Apfel am Spieß

82 4 0
                                    

Ist schon lange her, deshalb kurze Auffrischung 😅: Clary und Izzy haben Simon bei Tageslicht gesehen. Simon und Izzy hatten sich während dessen Zeit im Elfenreich gut verstanden, bis er von Izzys Verlobung zu Meliorn erfuhr. Deshalb weicht sie ihm nun aus. Jace und Alec haben angefangen, Vertrauen zueinander aufzubauen. Jace ist immer noch total von sich begeistert. Manche Dinge ändern sich nie.
______________________________________

"Wir sollten wirklich nach ihm sehen", versuchte Clary Isabelle zum bestimmt hundertsten Mal innerhalb von fünf Tagen zu überreden.

"Wenn er etwas bräuchte, dann würde er sich melden", widersprach diese hartnäckig und schüttelte kräftig ihre Bettdecke aus.

"Vielleicht traut er sich nicht?", mutmaßte Clary weiter und fügte einige graue Linien zu ihrer Zeichnung hinzu.

"Trotzdem nein." Isabelle blieb stur. Was auch sonst. Clary kannte sie nicht anders.

"Aber du hast doch gesehen, wie er bei Tag durch die Sonne spaziert ist? Wundert dich das nicht? Er hätte verkokeln müssen! Und dann ist da noch der Zettel mit der Nachricht über Valentine! Das kannst du doch nicht einfach ignorieren!", hielt Clary ihr vor. Ans Zeichnen war nicht mehr zu denken, dafür war sie viel zu aufgebracht.

"Hör zu, Clary!", fauchte Isabelle plötzlich. "Simon ist nicht mein Problem, und schon gar nicht deins! Er ist einfach ein dummer Vampir, von dem du dich fernhalten solltest! Wenn du nach deinem mörderischen Vater Ausschau halten willst, von mir aus, aber misch dich nicht auch noch in Dinge ein, die dich nicht betreffen!"

Erschrocken wich Clary zurück. "Valentine mag zwar mein Vater sein, aber das heißt nicht, dass du ihn so nennen brauchst", sagte sie karg. "Ich weiß, dass es dir nicht gut geht, Iz, aber lass es nicht an mir aus."

Damit packte Clary ihren Block und ihre Stifte zusammen und verließ Isabelles Zimmer. Zwar war sie sich nicht sicher, ob sie damit das richtige tat, aber weiter Izzys Uneinsichtigkeit ertragen konnte sie zweifellos nicht. Nach einigen Überlegungen zog sie sich ins Gewächshaus zurück. Zwischen den vielen Pflanzen konnte man sich gut erholen und dabei die Ruhe genießen. Sie hatte noch nie auch nur eine Menschenseele dort getroffen. Als sie sich von ihrer Wut erholt hatte, suchte sie sich einen gemütlichen Platz unter einem tropischen Bäumchen und setzte sich auf den trockenen Mulch.

Sie würde ganz sicher nicht auf Izzy hören. Was auch immer in sie gefahren war, sie hatte Unrecht. Und wenn sie ihr nicht helfen würde, dann fragte sie eben jemand anderen. Sie war sich nur noch nicht so sicher, wer das sein sollte. Um in Ruhe darüber nachzudenken, vertiefte Clary sich wieder in ihre Zeichnerei.

Sie verlor das Zeitgefühl, als sie begann, die Blätter und Blüten um sich herum auf Papier festzuhalten. Sie bemerkte nicht einmal, dass sich ihr ein Bewohner des Instituts näherte. Jace.

"Clary", sagte er und sie zuckte augenblicklich zusammen.

"Schleich dich doch nicht so an!", beschwerte sie sich und klappte ihren Zeichenblock zu. Wieso tauchte er ausgerechnet jetzt am verlassensten Ort des Instituts auf?

"Zeig doch mal her", forderte Jace sie auf und hockte sich neben sie.

Clary schüttelte den Kopf, aber Jace gab nicht nach. Unschlüssig schob sie ihm schließlich ihre Unterlagen hin und überließ sie ihrem Schicksal. Jace blätterte gelassen die oberen Blätter durch, die allesamt in der letzten Stunde gefüllt worden waren. Leider erwischte er dabei auch eine Zeichnung, die nicht von Blumen und Sträuchern handelte.

"Ist das Simon?", fragte er verblüfft. Warum intessierte ihn das?

Clary nickte zögernd. "Er ist uns beim Einkaufen über den Weg gelaufen."

Jace bemerkte sofort den Fehler. "Bei Tageslicht?", wollte er ungläubig wissen.

Wieder nickte Clary. "Ich hätte mich ja auf die Suche nach ihm gemacht, aber Izzy ist dagegen."

Noch während sie das sagte, kam sie sich vor wie ein kleines Mädchen, das auf die Einverständnis ihrer Freundin hören musste. Hoffentlich hielt Jace sie nicht für dumm. "Wenn du mitgehen würdest, würde ich es aber machen", ergänzte sie deshalb und wartete unsicher auf eine Antwort. War das zu forsch? Sie hatte Alec nicht erwähnt und die Frage quasi nur auf sie zwei bezogen. Hatte Jace das etwa bemerkt? Wenn ja, ließ er es sich nicht anmerken.

"Einen nervigen Vampir jagen, weil er die Gesetze der Unterwelt bricht? Klingt doch ganz nach einem Auftrag für einen Schattenjäger", brummte er zufrieden und klatschte sich in die Schenkel. "Wir sollten definitiv noch heute los. Wir treffen uns eine Stunde hier."

                              * * *

Wie auch immer er das geschafft hatte, hatte Jace dafür gesorgt, Izzy und Alec von Hodge eine Extrastunde Theorie des Schwertkampfes aufdrücken zu lassen, sodass die drei am Abend nichts von ihrem Plan mitbekommen würden. Etwa gegen halb sieben machte Clary sich auf den Weg ins Gewächshaus. Sie hatte gar nicht bedacht, dass sie mittlerweile schon Sommer hatten, und die Sonne deutlich später unterging als noch vor ein paar Monaten. Trotzdem war sie sich nicht sicher, ob sie nicht besser bis zum nächsten Tag warteten. Wenn sie Pech hatten, begegneten sie den Vampiren in der Dunkelheit. Der einzifge Vorteil dabei wäre natürlich, dass die anderen schon schlafen würden, wenn sie zurückkehrten.

Obwohl sie wusste, dass Hodge, Izzy und Alec in der Bibliothek beschäftigt waren, versuchte Clary, auf möglichst leisen Füßen das Institut zu durchqueren. Am Treffpunkt angekommen ließ ihre Anspannung etwas nach und sie atmete endlich wieder tief durch.

Ein Schatten trat auf einmal aus der Dunkelheit. Hätte sie nicht sofort die goldenen Haare erkannt, wäre sie sicher vor Schreck in Ohnmacht gefallen. "Jace!", funkelte sie ihn wütend an. "Was habe ich dir übers Anschleichen gesagt?"

Jace grinste nur. "Ich bin ein Schattenjäger. Das liegt in meiner Natur!", rechtfertigte er sich, nicht gerade interessiert an ihrem Aufruhr.
"Apfel gefällig?"

Lässig hielt er ihr einen grünen Apfel entgegen, der an einem kleinen Klappmesser aufgespießt war. "Nein, danke", lehnte Clary bissig ab. "Wir sollten nicht trödeln."

"Da hat es jemand eilig, ich verstehe. Es muss wohl doch noch einen zweiten Grund geben, warum du den Vampir gezeichnet hast", schnurrte Jace spitz und schnitt sich selbst ein Stück Apfel ab, bevor er es genüsslich zerkaute.

"Glaub, was du willst", erwiderte Clary auf seinen Kommentar hin und wartete ungeduldig darauf, dass der Blondschopf seine Mahlzeit beendet hatte.

"Einen Moment musst du mir noch gewähren", verlangte er und zog eine Seraphklinge aus seiner Gürtelschlaufe. "Du willst dich doch wohl nicht unbewaffnet davon machen, oder?"

Vorwurfsvoll hielt er Clary das Schwert entgegen. "Du weißt ja nun, wie man sie verwendet. Überleg dir also schon mal einen Namen für später", empfahl er, bevor er sein Messer zusammenklappte und über einen Baumstamm Richtung Ausgang hüpfte.

Kopfschüttelnd folgte Clary ihm. Der Junge hatte in seiner Kindheit eindeutig zu viele Messer als Spielzeug gehabt.

Tanz des Schicksals - Shadowhunters/MalecWo Geschichten leben. Entdecke jetzt