Klingen der Dunkelheit

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"Guten Morgen, Alec", riss Magnus' Stimme ihn aus dem Schlaf.
Genervt murrte Alec ins Kissen hinein.
"Zeit zum Aufstehen", versuchte Magnus es weiter.
"Dafür, dass du gestern so sauer warst, weil ich dich geweckt hab, bist du jetzt ganz schön gut gelaunt", meckerte Alec beleidigt. Er wollte noch weiterschlafen. Das Bett war viel zu schön, um es zu verlassen.
"Alec, deine Schwester und Clary vermissen dich bestimmt schon."
Alec spürte, wie sich das Bett senkte.
"Da macht die Zeit, in der ich liegenbleibe auch keinen Unterschied mehr." Er versenkte seinen Kopf demonstrativ unter dem Kissen.
"Das vielleicht nicht, aber leider muss ich zu einem Klienten. Du kannst zwar gerne noch hierbleiben, aber ich kann dich nicht mit meiner Anwesenheit beglücken."
Stöhnend räkelte Alec sich. "Was für ein Klient? Wieso triffst du dich so früh mit einem Klienten? Was machst du überhaupt mit dem?" Den Gedanken, was Magnus mit diesem sogenannten Klienten machen könnte, schob er ganz schnell zur Seite. Schließlich lag er ja wohl gerade in Magnus' Bett, nicht wahr? Wobei, wenn man ihn und die Königin in Betracht nahm... Er wusste ja nicht, wie die anderen Unterweltler das mit Treue so sahen. Bei Feenwesen schwuren sie sich zwar Treue in der Liebe, aber nicht was Verhältnisse mit anderen anging.
Magnus zog gekonnt die Bettdecke weg. "Wie du weißt sind Menschen nicht so bewandert was Magie angeht, sie lassen sich also gelegentlich mit den Kräften eines Hexenmeisters aushelfen, was übrigens besser ist wie wenn sie sich selbst an etwas versuchen, das sie nicht können. In den Zwanzigern war da einmal dieser Mann, er hielt sich für besonders schlau und versuchte, einen Höheren Dämon herbeizurufen. Es endete nicht so gut."
"Was ist passiert?", fragte Alec nach, während er sich aufsetzte. Jetzt war er sowieso wach.
"Er fackelte das Haus ab."
"Ah. Naja, dann geh mal lieber zu deinem Klienten, bevor er noch ein Feuer legt", seufzte Alec.
"Mmh. Aber vorher wird gefrühstückt. Nicht, dass du mir noch verhungerst. Oder mir schlechte Gastfreundschaft vorwirfst."
Mit einem Schnippen tauchte ein Tablett vor Alec auf, gefüllt mit einem Glas Orangensaft (Magnus musste sich daran erinnert haben, wie gerne Alec den beim letzten Mal getrunken hatte - Alec musste bei dem Gedanken lächeln), einem Teller mit gebratenem Brot (Magnus hatte das, wenn Alec richtig lag, Toast genannt), beschmiert mit Marmelade (das gab es auch im Feenreich, eigentlich war es sogar eine Erfindung der Feenwesen), Kaffee (darauf freute Alec sich besonders, auch wenn er am Vortag davon seltsamerweise etwas hibbelig geworden war, allerdings war er sich nicht sicher, ob das nicht doch an Magnus' Anwesenheit gelegen hatte) und ein leckeres Croissant (aus Frankreich, wie Magnus gerade stolz verkündete) sowie ein großes aufgeklapptes längliches Brot mit Salat, Tomaten und Mozzarella (Alecs Lieblingskäse, woher wusste Magnus das bloß?). Dazu wieder das kleine Döschen mit Zucker (ein Löffel, diesmal würde Alec es mit dieser Menge versuchen).
"Okay, wenn es dich nicht stört, würde ich mich schon mal auf den Weg machen. Dieser Kunde ist äußerst pingelig, sonst hätte ich ihn verdonnert, hierhin zu kommen. Schließlich mache ich mich nicht zum Affen, indem ich den Leuten hinterherrenne, aber naja, sein genannter Preis hat mich dann doch überzeugt." Magnus rieb seinen Daumen an seinem Zeige- und Mittelfinger und sah ihn verschwörerisch an (Alec wusste nicht, was Magnus damit meinte, aber er fand es heiß).
