Eine ganze Stadt

307 36 22
                                    

"Komm schon, Clary!", zischte Isabelle und zog ihre Freundin an der Hand hinter sich her. Die Unterweltler - bis auf Simon - wurden gerade von der Elbengarde nach draußen geleitet. Und Isabelle hatte sich die Chance natürlich nicht entgehen lassen, ihnen heimlich zu folgen. Clary wusste nicht, was Izzy sich davon erhoffte. Wahrscheinlich wollte sie einfach Ärger stiften. Clary musste sich konzentrieren, um in der Dunkelheit nicht über irgendeine Wurzel zu stolpern. Mal wieder fragte sie sich, wie Isabelle das so einfach hinbekam. Diese achtete nicht einmal auf den Untergrund. Und ihre Absatzschuhe machten das Laufen nicht gerade einfacher, wie also schaffte sie das so ohne Probleme? Clary konnte gerade noch bremsen, als Izzy plötzlich stehenblieb. "Schhh, sie haben halt gemacht, vielleicht sind wir am Ende", flüsterte die Elfe. Sie waren nicht weit von den Verfolgten entfernt, um sie nicht zu verlieren, doch sie hatten stets genug Abstand gehalten.
"Izzy, vielleicht sollten wir einfach zurückgehen. Du hattest doch sowieso viel mehr Interesse an diesem Simon als an den anderen", sagte Clary. Sie hatte keine Lust, bei der geheimen Mission entdeckt zu werden. Wobei ja eigentlich nichts falsch daran war, das Feenreich zu verlassen. Dennoch beschlich sie das Gefühl, etwas - zumindest für sie - streng Verbotenes zu tun. Ihr war von ihrer Pflegemutter bei den Feen immer gesagt worden, die Außenwelt sei zu gefährlich und somit war ihnen der Weg dorthin auch nur schleierhaft.
"Sei ruhig", befahl Isabelle nur und ignorierte gekonnt sowohl Clarys Einwurf als auch ihren Kommentar zu Simon. "Wir müssen da sein."
Clary hatte keine Ahnung, wie lange die beiden schon hier umherschlichen, denn sie waren fast planlos dem anderen Trupp gefolgt. Clary war sich sicher, dass sie noch nie in diesen Teil des Reiches gewesen war. Sämtliche Gänge waren hier verzweigt und ohne Hilfe würden sie wohl nie wieder zurückfinden.
"Versteck dich, sie kommen zurück!" Isabelle schubste Clary in einen Seitenweg und bevor Clary reagieren konnte, hockten die beiden schon hinter einer Erdwand auf dem Boden. Clarys Atem raste vor Angst, entdeckt zu werden und sie fragte sich, ob es Isabelle auch so ging oder ob sie wie in den meisten Gefahrensituationen gelassen blieb. Sie hörte, wie die Elbenritter hinter ihnen an der Wand vorbeimarschierten. Ihr Atem hörte sich in ihren Ohren furchtbar laut an, deshalb hielt sie ihn schlussendlich an. Nach einer Weile waren die Geräusche hinter der Wand verklungen und die Elfen reckten vorsichtig ihre Köpfe auf den Gang. Die Luft war rein, also schlugen sie den Weg ein, den die anderen gegangen waren.

