Behutsan legte Magnus Alec aufs Bett, nachdem er endlich aufgehört hatte zu weinen. Nicht, dass es Magnus gestört hatte, dass Alec sich ihm öffnete, aber Alec so zu sehen brach ihm das Herz.
Er deckte ihn zu und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. "Ich bin gleich wieder da, mein Süßer", versprach er.
Er wandte sich ab, doch Alec hielt ihn zurück.
"Bitte bleib", bat er.
"Okay", willigte Magnus ein und kroch neben ihn auf die andere Seite des Bettes. Wieso alles selbst machen, wenn man Magie hatte?
Er schnippte mit den Fingern und hielt daraufhin einen feuchten Waschlappen in der Hand, mit dem er vorsichtig die getrockneten Tränen aus Alecs Gesicht wischte.
"Mach die Augen zu", flüsterte er, bevor er über Alecs Augen tupfte.
Während er den Waschlappen wieder verschwinden ließ, rutschte er unter die Decke und legte seinen Arm um Alec, der sich an ihn kuschelte und seine Arme um ihn schlang.
"Tut mir leid, dass ich den Abend ruiniert habe", murmelte er gegen Magnus' Brust.
"Du hast gar nichts ruiniert", widersprach Magnus und lehnte seinen Kopf an Alecs.
Eine Zeit lang sagte Alec nichts mehr, nur noch ihr gleichmäßiges Atmen war zu hören.
"Ich habe Angst", gestand Alec dann leise.
Magnus sagte nichts - er wollte Alec seine Zeit lassen. Wenn er etwas sagen wollte, würde er es tun.
"Ich habe so Angst, dass ich Izzy nicht beschützen kann", hauchte er und Magnus merkte, wie er unkontrolliert einatmete, als würde er gleich wieder schluchzen.
Magnus wurde bewusst, wie verzweifelt Alec sein musste. Er hatte nicht geahnt, dass die Umstände im Feenreich sich so zugespitzt hatten, bis Alec ihm vom Tod seiner Mutter erzählt hatte.
Er konnte sich gut vorstellen, wie das für Alec sein musste. Er selbst hatte seine Mutter verloren - vor vielen Jahrhunderten zwar, aber die Erinnerung und der Schmerz verschwanden nie vollkommen, sie verblassten bloß.
Beruhigend strich er Alec durch seine unordentlichen schwarzen Haare. "Du musst nicht alles und jeden beschützen, Alexander."
Alec drückte seine Finger in seinen Rücken und drehte seinen Kopf an seiner Brust.
"Aber Izzy ist meine Schwester. Und ich bin die einzige Familie, die sie noch hat", klagte er.
"Familie ist nicht immer nur das, wo man hineingeboren wird. Sie hat auch noch Clary. Außerdem habe ich den Eindruck, dass sie sich ganz gut selbst verteidigen kann", wandte Magnus ein.
"Aber sie ist unglücklich. Sie und Clary. Sie sind beide unglücklich und ich kann nichts dagegen tun", entgegnete Alec.
"Ich bin mir sicher, dass du das bist, was die beiden am glücklichsten macht", sagte Magnus.
"Wieso denkst du das?" Verwundert hob Alec seinen Kopf und schaute in Magnus' Augen.
Alec sah so unschuldig und verwundbar aus, wie er ihn fragend anblickte. Seine langen dunklen Wimpern warfen im gedimmten Licht Schatten auf seine Haut, seine blauen Augen wirkten klar, aber doch von so viel Verzweiflung erfüllt. Alexander war wunderschön.
"Wie könnte es nicht so sein?", hauchte Magnus.
"Ich wünschte, wir könnten einfach abhauen. Ich würde mit Clary und Izzy irgendwohin gehen, wo uns keiner kennt und wo sie sicher sind. Dann könnte ich mich immerhin richtig um sie kümmern. Und sie müssten keine Angst haben", seufzte Alec.
