Tanz des Schicksals - Shadowhunters/Malec

Ravener

"Izzy!", hörte sie Clarys Stimme im Hintergrund. Sie konnte sie nicht orten. Sie schien weit entfernt. Isabelles Kopf fühlte sich an, wie in Watte eingewickelt. Leicht, warm, alles drehte sich.

Ein schweres Gewicht lastete auf ihrem Rücken, doch ihr fehlte die Kraft, sich zu wehren.

Plötzlich hörte sie einen dumpfen Schlag und ein Krächzen, dann fühlte sie sich frei.

Das Ganze waren womöglich nur einige Sekunden gewesen, Isabelle konnte es nicht einschätzen.

"Izzy!" Clarys Stimme war nun ganz nah und sie spürte ihre zarten Hände, wie sie sie nach oben hievten.

"Geht's dir gut?", fragte sie besorgt und stützte die Schwarzhaarige.

Langsam klärte sich die Sicht vor Isabelles Augen, die Watte verschwand.

"Geht schon. Hab mir wohl den Kopf gestoßen."

Jetzt erkannte sie auch, was sie umgehauen hatte.
Es war ein monströses Biest. Isabelle brauchte nicht lange, um es zu identifizieren. Sie hatte ihre freie Zeit im Institut damit genutzt, den Schattenjäger-Codex zu studieren und sich die verschiedenen Dämonenarten einzuprägen.

Lang, schuppig, mehrere schwarze Augen, dicke, abgeflachte Schnauze, stacheliger Schwanz und zahlreiche Beine mit spitzen Klauen: eindeutig ein Ravener.

Reflexartig griff Isabelle nach ihrer Peitsche und holte damit aus.
Diese umschlang eines der Beine und mit einem kräftigen Ruck riss sie dem Dämon das Bein heraus.

Dickflüssiges, schwarzes Sekret lief aus der Wunde, aber weiter schien der Dämon sich nicht daran zu stören.

"Pass auf seinen Schwanz auf, Clary!", rief Izzy. "Er hat einen Giftstachel!"

Clary stand neben ihr, bereit für den Kampf. Sie zückte zwei Dolche und zielte damit auf die Kreatur.

Einer davon traf den Ravener an der Seite und bohrte sich durch die grünlichen Schuppen.
Der Ravener sprang zurück und der zweite Dolch schlitterte über seinen Panzer und landete schließlich auf dem Boden.

"Versuch ihn am Kopf zu treffen!", meinte Isabelle und schlang ihre Peitsche um den Hals des Ravener.

Dieser versuchte sich zu wehren, zappelte und sprang hin und her, doch Izzy ließ nicht locker, obwohl sie befürchtete, dass er ihr die Schultern auskugeln würde.

Clary schlug mit ihrem Schwert nach dem Dämon, doch er war zu flink und wich jedes Mal um Haaresbreite aus.

Er zischte wütend und grüne schmierige Flüssigkeit tropfte aus seinem Mund.

Als Clary erneut ausholte, sprang das Biest plötzlich vorwärts, genau auf Clary zu.
Isabelle hörte sie neben ihr erschrocken aufschreien und versuchte, den Dämon mit ihrer Peitsche von ihr wegzuziehen, doch er hatte zu viel Schwung.

Sie dachte, er würde Clary erwischen.
Wenn nicht mit seinen spitzen Fangzähnen oder seinen scharfen Klauen, dann mit seinem giftigen Schwanzstachel.

Doch in letzter Millisekunde sah sie aus dem Augenwinkel ein Schatten auftauchen.
Erst die Spitze einer Klinge, dann das weißliche Leuchten der Schneide und schließlich den Führer der Seraphklinge, Jocelyn.
Sie sprang von der Seite auf den Ravener zu und ließ ihre Waffe durch seinen Hals gleiten.

Der Dämon hatte nicht einmal die Zeit aufzuschreien, so schnell war er tot.
Der Korpus sackte in sich zusammen, schrumpfte immer weiter, bis schließlich nichts mehr von ihm übrig war.

"Geh in die Hölle!", stieß Jocelyn mit wütendem Blick aus.
"Clary, Schatz, geht es euch gut?", fragte sie dann an die Mädchen gewandt.

Diese standen fassungslos da, schwer atmend. Isabelle hatte ihre Hand auf Clarys Arm gelegt.