Zweifel

170 26 24
                                    

Mit starrem Blick und langsamen Schritten lief Alec durch New York. Er nahm kaum etwas um sich herum wahr, so tief war er in seinen Gedanken versunken.

Dabei versuchte er mit aller Kraft, nicht an Magnus zu denken. Er wollte nicht darüber nachdenken, was Isabelle gesagt hatte, denn tief in seinem Inneren wusste er, dass sie Recht hatte, und diese Erkenntnis war zu schmerzhaft für ihn. Was war er denn schon für Magnus?

Schnell verdrängte er die tausend negativen Ideen, die ihm bei dieser Frage direkt in den Kopf schossen, und dachte lieber wieder an die anderen Dinge, die seine Schwester über ihn gesagt hatte. Sie waren zwar immer noch verletzend, aber ließen sie ihn nur an sich zweifeln, und nicht an Magnus.

War Alec wirklich feige? Ihm war durchaus bewusst, dass er nicht der Draufgängertyp war und sich schwerer tat damit, Kontakt zu anderen aufnehmen, aber es hatte ihn nie gestört. Er war eben nicht so sozial und extrovertiert wie seine Schwester.

Jedoch musste er zugeben, dass er sich vor dem Gespräch mit Robert fürchtete. Er hatte Angst davor, was Robert von ihm erwartete. Er wollte niemanden enttäuschen.
Ja, Isabelle hatte Recht damit, dass er Robert aus dem Weg gegangen war.

Er lief vor seinen Problemen davon.
So wie jetzt, wo er sich nicht einmal traute, über Magnus nachzudenken.
Oder mit ihm über seine Mutter zu sprechen. Er hatte das Thema seit ihrem Tod grundsätzlich vermieden.

Alec kam an eine Kreuzung, deren rechter zu Magnus' Wohnung führte.
Die Sehnsucht nach dem Hexenmeister zog ihn in diese Richtung, aber der Schmerz in seinem Herzen ließ ihn einen anderen Weg einschlagen.

Einige Zeit später schlich er durch die große Eingangstür des Instituts. Er wollte niemandem begegnen. Er wollte einfach nur in seinem Zimmer verschwinden und sich in die weiche Bettdecke kuscheln. Vielleicht legte er sich auch auf den Boden, denn die Decke erinnerte ihn an Magnus. Alles erinnerte ihn an Magnus.

Sein Plan ging leider nicht auf, denn als er um die Ecke zum Wohntrakt ging, erschreckte Jace ihn, indem er auf einmal hinter ihm auftauchte und ihn ansprach.

"Alec. Ihr seid schon zurück? Wo sind die anderen?"

Kurz überlegte Alec, einfach wegzurennen, aber dann besinnte er sich eines Besseren und drehte sich zu dem blonden Schattenjäger um.

"Ähm, hi."

Jace runzelte seine Stirn.

"Geht's dir gut?", fragte er besorgt, zumindest hatte Alec das Gefühl, er sei besorgt, was er, falls es denn so war, sehr wertschätzte.

"Ja", log Alec und zupfte nervös an seinem Reißverschluss.

"Du bist ein schlechter Lügner, Alec", sagte Jace und ging einfach an ihm vorbei.

"Wieso?", fragte Alec und folgte ihm.

"Pff, hast du mal dein Gesicht gesehen? Das sieht aus wie das eines Hundewelpen, wenn man ihm sein Spielzeug wegnimmt. Oder ihm ins Gesicht tritt", meinte Jace unbekümmert.

Verwirrt strich sich Alec über sein Gesicht. Er bemerkte gar nicht, dass Jace ihm die Tür zu Alecs Zimmer aufhielt und ihn beinahe behutsam hineinschob.

"Außerdem lügen über siebzig Prozent der Menschen, wenn sie sagen, es ginge ihnen gut", fügte Jace hinzu und ließ sich auf Alecs Bett fallen, von wo er jedoch sofort wieder aufsprang, die Augen vor Entsetzen geweitet.

"Beim Erzengel, ich vergaß beinahe, dass ich mir geschworen habe, nicht in Berührung mit deinem Bett zu kommen!", rief er und machte es sich nun auf dem Sessel bequem. "Ich will gar nicht wissen, was du und Glitzerbombe schon darauf gemacht habt!"

Tanz des Schicksals - Shadowhunters/MalecWo Geschichten leben. Entdecke jetzt