26 | Flammendes Crescendo

143 13 149
                                    

Triggerwarnung: Dieses Kapitel enthält eine Folterszene magischer Natur. Wer diese nicht lesen mag, kann bis zur doppelten Leerzeile lesen und im nächsten Kapitel wieder einsteigen.

Einst musste das einsame Anwesen im Schein seiner Kronleuchter erblüht sein, doch jetzt versank es im Dunkel der Nacht, das sein Bestes tat, um die marode Eleganz zu verschleiern

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Einst musste das einsame Anwesen im Schein seiner Kronleuchter erblüht sein, doch jetzt versank es im Dunkel der Nacht, das sein Bestes tat, um die marode Eleganz zu verschleiern. Trotzdem erkannte Minerva Risse im Putz, Dellen im Parkett und Rost auf den dekorativen Schwertern entlang der Wände. Wo immer die Bande der Lestranges mit ihr und Elphinstone hin appariert war – es schien schon lange niemand mehr hier zu leben oder sich auch nur zu kümmern.

Die Hände mit Zauberseilen auf den Rücken gefesselt, trieben die Entführer sie vor sich her. Da es keiner für nötig gehalten hatte, ihnen die Augen zu verbinden, konnte das nur eines bedeuten – die Lestranges waren überzeugt, dass sie diesen Ort nicht lebend verlassen würden. Ein Grund mehr für Minerva, sich jedes Detail des Weges für ihre Flucht einzuprägen.

Die meisten Möbel waren unter staubigen weißen Laken verborgen und die Kerzenhalter leer. Nur hin und wieder fiel Mondlicht durch die hohen Fenster in die Gänge. Minerva kannte Häuser wie dieses. In den Hügeln um Caithness gab es ein ähnliches Gemäuer, das bloß von Mäusen bewohnt wurde. Unter den Dorfkindern war es eine beliebte Mutprobe, sich bis zum Dachgiebel zu schleichen und dort den Namen in die Holzbalken zu schnitzen. Ihr eigener Name stand so weit oben wie kein anderer – Magie zum Dank. Die Erinnerung ließ kurz Wärme in Minervas Brust aufglimmen, ehe eine Zauberstabspitze in ihr Kreuz stieß und sie vorwärts stolperte.

»Schneller, Miststück.«
Mit dem letzten Avada Kedavra hatten sich bei Rodolphus Lestrange die Höflichkeitsformen offenbar ebenso verabschiedet wie seine Moral. Minerva straffte die Schultern und schritt hoch erhobenen Hauptes weiter. Aus dem Augenwinkel fing sie Elphinstones Blick auf, eine Mischung aus Sorge und Trotz. Sie wagte es nicht, etwas zu sagen, nicht einmal auf Gälisch, aber sie hoffte, dass er ihren ungebrochenen Kampfgeist erkannte.

Vor ihnen schwang eine hölzerne Flügeltür von alleine auf und gab den Weg in einen geräumigen Salon frei. Wie im Herrenhaus von Caithness zierten Porträts die Wände. Deren Ölfarben schimmelten bereits und entstellten die Gesichter der streng dreinsehenden Menschen darauf. Samtumhänge raschelten, als sich ihre Träger in den Rahmen vorbeugten, um die Neuankömmlinge besser zu sehen. Der Rabe auf der Schulter eines Porträtierten krächzte. Durch Patina und Staub schimmerte überall im Zimmer ein doppelt geschwungenes L, die Buchstaben Rücken an Rücken. Also waren sie in einem Anwesen der Lestranges, sicher ein gutes Jahrhundert alt. Zweifelsohne ein unbedeutendes Landhaus in einem ganzen Reigen an ungenutzten Immobilien – für ein wichtiges Objekt war der Zahn der Zeit zu offensichtlich.

In einem gewaltigen offenen Kamin, dessen goldenes Gitter einen Raben mit ausgebreiteten Flügeln formte, brannte ein Feuer und davor saß ein schmaler Zauberer. Er wies ein ähnlich scharf geschnittenes Gesicht unter dunklem Haar auf wie Rodolphus Lestrange. Sein Bruder, Rabastan. Nur ein Annehmbar im ZAG in Verwandlung, flüsterte Minervas lästiges Lehrerinnengewissen.

Stichflamme | Minerva McGonagall ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt