Gedankengänge

535 33 31
                                    

Unruhig wälzte Alec sich in seinem Bett hin und her. Er konnte einfach nicht einschlafen. Das weiche Moos kratzte plötzlich überall und die Blätter fühlten sich so kühl auf seiner Haut an, dass er eine Gänsehaut bekam. Er wollte es nicht zugeben, aber dennoch wusste er es: Er vermisste Magnus' kuschlig warmes Bett. Die Bettdecke hatte sich viel zarter angefühlt als seine eigene. Sein Körper war so erschöpft, dass er tagelang durchschlafen könnte, aber Alecs Gedanken rasten wie bei einem Marathon (der bekannte Pheidippides war, auch wenn die Menschen es nicht wussten, ein Elb gewesen). Alecs Gedanken legten sich leider nicht so freiwillig zur Ruhe wie er es gerne hätte. Er konnte einfach nicht aufhören zu denken. Aufhören, sich über so vieles den Kopf zu zerbrechen. Ein Teil seiner Gedanken schweifte immer wieder zu Magnus und seinen Berührungen. Wie seine heißen Lippen über seine Haut gewandert waren und wie seine Finger durch seine Haare gestrichen hatten. Wie seine stechenden Augen nur ihn angesehen hatten. Nur ihn. Noch nie hatte Alec etwas so intensiv gefühlt, so intensiv fühlen wollen. Sein ganzer Körper sehnte sich danach, dieses Gefühl wieder zu fühlen. Wieder unter Magnus zu liegen, ihre Körper aneinandergepresst und ihre Zungen, die sie miteinander verschmelzen ließen. Zu einem. So nah aneinander.
Magnus' Stimme schallte in Alecs Kopf, als ständen sie in einem Tunnel und die Tonwellen prallten von den Wänden ab. Immer und immer wieder, bis die Töne irgendwo im Tunnel verschwanden und die nächsten ertönten.

"Wir sollten aufhören."
Alec schüttelte den Kopf und zog Magnus stur wieder zu sich herunter. Er drückte seine Lippen wieder auf Magnus' und bat um Eintritt in seinem Mund, aber Magnus blockte ab und wich zurück. Unzufrieden grummelte Alec und schloss die Lücke zwischen ihnen wieder.
"Alec, ich mein's ernst", versuchte Magnus es wieder, belustigt lächelnd. Aber Alec war es egal. Er wollte nicht aufhören. Er wollte Magnus. Er legte seine Hände wieder auf Magnus' Gürtel. Bevor er ihn jedoch öffnen konnte, drückte Magnus ihn wieder von sich weg. "Alexander", flüsterte er.
"Niiicht", wehrte sich Alec. Wenn Magnus ihn nicht seinen Gürtel öffnen ließ, würde er eben etwas anderes probieren. Mit den Fingern fuhr er von der Schnalle über die weiche Haut darüber. Sein Plan war es gewesen, über Magnus' gesamten Oberkörper zu streichen, aber er unterbrach sich selbst, denn eine Stelle an Magnus' Bauch ließ ihn stutzen.
"Du hast keinen Bauchnabel", stellte er fest.
Magnus kicherte. "Weil ich ein Hexenwesen bin."
"Mmh", murmelte Alec und fuhr mit den Fingern über die weiche Haut.
"Okay, Alexander, wir sollten hier jetzt wirklich aufhören", versuchte Magnus es wieder.
"Neiin...Wieso?", widersprach Alec. Seine Augen fühlten sich plötzlich an, als wäre die Luft darum deutlich schwerer geworden und würde seine Augenlider nach unten drücken. Er musste blinzeln und gähnte.
"Deshalb, mein Süßer. Du bist schon ganz müde. Und ich übrigens auch. Es war eine ganz schöne Tortur, dich hierher zu bringen."
Magnus, der immer noch auf Alec gesessen hatte, rollte sich von ihm runter und stand auf. Er zog sich aus, zu Alecs Bedauern jedoch nur bis auf seine Unterwäsche. Er stellte sich vor den Spiegel bei dem stahlblauen Tisch und schnippte mit den Fingern. Als er sich wieder umdrehte, war all das Glitter und die dunkle Farbe, die vorher noch seine Augen umrahmt hatte, aus seinem Gesicht verschwunden. Seine Haare sahen jetzt sogar noch viel weicher aus. Sie standen nicht mehr so kerzengrade nach oben, sondern hingen in dicken Strähnen in sein Gesicht. Aber Magnus sah immer noch genauso gut aus. Alec könnte sich wirklich an den Anblick gewöhnen. Er kniff seine Augen zusammen, die so langsam vor Müdigkeit zu brennen begannen. Nicht, dass er das zugeben würde.
"Ich schätze, du willst deine lästige Hose auch loswerden?", fragte Magnus mit einem verführerischen Grinsen auf den Lippen. Wieder schnippte er mit den Fingern. Schlagartig waren Alecs Hose und seine Socken verschwunden und er starrte auf seine Unterwäsche, die nur bedingt die Beule darunter verbarg.
"So in Boxershorts gefällst du mir gut", zwinkerte Magnus.
"Boxershorts?", fragte Alec verwirrt.
"Ach, ihr Feenwesen seid echt irgendwo im achtzehnten Jahrhundert steckengeblieben", seufzte Magnus und ließ sich neben Alec fallen.

Tanz des Schicksals - Shadowhunters/MalecWo Geschichten leben. Entdecke jetzt