"Alexander, es liegt nicht in deiner Verantwortung, für die beiden zu sorgen", meinte Magnus. Er fand es zwar bemerkenswert, wie viel Alec seine Schwester und seine Freundin bedeuteten, aber vielleicht war er auch ein wenig zu selbstlos.
"Aber sie sind noch so jung, Mag-"
"Du bist auch noch jung, Alec", unterbrach Magnus ihn. "Du musst nicht immer so selbstlos sein. Das bringt dich noch um."
Alec schüttelte den Kopf. "Ich bin nicht selbstlos. Ich bin egoistisch. Ich habe Alilia ausgefragt, ohne daran zu denken, dass ihr Gefahr drohen könnte. Und jetzt? Jetzt ist sie tot und Isabelle könnte das Gleiche passieren, so viele Regeln wie sie immer bricht. Und was mache ich? Ich liege hier mit dir, statt auf sie aufzupassen. Und dazu ist es mir noch verboten, was heißt, dass ich Gefahr laufe, eingesperrt zu werden, um dann erst recht nicht mehr für Izzy da sein zu können", redete Alec sich in Rage.
"Alexander...wenn du, wärst du nicht egoistisch, nicht bei mir wärst...dann bin ich froh, dass du es bist", gab er kleinlaut zu.
Wenn etwas egoistisch war, dann das, das war Magnus bewusst, aber er konnte es nicht ändern. Er wollte nicht, dass sich Alexander von ihm fernhielt.
"Und wegen deiner Mutter...es ist nicht deine Schuld, dass sie gestorben ist. Sie wurde umgebracht. Der Verantwortliche dafür ist schuld, nicht du. Du wolltest nur deine Familie beschützen. Jeder andere hätte das auch getan."
Alec reagierte nicht. Als Magnus ihn ansah, bemerkte er, dass er sein Gesicht verzogen hatte. Er hatte die Augen zusammengekniffen und die Lippen zusammengepresst und drückte sich fest an Magnus.
Der atnete tief ein, sodass er Alecs Geruch wahrnehmen konnte. Er roch nach nackter Haut und Minze mit einem Hauch von Rose.
Erstaunlich; Magnus hatte nicht gedacht, dass Alec Rosenduft mochte, zumindest nicht an sich selbst.
Er strich mit seinen Fingern über die weiche, blasse Haut an Alecs Rücken. Er musste an das Verbot denken, wonach es Alec nicht erlaubt war, ihn zu treffen.
Was heißt, dass ich Gefahr laufe, eingesperrt zu werden.
Alecs Worte hallten in seinem Kopf wieder wie ein Echo.
Er war der Grund, weshalb Alec in Gefahr war. Wegen ihm könnte Alec in einem Verlies landen - oder wo auch immer sonst die Elben ihre Gefangenen einsperrten. Alec könnte vielleicht sogar getötet werden. Der Gedanke daran ließ Magnus erschaudern.
Wenn du, wärst du nicht egoistisch, nicht bei mir wärst, dann bin ich froh, dass du es bist.
Das stimmte. Magnus war froh, dass Alec bei dieser einen Sache nicht den selbstlosen Helden von Isabelle und Clary spielte, sondern sich mit ihm traf. Denn er meinte es ernst, wenn er sagte, dass es Alec noch umbringen würde, sich selbst nichts zu gönnen. Es war gut, wenn Alec manchmal egoistisch war.
Aber Magnus würde das nicht sein. Nicht, wenn er damit Alexander, seinen Alexander, in Gefahr brachte.
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Tanz des Schicksals - Shadowhunters/Malec
Fanfiction[pausiert] Sowohl die Geschwister Alec und Isabelle als auch Clary werden das Gefühl nicht los, nicht das für sie geschaffene Leben zu führen. Die drei Freunde leben am Lichten Hof, wo Gehorsam das oberste Gebot ist. Als plötzlich drei Fremde namens...