ihrer. »Minerva.« Er senkte seine Stimme, bis kein Wort mehr über den Kaminrost zu Mulciber drang. »Bitte sei ehrlich. Hat dich ... etwas getroffen?«
»Nein. Alles ist in Ordnung, wirklich.« Sie musste ein Niesen aufgrund des Aschenstaubs in dem dreckigen Kamin unterdrücken. Nach einer kurzen Pause, in der sie nur Mulciber hörte, der mit einem Zauber seinen Umhang reinigte, drehte sie sich doch zu Elphinstone. »Was ist mit dir? Hat dich jemand erwischt?« Die Sorge in ihrer Stimme konnte sie unmöglich verbergen.

In der Dunkelheit war gerade so auszumachen, wie er den Kopf schüttelte. »Nein. Ich hatte Glück, wenn man von einem kleinen Wabbelbeinfluch im Atrium absieht. Der Junge hingegen ... hat nicht sonderlich gut gezielt.«
Minerva spürte von neuem einen krötengroßen Kloß in ihrem Hals heranschwellen. Rowle hatte ihnen unverzeihliche Flüche hinterhergeschickt, als handle es sich um harmlose Kitzelflüche. Undenkbar, was geschehen wäre, hätte sie Elphinstone nicht zu Boden gestoßen. Sie ballte ihre Zauberstabhand zur Faust. »Immerhin habe ich unsere gesuchten Informationen gefunden.«

Selbst in der Düsternis konnte sie Elphinstones erleichtertes Lächeln erkennen. Trotzdem war sie sich der bleibenden Besorgnis in seinen hellen Augen nur allzu bewusst, genauso wie der bloß pergamentdünnen Luftschicht, die sie voneinander trennte. Mulcibers gehässige Worte kamen ihr erneut in den Sinn und mit einem Mal war ihr die Nähe unerträglich.

Bevor Elphinstone etwas erwidern konnte, schob sie sich über den Kaminrost in den lichtlosen Raum dahinter. Morsches Holz knarrte unter ihren Füßen und es brauchte einen Moment, bis ihre Augen sich an die Umgebung gewöhnt hatten.
Mulciber stand bereits mit verschränkten Armen da und schnalzte genervt mit der Zunge, während auch Elphinstone sich aus dem Kamin schälte. »Ich habe eine Menge Fragen«, kündigte der griesgrämige Zauberer an.

»Oh, ich ebenfalls«, meldete sich Elphinstone von hinten. »Zunächst einmal – ist das etwa das Hinterzimmer vom Eberkopf? Was für eine nette Überraschung.« Er lachte auf. »Ich hätte erwartet, dass du das Drei Besen bevorzugst, Minerva.«
Sie schnaubte. »Der Laden ist hoffnungslos überfüllt und ich habe nicht vor, mehr Aufsehen zu erregen als nötig.« Steif klopfte sie sich den Aschenstaub vom Umhang. »Nichtsdestotrotz schlage ich vor, dass wir unsere Unterredung an einem vertrauenswürdigeren Ort fortsetzen.«

Stichflamme | Minerva McGonagall ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt