Um halb sieben klingelte es an der Tür, ganz kurz und auch nur ein einziges Mal. Ich war gerade aus der Dusche gestiegen, hatte mir dann schnell eine Jogginghose und ein Top übergezogen und mir ein Handtuch um die Haare gewickelt. Mit einem lauten »Ich geh' schon!« lief ich zur Tür und öffnete, da mir klar war, dass es Sara sein musste. Auch wenn ich sie am Klingeln nicht erkannt hätte.
»Ich bin's schon wieder«, flötete meine beste Freundin strahlend. Auch sie trug eine Jogginghose, kombiniert mit einem Top und ihrer Lieblingsjeansjacke. Über ihrem linken Arm hing ein dunkelblaues Kleid und an ihrer Seite baumelte ein kleines Handtäschchen. Ich musste lachen. Ihr reichte so ein Mini-Täschchen, weil ich immer mit XL-Shopper unterwegs war.
Für die Übernachtung hatte sie nichts mitgebracht, weil sie von der Zahnbürste bis zu den Wechselklamotten alles Nötige bei mir deponiert hatte.
»Diesmal hab ich dran gedacht. Davon ist Feli ganz sicher nicht aufgewacht«, erklärte sie stolz.
»Sie ist vor einer halben Stunde los.« Ich nahm ihr das Kleid ab und sie hängte ihre Jacke an die Garderobe.
»Ach schade. Da benimmt man sich einmal gesittet und es bringt gar nichts«, beschwerte sie sich und zog eine Schnute.
»Es wird ja hoffentlich nicht das letzte Mal sein, dass du bei uns geklingelt hast. Du bekommst deine Chance noch«, entgegnete ich lächelnd.
Gemeinsam gingen wir in den Wohn- und Essbereich, wo mein Dad gerade mit Lucy und Leon ›Mensch ärgere dich nicht‹ spielte.
»Hallo zusammen!«, rief Sara in die Runde. Lucy sprang von ihrem Stuhl auf und fiel ihr um den Hals. Sie liebte meine beste Freundin abgöttisch, sie war so etwas wie eine zweite große Schwester für sie.
»Hallo Sara.« Mein Vater blickte nur kurz auf und wandte sich dann stirnrunzelnd wieder dem Spielbrett zu. Soeben hatte Leon Dads letzte Figur zurück ins Häuschen befördert, so dass er wieder von vorne beginnen musste. Leon strahlte deswegen wie ein Honigkuchenpferd, vor allem weil drei seiner vier grünen Figuren bereits im Ziel waren.
»Was habt ihr zwei Hübschen denn heute vor?«, fragte mein Vater beiläufig, während er gleichzeitig versuchte, eine Sechs zu würfeln.
»Wir gehen auf die Party des Jahres.« Sara grinste breit und er schmunzelte.
»Sagst du das nicht jedes Mal?« Sara lachte ihr ansteckendes Lachen.
»Vielleicht? Man muss immer positiv denken.«
»Wo steigt denn diese Megaparty? Und mit wem fahrt ihr hin?«
»Bei Marco, einem Freund aus unserer Stufe. Pete fährt uns hin und bringt uns auch wieder zurück. Wir treffen uns davor noch in unserer Gartenhütte. Und Sara übernachtet heute bei mir«, lieferte ich ihm alle Randdaten.
Dass David auch dabei war, erwähnte ich lieber nicht. Dad würde sonst haarklein alles über ihn wissen wollen, und ich würde ihm kaum irgendwelche Infos geben können. Und die, die ich ihm geben konnte, würden nicht gerade zu seiner Beruhigung beitragen. Eher im Gegenteil.
Mein Dad nickte nur abwesend, bevor er mit einem lauten »Yeah!« triumphierend eine Faust in die Luft reckte, weil er endlich seine Sechs gewürfelt hatte.
»Wir gehen dann mal nach oben«, entschied ich und nahm Saras Hand, während Lucy sich wieder an den Tisch setzte.
»Schade, dass du heute nicht mitspielst, Li. Du verlierst nämlich immer. Wenn du nicht dabei bist, dann bin ich jedes Mal die Letzte.« Sie warf einen kritischen Blick auf ihre einzige Figur auf dem Feld, die noch nicht sehr weit gekommen war. Die anderen drei standen alle noch im Häuschen.
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Romantik⩥ ROMANCE || WATTYS SHORTLIST 2022 ⩤ Die achtzehnjährige Lil ist alles andere als begeistert darüber, dass sie den mysteriösen David für die Abschlusszeitung interviewen soll. Schließlich hält sie den unnahbaren Einzelgänger, der mit niemandem rede...