Das Ministeriumsfoyer glänzte, als hätte es nie auch nur eine schmutzige Schuhsohle oder Staubflocke gesehen. Von allen Seiten spiegelten sich die Anwesenden in den auf Hochglanz polierten schwarzen Fliesen. Doch obwohl sie dicht an dicht den Brunnen der magischen Geschwister umringten, wirkten sie angesichts all dieser blanken Düsternis nur eines – verloren.
Die Decke war so unendlich weit entfernt, dass Minerva sich ins Weltall versetzt vorkam. Ihr war auch genauso kalt, wie es dort zwischen den Sternen sein musste. Fast erwartete sie, ihre Finger unter Eiskristallen verschwinden zu sehen. Immerhin zeigte das Muggelfernsehen den Weltraumtod so. Aber das war natürlich albern.Das Eis in ihren Gliedern stammte von der Müdigkeit einer durchwachten Nacht. Zuerst hatte sie im Glückskessel geholfen, Verwundete zu beruhigen, Tote zu identifizieren sowie Magiespuren des Angriffs aufzuzeichnen, und schließlich hatte sie einmal zurück im Büro ungefragt Elphinstone und Mulciber bei deren Protokoll unterstützt.
Das Atrium des Zaubereiministeriums hatte sich derweil selbstverständlich kein Stück verändert. Nur alles andere.Zu ihrer Linken raschelte es. Ertappt schreckte Minerva aus den dunklen Gedanken auf, die der Innengestaltung des Gebäudes an diesem Morgen kein bisschen nachstanden.
»Zitronenbonbon?«
Albus streckte ihr ein Papiertütchen entgegen, in dem sie einen dicken Klumpen seiner Lieblingssüßigkeit ausmachte. Der schale Geschmack in ihrem Mund schrie ja, die brodelnde Säure in ihrem Magen nein. Und ihre Lippen bildeten einen festen Strich, während sich ihre Nasenflügel aufblähten.»Schon gut.« Die Tüte verschwand wieder in den Tiefen von Albus' ausladender bordeauxroter Robe. Dafür legte er eine Hand auf ihre Schulter. »Der Sinn für Genuss wird wiederkehren, auch wenn es im Moment unmöglich erscheint. Und vielleicht ist es bisweilen sogar weise, die Bitterkeit des Lebens zu kosten, anstatt sie zu verdrängen ...« Er seufzte leise.
Seine Augen mochten auf den unentwegt sprudelnden Brunnen gerichtet sein, doch Minerva sah, dass sein Blick einer anderen Dimension galt. Einer Erinnerung; einem Geist, der auf einmal erschreckend präsent schien. Sie hatte es nie gehört und trotzdem konnte sie sich zum ersten Mal das kalte Lachen vorstellen, das Albus laut eigenen Erzählungen seit Jahren verfolgte.Sie drückte die Hand auf ihrer Schulter kurz und schon blinzelte er sich zurück in die Wirklichkeit. »Du weißt, was gleich passieren wird, nicht?«, murmelte sie. »Es ist eigentlich längst egal, was Eugenia sagt.«
»Egal ist ein mächtiges Wort. Ich denke, es ist allem zum Trotz wichtig, wie unsere werte Zaubereiministerin es verkündet.«
»Und doch wird nichts weitere Tote verhindern.«
»Da magst du recht haben. Worte sind mächtig, aber wirkungslos bei jenen, die ihre Ohren mit Schreien füllen. Diesen Kampf haben wir bereits verloren.«Ein knochiger Dementorenfinger glitt Minervas Rückgrat bei dieser Aussage hinab. Sie dachte an die vom Fluchfeuer entstellte Leiche des Todessers, der den Glückskessel in einen Blutkessel verwandelt hatte. An den wilden Wahn, für immer vom Tod auf sein viel zu junges Gesicht gebannt. An Mulcibers kaum verborgenes Würgen, Moodys gehässige Fassade (die nicht über seine zitternden Finger am Flachmann hinwegtäuschte) und Elphinstones nüchterne Frage, ob sie in dem Toten einen Schüler wiedererkannte ...
Minerva schluckte und schluckte und schluckte und wurde den Geschmack von Asche vermischt mit Eisen dennoch nicht los. Elf Jahre lag ihre Rückkehr nach Hogwarts als Lehrerin zurück. Aber sie wusste noch genau, wie angespannt ihre Hände während der Sortierungszeremonie ineinander verschlungen gewesen waren. Voller Aufregung – und Vorfreude – hatte sie verfolgt, wie die ersten Kinder, denen sie die Grundlagen der Verwandlungsmagie beibringen sollte, ihre Häuser fanden. Selwyn, Adam war ein Slytherin geworden und später ihr UTZ-Schüler. Ein beeindruckend guter Treiber noch dazu. Sie hatte ihm zusammen mit Filius das Empfehlungsschreiben für die magische Akademie in Bath ausgestellt.
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Stichflamme | Minerva McGonagall ✔️
FanficAm ersten September 1970 erlebt Minerva McGonagall das Undenkbare: Ein muggelgeborener Erstklässler verschwindet auf dem Weg nach Hogwarts. Zum Frust der jungen Verwandlungslehrerin stellt das Zaubereiministerium die Ermittlungen jedoch rasch ein, o...