43 ~ Die Suche

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Sara und ich kreischten synchron wie am Spieß und Tim zuckte wie vom Blitz getroffen zusammen und wirbelte herum.

Bis wir kurz darauf hinter uns Petes schallendes Gelächter vernahmen.

Als Sara und ich uns völlig verdattert ebenfalls umdrehten, stand er da mit seinem Handy in der einen und seinem Bluetooth-Lautsprecher in der anderen Hand, lachte sich kaputt und filmte unsere Reaktion.

»Echt geil, diese Soundapp«, war alles, was er herauspresste, bevor er wieder in Gelächter ausbrach.

»Alter, du hast sie echt nicht mehr alle«, bemerkte Tim trocken und schüttelte fassungslos den Kopf, doch dabei stahl sich ein Grinsen auf sein Gesicht. Sara und ich waren hingegen weit weniger versöhnlich gestimmt.

»Pete, du bist so ein Vollidiot!«, fuhr Sara ihn zornig an und versetzte ihm mit der Faust einen heftigen Schlag auf den Oberarm.

»Das war echt eine beschissene Aktion!«, fauchte ich und riss ihm das Handy aus der Hand.

Und konnte mir dann das Lachen auch nicht verkneifen, als ich Sara und mich mit weit aufgerissenen Augen auf dem Display sah und in den schrillsten und ohrenbetäubendsten Tönen kreischen hörte.

»Bleibt cool, Leute. Ich wollte nur die Stimmung ein bisschen auflockern. Ihr wart alle so verdammt unentspannt. Sorry, wenn ihr euch jetzt vor Angst ins Höschen gemacht habt«, ließ uns Pete völlig gechillt wissen, zuckte kurz entschuldigend mit den Schultern und kratzte sich dann verlegen am Hinterkopf.

»Mach das nie wieder, du dummer, dummer Trottel. Ich hätte fast einen Herzinfarkt gekriegt!«, blaffte Sara ihn an, doch kurz darauf schlich sich auch auf ihre Lippen ein kleines Schmunzeln.

Wir atmeten alle kurz durch und tatsächlich lockerte sich die Stimmung von da an etwas auf.

»Hier ist niemand«, zog Tim schließlich ein Fazit, nachdem wir das ganze Haus umrundet, in jedes Fenster geleuchtet und das ganze Grundstück abgesucht hatten. Wir hatten nichts und niemanden gefunden und standen nun wieder gemeinsam beim Auto.

»Vielleicht ist er in der Wohnung seines Vaters«, mutmaßte ich.

Tim sah mich stirnrunzelnd an. »Der Typ hat noch eine Wohnung?« 

»Ja. Ich war letzten Freitag wegen des Interviews dort.«

»Gut, dann fahren wir da jetzt hin«, entschied er, öffnete die Tür seines BMW und stieg ein. Wir anderen folgten kommentarlos.

»Es ist aber gar keine gute Gegend«, informierte ich unseren Fahrer kleinlaut, als wir alle wieder im Auto saßen.

Ich wollte unbedingt zu Davids Wohnung, ich musste sogar dorthin, aber ich durfte Tim auch nicht im Unklaren darüber lassen, worauf er sich einließ.

Er zuckte mit den Schultern und schenkte mir sein süßes Sonnyboy-Lächeln. »Na ja, zur Not kann ich ein bisschen Karate.«

»Was, echt?«, fragte ich verblüfft. »Ich nämlich auch.«

Er grinste schief. »Ich weiß«, war seine lässige Antwort, die ich mit großen Augen zur Kenntnis nahm, bevor er sich im Sitz umdrehte und rückwärts den Kiesweg entlangfuhr.

Die Anspannung war nun wieder greifbar und ich zupfte während der Fahrt ununterbrochen nervös an meinen Haaren herum, aber diesmal unterhielt sich Tim zum Glück mit mir. Das half mir sehr, mich von den schrecklichen Gedanken abzulenken, die mir fortwährend durch den Kopf schwirrten und mir den Verstand vernebelten. Inzwischen wusste ich von ihm, dass er keine Geschwister hatte, aber diesen Cousin Jonas und eine noch etwas jüngere Cousine, die ihm sehr wichtig waren.

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