"Alec? Wieso sollte Alec hier sein?", fragte Magnus verwundert zurück. Eigentlich war er nicht ganz so verwundert. Es lag auf der Hand, dass Alec sich theoretisch bei ihm aufhalten könnte.
Vielleicht versuchte er mit der Gegenfrage auch nur das sich langsam in ihm ausbreitende Gefühl der Panik zu verdrängen.
Denn Alexander war nicht bei ihm.
Und er war offensichtlich auch nicht bei seinen Freunden und dem Blonden namens Trace, wenn sich Magnus recht erinnerte.
Die Frage, die Magnus auf jeden Fall nicht hören oder denken wollte war: Wo war Alec dann?"Wir haben versucht, ihn mit einer Tracking-Rune zu finden, aber es hat nicht funktioniert", erklärte Isabelle kurz darauf, während sie die Tasse mit heißem Kakao, die vor ihr stand, immer noch ignorierte.
Magnus hatte versucht, ruhig zu bleiben, hatte die drei Einbrecher - er wollte ja nicht unbarmherzig klingen, aber im Endeffekt waren sie doch genau das - in seine Küche gelotst und schnell ein paar Kekse und heiße Schokolade herbeigezaubert.
Er wollte ja nicht als schlechter Gastgeber bezeichnet werden können, auch wenn das, den Umständen entsprechend, vielleicht nicht das größte Übel gewesen wäre.
"Er war bei mir, aber er ist schon heute morgen wieder gegangen", meinte er abwesend. Er fühlte sich schuldig. Hätte er Alec nicht so verletzt, wäre er bestimmt sicher am Lichten Hof angekommen. Wer wusste, wo er sich nun aufhielt und was er angestellt hatte.
Magnus musste ihn umbedingt finden. Er könnte es sich nie verzeihen, wenn Alexander seinetwegen etwas zustieß.
"Womit habt ihr ihn versucht zu finden?", fragte Magnus und Isabelle legte einen Dolch vor ihm auf den Küchentisch.
"Mmh", murmelte Magnus und begann, mithilfe der Waffe Alecs Standort herauszufinden.
"Das haben wir doch schon versucht. Es hat nichts gebracht", bemerkte Jace.
"Hexenmeister-Tracking ist stärker, mein Lieber", meinte Magnus nur und fuhr fort. Leider musste auch er feststellen, dass von Alec keine Spur war.
"Sag ich doch", grummelte Jace leise.
Magnus entschloss, ihn nicht leidern zu können. Als sie gemeinsam am Lichten Hof gewesen waren, hatte er nicht viel Kontakt mit ihm gehabt. Ihm war aufgefallen, dass der Junge offenbar viel von sich hielt und er ihm seltsamerweise erstaunlich bekannt vorkam, aber mehr auch nicht. Als sie dann am Abend des Tages im Hunters Moon gesessen hatten, hatte Magnus glücklicherweise alle Hände und Gläser voll (beziehungsweise leer) mit Alexander zu tun gehabt.
"Vielleicht ist die Waffe zu wenig. Sie gehört Alec und Izzy. Wir könnten einen anderen Besitz holen gehen", warf Clary ein.
"Das wird nicht nötig sein. Die Spur führte nicht zu Isabelle, also muss sie zu Alec führen. Würde es denn funktionieren, natürlich", erwiderte Magnus.
"Habt ihr wirklich überall nach ihm gesucht, wo es nur möglich ist?", versicherte er sich.
Clary und Isabelle nickten niedergeschlagen.
"Es ist bestimmt wegen Mutter", sagte Isabelle traurig.
Magnus atmete tief durch. Das war alles seine Schuld. Er sollte auch die Verantwortung übernehmen.
"Das denke ich nicht. Natürlich geht es deinem Bruder nicht gut deswegen, aber er hätte euch in dieser Situation niemals so lange alleine gelassen. Nein, es...es ist meine Schuld."
Magnus stoppte kurz, bevor er fortfuhr. "Er hat mir erzählt, wie es am Lichten Hof vor sich geht. Alilias Ermordung, das Verbot, andere Unterweltler oder Schattenjäger zu treffen...Ich wollte nicht, dass ihm etwas zustößt, meinetwegen. Deshalb habe ich ihm gesagt, ich wolle ihn nicht mehr sehen. Ich habe ihn verletzt, damit er sich von mir fernhält."
"Was? Wie konntest du das tun?", rief Isabelle aufgebracht und sprang auf, aber Clary drückte sie zurück auf ihren Stuhl.
"Es ist nicht deine Schuld, Magnus. Du wolltest ihn nur beschützen", widersprach sie sanft.
"Ja, du hast recht, Biscuit. Aber das alles hier wäre gar nicht erst passiert, wenn ich mich direkt von ihm ferngehalten hätte, als er mir von dem Verbot erzählt hat, als es noch nicht so wehgetan hätte. Stattdessen bin ich mit ihm nach Paris gereist." Magnus stieß ein ersticktes Lachen aus.
"Du hättest das doch nicht ahnen können", nahm Clary ihn in Schutz.
"Aber ich hätte vorsichtiger sein können", sagte Magnus leise. "Na ja. Jetzt kann ich es sowieso nicht mehr ändern."
"Doch, kannst du", entgegnete Isabelle. "Wir werden ihn finden und wenn wir die ganze Stadt absuchen müssen."
Magnus nickte. "Okay. Du hast recht. Wir suchen als erstes das Gebiet um mein Apartment ab. Alec kennt sich hier nicht aus, er wird nicht weit gekommen sein."
Mit einem Schnippen tauchte Magnus' Handy in seiner Hand auf. Er schaltete es ein, um mit Goldlocke und den Mädchen seinen Stadtteil unter die Lupe zu nehmen.
Als der Bildschirm aufleuchtete, erstarrte Magnus. Fünf verpasste Anrufe von Luke Garroway.
So schnell er konnte rief er zurück. Lucian war niemand, der oft mit ihm telefonierte, es musste also ein Notfall sein.
"Luke Garroway, hallo?", meldete sich eine Stimme am anderen Ende der Leitung.
"Lucian. Was ist passiert?", fragte Magnus, ohne um den heißen Brei herumzureden.
"Magnus, gut, dass du anrufst. Ich habe versucht, dich zu erreichen. Dein Elbenfreund, der Freund von Clary, war heute Morgen im Hunters Moon. Er wurde abgeführt von drei anderen Elben. Maia konnte jedoch niemanden identifizieren."
Magnus erstarrte. Genau das war eingetroffen, wovor er Alec hatte beschützen wollen.
Er brachte nur ein einfaches "Danke, Lucian" heraus, bevor er sein Handy sinken ließ.
"Was ist los, Magnus?", fragte jemand, aber Magnus bekam gar nicht mit, wer es war.
"Alec. Er wurde festgenommen. Von Elben", berichtete er mit zittriger Stimme.
Wenn Alecs Freunde vorher besorgt um ihn gewesen waren, dann hatten sie jetzt erst recht Angst. Genau wie Magnus.
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Tanz des Schicksals - Shadowhunters/Malec
Fanfiction[pausiert] Sowohl die Geschwister Alec und Isabelle als auch Clary werden das Gefühl nicht los, nicht das für sie geschaffene Leben zu führen. Die drei Freunde leben am Lichten Hof, wo Gehorsam das oberste Gebot ist. Als plötzlich drei Fremde namens...