"Izzy, ich will nicht mehr! Wir laufen schon seit Stunden hier umher! Es ist schon fast dunkel!", beschwerte sich die Rothaarige zum wiederholten Mal.
"Ja, wir gehen ja bald zurück", erwiderte Isabelle.
Die zwei liefen mittlerweile durch die Straßen von New York. Nachdem sie im Central Park aufgetaucht waren, hatte Izzy Clary durch die halbe Stadt geschleift.
Clary starrte immer wieder die Autos und Wege hier an. Sie fand die Gefährte ein wenig angsteinflößend, aber auch äußerst interessant. Bisher hatte sie die Städte der Menschen immer nur aus Geschichten und Büchern gekannt. Hier war alles so anders als im Feenreich. Sie bemerkte schon die Blicke, die man ihnen aufgrund ihres Auftretens zuwarf. Clarys Kampfmontur und Isabelles schickes Kleid gehörten eindeutig nicht zur alltäglichen Garderobe der Menschen. Clary betrachtete im Vorbeigehen die Werbeplakate an den Hochhäusern. Sie hatte am Lichten Hof viel über die Menschenwelt gelernt, aber mit eigenen Augen gesehen hatte sie es noch nie. Da waren Bilder, die sich bewegten und für irgendwelche Produkte oder sogenannte Filme warben. Clary fand es beeindruckend, wie die Menschen so ohne Magie zurecht kamen. Sie selbst hatte ebenfalls nicht die Fähigkeit, Magie zu betreiben, da ihre Mutter ein Mensch gewesen war und nur ein Vater ein Elb. Genauso war es bei Isabelle und Alec. Manchmal wünschte Clary sich, Magie verwenden zu können, denn es war zum einen äußerst nützlich, zusätzlich verlieh es aber auch unglaublich viel Macht und Stärke.
Izzy schien sich gar nicht für die Umgebung und die Menschen zu interessieren. Sie zog Clary hinter sich durch die breiten Straßen, als wüsste sie genau den Weg. So unauffällig es ihnen möglich war, bewegten sie sich durch die Straßen. Clary folgte Isabelle ohne Widerrede, es hatte sowieso keinen Sinn. Schließlich erreichten sie eine Gasse, über der etliche Laternen hingen. Es war wunderschön, wie sie orangenes Licht auf den Boden warfen.
"Wir sind da", verkündete Isabelle stolz. Sie standen vor einer Tür mit der Aufschrift Hunters Moon.
Dem Anschein nach war es eine Bar.
"Izzy, was sollen wir hier?", fragte Clary nervös. Sie hielt ihren Ausflug immer noch für keine gute Idee.
"Genau, was wollt ihr hier?", stellte jemand hinter ihnen dieselbe Frage. Die beiden schreckten herum. Vor ihnen stand Alec mit verschränkten Armen und hochgezogener Augenbraue.
"Alec, was machst du hier?", stieß Isabelle ertappt hervor.
"Das gleiche habe ich euch gerade gefragt", entgegnete dieser.
"Wir erkunden New York", erklärte Izzy, während sie sich vor ihrem Bruder aufbaute.
"Habt ihr sie noch alle?", schimpfte Alec. "Ihr seid einfach weggerannt! Was, wenn euch jemand erwischt hätte? Wie kommt ihr überhaupt auf die Idee?"
"Jetzt mach mal halblang. Erstens, hat Clary nichts damit zu tun. Ich habe sie überredet. Und außerdem kann man uns nicht einfach verbieten, das Feenreich zu verlassen!", rechtfertigte sich Izzy. "Irgendwas ist eindeutig faul, Alec, siehst du das nicht?!"
Alec seufzte und fuhr sich durch die Haare. Er hatte seine Rüstung abgelegt und trug nur noch eine schwarze Hose, Hemd und Stiefel.
"Isabelle, man verbietet uns das Verlassen des Feenreichs nicht. Mutter sagte, wir sollen nicht alleine hierhin, weil wir noch jung sind."
"Glaubst du das ernsthaft, Alec? Bist du so naiv? Man will uns davon abhalten, in diese Welt zu gehen! Ich glaube, du willst nur das denken, was du glauben willst!", fuhr Isabelle ihren Bruder an. Clary stand bloß daneben und fühlte sich unbehaglich. Sie wollte sich ungern in den Streit der Geschwister einmischen.
"Ach ja? Woher willst du das alles wissen? Ich halte mich einfach an die Fakten!", konterte der Elf.
Isabelle atmete einmal tief durch. "Ich muss euch was sagen", gab sie zu. "Wisst ihr noch, als wir als Kinder einmal Verstecken spielten und ihr fandet mich den ganzen Tag lang nicht? Ich entdeckte an diesem Tag einen Geheimgang, der aus dem Feenreich führt. Durch diesen Weg konnte ich in den letzten Jahren nach New York und mich mit... Freunden treffen. Aber als ich vor einiger Zeit wieder dort lang wollte, war der Ausgang nicht mehr da. Er war einfach weg! Deshalb traf ich mich danach mit Meliorn. Weil ich mich mit niemandem mehr außerhalb des Lichten Hofes treffen konnte."
Sowohl Clary als auch Alec starrten sie ungläubig an.
"Du triffst dich schon seit mehreren Jahren mit irgendwelchen Männern?", fragte Alec vorwurfsvoll. "Hast du mit denen etwa geschlafen?!"
Isabelle rollte mit den Augen. "Ernsthaft, Alec? Das ist das Einzige, was dir dazu einfällt?"
"Also denkst du, das Tor wurde verschlossen, weil jemand herausgefunden hat, dass du es genutzt hast?", überlegte Clary.
Isabelle nickte. "Kurz nachdem es verschlossen wurde, wurde jedem von uns drei gesagt, wir sollten uns von der Menschenwelt fernhalten, da es zu gefährlich sei. Versteht ihr? Man will etwas vor uns verstecken oder geheimhalten, die Frage ist nur, was."
"Und wie willst du da beweisen?", wollte Alec wissen.
"Ich weiß nicht. Deshalb sind wir hier. Und das Hunters Moon ist der ideale Platz, um Geheimnisse über die Unterwelt aufzudecken", grinste Izzy.
Bevor Alec oder Clary noch etwas erwidern konnten, war sie mit ihren hohen Absätzen durch die Tür gehuscht.

______________________________________

Heyyy ShadowFam!

Folge 3x11 ist da! Wie findet ihr es?Ich bin immer noch geflasht. Manches habe ich erwartet, teilweise aufgrund der Bücher, manches kam für mich aber auch unerwartet. Eins steht fest: Jetzt hasse ich Iris noch mehr.
Aber Malec war so super süß! ♡~♡

Wie auch immer: Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel, lasst mir gerne eure Meinung in Form von Kommentaren oder Sternchen da. ;)

Ich bin immer froh über konstruktive Kritik. Gerade bei diesen Kapitel war ich mir selbst nämlich nicht ganz sicher.

Und tut mir leid, dass das Kapitel schon wieder um solch eine Uhrzeit online kommt, aber ich bin jetzt noch schlimmer erkältet und hatte bei diesem Kapitel einige Schwierigkeiten.

PS: Ratet mal, wer sich für Fasching als Schattenjäger verkleidet hat! :P

Liebe Grüße
_Black19_

Tanz des Schicksals - Shadowhunters/MalecWo Geschichten leben. Entdecke jetzt