Abreise

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Ruckartig erhob Robert sich von seinem Stuhl. Seine Fingerknöchel lagen auf der Tischplatte, während er sich nach vorne beugte und Alec eindringlich anstarrte.

"Ist das wahr, was du mir gerade erzählt hast?", presste er hervor.

Schluckend nickte Alec. Er wusste nicht, was jetzt passieren würde, aber er bemerkte Roberts sichtliche Anspannung und dass er gewiss nicht tatenlos herumsitzen würde.

Robert schien angestrengt zu überlegen, er war sichtlich in Aufruhr. Sein Kopf war rot und Alec traute ihm zu, dass er gleich den Stapel Unterlagen von dem teuren Mahagonitisch fegen würde.
Glücklicherweise tat er es nicht.

Stattdessen ordnete er an, Alec solle Maryse und Hogde suchen gehen und sie zu ihm ins Büro schicken.

"Ich werde unterdessen einen Hexenmeister herbestellen. Er soll mir ein Portal nach Alicante öffnen", erläuterte der Mann.

Bei dem Wort Hexenmeister wurde Alec hellhörig.
"Magnus?", fragte er.

Für einen kurzen Moment blickte Robert ihn argwöhnisch an und kniff die Augen zusammen, doch dann antwortete er jediglich:

"Ja. Den Hohen Hexenmeister."

Während Alec sich aus dem Büro zurückzog, ärgerte er sich, dass Robert offenbar nichts als einen Hexenmeister in Magnus sah. Nicht eimal bei seinem Namen nannte er ihn.
Am liebsten wäre er zurück ins Zimmer gestürmt und hätte Robert seine Meinung vorgehalten.

Hätte ihm gesagt, dass Magnus' Hexenmeisterdasein nicht das Einzige war, das ihn ausmachte.
Dass hinter seinem Namen weit mehr als nur sein amtlicher Titel steckte.

Aber natürlich war dies ein äußerst uneeigneter Moment, um einen Streit mit seinem Vater, dem Institutsleiter, anzufangen, deshalb hielt sich Alec zurück.

~ * ~

"Was denkt ihr, wieso dauert das so lange?", fragte Izzy.

Sie, Clary, Jace und Alec lauerten im Flur vor der Bürotür und versuchten, einige Sätze des drinnen Gesprochenen zu verstehen, jedoch erfolglos.

"Vielleicht feilschen sie an Magnus' Lohn", meinte Jace sarkastisch.

Magnus. Ihm so nah zu sein, aber dennoch durch eine dumme Wand voneinander getrennt, war für Alec die reinste Qual. Es kostete ihn die größte Selbstbeherrschung, nicht einfach ins Zimmer zu platzen und ihn an sich zu ziehen.

Während Magnus' Ankunft war er gerade auf der Suche nach Hodge gewesen und hatte deshalb bisher nicht einmal einen Blick auf seinen Geliebten werfen können.

Unruhig kaute Alec auf seiner Unterlippe. Dass die vier Erwachsenen sich schon so lange verbarrikadierten, konnte nichts Gutes heißen. Zumal Robert es doch vorher so eilig hatte.

Auf einmal flog die Tür auf und Magnus fegte heraus. Alecs Herz blieb stehen.

Magnus' Mantel wehte hinter ihm her wie ein Cape. Sein Gesichtsausdrusch war hart, er war ganz offensichtlich erzürnt, das bemerkte Alec sofort.

Er drückte sich von der Wand weg, an der er die ganze Zeit über gelehnt hatte.

"Magnus", sagte er.

Dieser sah ihn an, ohne zu blinzeln, bevor er seinen Blick abwandte und ohne ein Wort an ihm vorbeirauschte.

Alecs Herz zog sich schmerzhaft zusammen und er versuchte vergebens den Kloß in seinem Hals herunterzuschlucken.

Er achtete nicht auf die anderen, die ihn mitfühlend ansahen.

Kurz nach Magnus folgten Maryse, Robert und Hodge.

Tanz des Schicksals - Shadowhunters/MalecWo Geschichten leben. Entdecke jetzt