Besuch

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Verwundert drehten sich alle um. Jocelyn zog Clary beschützend an sich und Isabelle griff vorsichtshalber nach ihrer Elektrumpeitsche.

Sie wusste nicht, was in Jocelyns Vergangenheit alles passiert war, aber Isabelle war sich sicher, dass sie und die Schattenjäger, zumindest der Zirkel, nicht gerade beste Freunde waren. Sie musste auf alles vorbereitet sein.

Damit, dass, als Luke die Tür öffnete, ihr großer Bruder Alec davor stand, hatte sie nicht gerechnet und so zuckte sie ertappt zusammen.

"Alec", sagte sie überrascht.

"Isabelle", entgegnete dieser mit zusammengekniffenen Augenbrauen.

Isabelle hätte schon an seinem Gesichtsausdruck erkennen können, dass er sauer war, aber dass er sie bei ihrem ganzen Namen nannte, bestätigte dies nochmal.

"Isabelle, was hast du dir dabei gedacht?", rief Alec aufgebracht. Er beachtete niemanden mehr außer ihr und sie wusste, es war zu spät, um zu fliehen. Diese Schimpftirade würde sie über sich ergehen lassen müssen.

"Wolltest du euch umbringen?", fuhr Alec wütend fort.

Nun spürte auch Izzy die Wut in sich aufsteigen.
"Nein, wollte ich nicht! Ich wollte Clary helfen! Und das habe ich auch, wie du siehst!"

"Indem du sie zu einer wildfremden Frau bringst?! Euch hätte wer weiß was passieren können! Stell dir mal vor, die Schergen der Königin hätte euch gefunden! Sie hat uns einmal gehen lassen, aber denkst du wirklich, sie würde das nochmal tun, wenn sie uns in die Finger kriegt? Oder denkst du, ihre Untertanen, die, die uns jahrelang verachtet haben, nutzen nicht die Chance, euch umzubringen, wenn ihr ihnen in die Arme lauft? Wie konntest du denn so naiv sein? Weißt du es denn nicht besser?", brüllte Alec.

Natürlich ließ sie es sich nicht anmerken, aber dass Alec sie naiv nannte, traf Izzy mehr als sie gedacht hatte.

"Du nennst mich naiv? Du bist doch der, der mit einem jahrhundertealten Hexenmeister ausgeht, den du kaum kennst, und mit ihm durch die Welt reist, obwohl ihr überall erkannt werden könntet! Das ist naiv! Dass du dir einbildest, Magnus sei dein großer Retter und könne dich vor allem beschützen! Das haben vor dir doch schon wer weiß wie viele seiner Liebhaber gedacht! Ich wollte Clary helfen und bin nicht so feige und verstecke mich vor den Problemen, so wie du! Du bist Robert doch seit unserem letzten Gespräch nicht ein einziges Mal unter die Augen getreten! Du behandelst mich wie ein Kind, Alec! Ich bin nicht mehr deine Baby-Schwester!", feuerte Izzy wütend und ohne Pause zurück. Ihre Stimme brach fast von all der Wut, die sie herausließ.

Es war ihr in diesem Moment so egal, dass Jocelyn und Luke da waren. Alles, was zählte, war, sich gegen Alec zu wehren. Wieso war er immer nur wütend auf sie, wieso nicht auch auf Clary? Okay, vielleicht hatte sie Clary dazu überredet, Jocelyn zu suchen, aber was war so schlimm daran? Es war ja nicht so, als sei etwas passiert oder als sei Jocelyn eine Axtmörderin oder Luke ein großer böser Werwolf, der sie umbringen wollte.

Izzy sah, wie das vor Wut angespannte Gesicht ihres Bruders bei ihren Worten Schock wich. Seine Augen weiteten sich und er schnappte kurz nach Luft. Seine Unterlippe zitterte, wie oft, wenn ihn etwas traf, und Izzy wusste, dass ihre Worte genau dies erreicht hatten.

Vielleicht hätte Izzy den Part mit Magnus weglassen sollen, ebenso wie den Teil mit Robert, aber nun war es zu spät und sie fühlte nur den freien Platz in ihrem Brustkorb, dort, wo eben noch die bedrückende Wut gelegen hatte. Es tat gut, sie rauszulassen.

Izzy sah, wie Alec sich wieder fing, indem er ein paar Mal blinzelte und seinen Blick hin und her wandern ließ.

"Wenn du das so siehst, Izzy, dann macht, was ihr wollt", sagte Alec.

In seiner Stimme war nichts mehr von Wut zu hören. Er sprach leise, fast monoton. Als Izzy ihn ihren Namen sagen hörte, spürte sie ein schmerzhaftes Stechen in ihrer Brust. Denn Alec hatte sie nicht mehr beim ganzen Namen genannt, als sei er sauer, sondern Izzy, als verzeihe er ihr, als glaube er ihr.

Alec kehrte um und sobald die schwere Tür ins Schloss fiel, fielen auch die Schuldgefühle auf Izzy ein. Sie hatte Alec verletzen wollen, das hatte sie geschafft, aber nun bereute sie es.
Sie kannte ihren Bruder gut genug, um zu wissen, wie ernst Alec ihre Worte nahm. Er hatte ihr immer Glauben geschenkt, egal, was sie gesagt hatte. Ob sie verleugnet hatte, den letzten Blaubeerkuchen gegessen zu haben, oder behauptet hatte, seine Pfeile seien von einem Kobold zerbrochen worden.

"Izzy, was sollte das denn?", fragte Clary hinter ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter, um sie zu sich zu drehen, aber Isabelle stürmte nach vorne und riss die Tür auf.
Suchend blickte sie sich im Flur um, aber Alec war schon verschwunden.

Verzweifelt kniff Isabelle ihre Augen zusammen, in denen sich die Tränen bildeten. Sie raufte sich die Haare, ohne Acht auf die Zerstörung ihrer Frisur zu legen.

"Izzy!", hörte sie Clary plötzlich warnend rufen, doch als sie sich verwundert zu ihr drehte, war es bereits zu spät.

Sie stieß ein lautes "Aahhh!" aus, als sie etwas von den Füßen riss und sie mit einem dumpfen Rumms auf dem Boden landete.



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Hallo!

And again, I'm so sorry, dass jetzt wieder erst ein Kapitel kommt.
Ich könnte euch jetzt haufenweise Gründe dafür auflisten, aber das macht es auch nicht besser.
Aber: Ich habe jetzt frei und somit auch Zeit zum Schreiben!

Wie geht es euch? Hat euer Herbst gut angefangen? Mögt ihr den Herbst?
Meine Lieblingsjahreszeit ist es ja nicht. 😅

Funfact: Wenn ich schreibe, versetze ich mich in die Person hinein. Ich glaube, ich habe vorhin ziemlich wütend auf meinen Handybildschirm gestarrt. 😂

 

Tanz des Schicksals - Shadowhunters/MalecWo Geschichten leben. Entdecke jetzt