"Nehm ruhig nachher ein entspanntes Bad, Shampoo und Duschgel steht wie letztes Mal auf der Halterung, Handtücher und Kleider liegen auf dem braunen Schränkchen." Magnus stand auf - bis dann hatte er noch neben Alec gesessen - und strich die schwarze Hose mit den herunterhängenden Hosenträgern glatt (Alec überlegte, ob er Magnus darauf aufmerksam machten sollte, dass er vergessen hatte, seine Träger über die Schultern zu schnallen).
"Shampoo?", fragte er stattdessen.
"Shampoo?" Magnus zog fragend die Augenbrauen hoch.
"Shampoo. Was war das wieder?", verdeutlichte Alec seine Frage.
"Alexander, das ist das, mit dem man sich die Haare wäscht. Du hast es doch schon mal hier benutzt", klärte Magnus ihn auf, einen verwunderten und gleichzeitig amüsierten Ausdruck auf dem Gesicht.
"Mmh, nee, eigentlich nicht", gab Alec zu. "Ich wusste nicht, was du damit gemeint hast und wofür ich es benutzen sollte", gab er zu. Da war wieder diese Unsicherheit, die in Magnus' Nähe normalerweise vollkommen verschwand und nur wieder auftauchte, wenn er mal wieder etwas Dummes sagte. Verlegen senkte er den Kopf.
"Ach, deshalb hast du nicht nach dem Shampoo gerochen, das ich dir hergezaubert hatte. Ich hatte mich schon gewundert. Naja, ich hab Minze und Waldmeister für dich, ich dachte, das magst du doch."
Alec musste lächeln. Er war froh, dass Magnus sich nicht über ihn lustig machte, sondern einfach weiterredete. Seine Brust fühlte sich plötzlich so warm an, denn alles kribbelte darin und in seinem Bauch.
"Also dann, ich bin weg, zieh einfach die Tür hinter dir zu. Ich hab dir übrigens eine Karte von New York bei die Tür gelegt, damit du den Central Park findest." Magnus beugte sich kurz zu ihm runter und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, die von dem Orangensaft noch feucht waren.
Bevor er aus der Tür rauschen konnte, hielt Alec ihn auf. "Magnus, du hast deine Hosenträger vergessen."
"Mode, Darling", zwinkerte Magnus.
Danach rauschte er aus der Tür. Alec roch trotzdem noch seinen Geruch, der wie eine Duftmarkierung im Raum hing.
Nachdem er gegessen hatte, ging er ins Badezimmer. Auf der Ablage lag die Kleidung, die er beim ersten Mal in Magnus' Wohnung dagelassen hatte. Er lächelte. Magnus hatte seine Sachen aufgehoben. Und so musste er glücklicherweise nicht wieder irgendein Glitzerhemd oder eine Nietenhose anziehen. Vor dem Spiegel lag ein Rasiermesser, das eindeutig noch neu war. Kurzerhand beschloss Alec, es zu nutzen. Anschließend stellte er sich unter die Dusche (vorher zog er sich aus, aber viel auszuziehen gab es ohnehin nicht, schließlich hatten Magnus und er sich am Vorabend ausführlich geküsst).
Er fand es super angenehm, dass das Wasser von oben herunterfiel wie bei einem Wasserfall.
Sein Blick wanderte zwischen der türkisen Flasche, auf der Minze & Waldmeister stand und der schönen Glasflasche mit der karamellfarbenen Flüssigkeit hin und her. Er öffnete letztere und roch daran. Magnus. Wenn es einen Geruch gäbe, der Magnus beschrieb, dann wäre es dieser. So süß, aber trotzdem männlich. So wundervoll. Alec wusste gar nicht, wie er den Geruch besser beschreiben sollte außer mit dem Wort Magnus.
Magnus würde bestimmt nichts dagegen haben, wenn er diese Flasche benutzte...

Tanz des Schicksals - Shadowhunters/MalecWo Geschichten leben. Entdecke jetzt