24 ~ Noch mehr Geständnisse

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»Liiiiihiii! Saaaara! Liiiiiihiii!« 

Stöhnend drückte ich mir beide Hände auf die Ohren. »Liiiiihiii!« Jemand rüttelte kurz und sehr energisch an meinem Arm. Ich öffnete ein Auge einen kleinen Spalt weit. Vor mir stand Lucy, ihre Hände in die Seiten gestemmt.

»Verschwinde, Lucy. Ich muss schlafen. Mindestens noch ungefähr ... zehn Stunden«, jammerte ich und drehte mich um. Meine blinzelnden Augen erblickten Sara, die am Kopfteil des Bettes lehnte und auf ihr Handy starrte. Wahrscheinlich las sie irgendeine Wattpad-Story. Sie war regelrecht süchtig danach.

»Li, du und Sara müsst jetzt aufstehen. Wir frühstücken schon«, informierte mich meine kleine Schwester ungeduldig. Der Gedanke an ein Frühstück ließ eine grausame Übelkeit in mir aufsteigen. 

»Ich ... ich kann beim besten Willen nichts essen. Sara, könntest du bitte alleine nach unten gehen? Sag einfach, dass ich Kopfschmerzen habe.«

Das war nicht mal gelogen. Ganz und gar nicht.

»Da musst du jetzt durch, Lil. Du hast nie Kopfschmerzen, das kauft mir dein Vater nicht ab. Er wird sofort wissen, was los ist«, meinte die Blondine neben mir erbarmungslos, schwang ihre Beine aus dem Bett und blieb vorerst auf der Kante sitzen, den Blick immer noch gebannt auf ihr Handy gerichtet. Das musste ja eine spannende Geschichte sein, die sie da las.

»Wird er nicht, weil ich nämlich auch niemals betrunken bin.« 

Ich untermalte meine Feststellung mit einem gequälten Stöhnen und zog mir mein Kopfkissen über das Gesicht. Es war verdammt nochmal viel zu hell hier drin, und das gleißende Licht stach mir in die Augen.

Frustriert bemerkte ich, wie mir das Kopfkissen wieder weggezogen wurde. »Li, du musst jetzt aufsteeeeehhheen«, quengelte meine Nervensäge von Schwester. »Bist du echt betrunken?«, hörte ich sie gleich darauf ungläubig fragen.

»Nein, selbstverständlich nicht«, behauptete ich schwach. Sie sollte endlich verschwinden und mich einfach weiterschlafen lassen.

Da gab ich ja ein fantastisches Vorbild für meine kleine Schwester ab. Vielen Dank auch, David Berger!

»Ist ... Also, ist gestern noch irgendwas Besonderes passiert?«, erkundigte sich Lucy mit seltsam unsicherer Stimme und ich spürte, wie die Matratze nachgab, als sie sich neben mich auf die Bettkante setzte. Erstaunt blinzelte ich ein paar Mal, bevor ich es endlich schaffte, die Augen offen zu halten.

»Wieso, wie kommst du darauf?«, hakte ich nach und wurde hellhörig. Normalerweise interessierte sie sich nicht sonderlich für die Partys, auf die wir gingen. Aber vielleicht begann sie so langsam damit, solchen Dingen Beachtung zu schenken. 

»Also, äh ..., war David auch da?«

Mann, sie hatte ja wirklich einen Narren an diesem Idioten gefressen.

»Ja, das war er«, zischte ich ärgerlich.

Ich wollte nicht an diesen blöden Trottel denken. Nicht schon wieder. Wo er doch bereits die ganze Nacht in meinen Träumen herumgegeistert war.

»Hat er ... irgendwas ... gesagt?«, fragte Lucy stockend.

Schlagartig war ich hellwach. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Ich setzte mich auf, den Übelkeitsschub ignorierend, den diese Aktion nach sich zog, und sah meine Schwester eindringlich an. Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum und starrte auf ihre Hände. Das schlechte Gewissen strömte aus all ihren Poren. Plötzlich hatte ich ein furchtbar flaues Gefühl im Magen und mir wurde noch übler.

»Lucy, sag mir sofort, was du getan hast«, befahl ich mit zitternder Stimme.

»Li, sei mir bitte nicht böse.« 

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