Hotel Dumort

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Die Sonne stand schon tief, als Jace und Clary einen Club namens Pandemonium erreichten. Wie oft hatte sie ihm gesagt, sie hätten früher los sollen? Oder bis zum nächsten Sonnenaufgang warten? Aber nein, Jace der Oberschlaue musste sich ja unbedingt beweisen. Jetzt waren es nur noch wenige Stunden bis zum Sonnenuntergang und wenn sie dann noch nicht zurück waren, hatten sie keine Fluchtmöglichkeit vor Vampiren mehr. Das war eine absolut selbstzerstörerische Idee. Was hatte Jace sich nur gedacht? Wichtiger noch; warum schaffte Clary es nicht, sich gegen seine miesen Ideen durchzusetzen?

Jace schien ihren Frust nicht einmal wahrzunehmen. Er spazierte vor dem Eingang des Clubs hin und her und inspizierte die Fahrgeräte, die dort parkten.

"Hier sollen wir Simon also finden?", fragte Clary skeptisch und betrachtete das blinkende Neonschild über dem Eingang.

"Nein, aber hier finden wir den Fluchtwagen. Wenn irgendetwas schiefläuft und uns ein Vampir seine Zähne präsentiert, sollten wir vorbereitet sein", erklärte Jace selbstsicher und schlängelte sich zwischen einigen Fahrradständern hindurch.

"Ein Drahtesel? Ich weiß nicht, ob wir damit nicht noch schlechter dran sind als zu Fuß", bemerkte Clary. Jace kümmerte sich nicht darum und ging schnurstracks auf ein Motorrad zu, das in der Nähe der Straße parkte.

"Tada!", rief er und zeigte stolz auf das Gefährt.

Clary sah ihn nur mit großen Augen an. "Du kannst Motorrad fahren?"

Jace legte den Kopf schief. "Das ist alles, was dir dazu einfällt?"

Clary verschränkte die Arme. "Ganz sicher nicht. Mich überkommt gerade das dringende Bedürfnis, dich der Polizei zu melden. Du hast seit wir uns kennen nämlich schon eine ganze Liste an Verbrechen gesammelt. Solange das nicht dein Motorrad ist, was ich stark bezweifle, werde ich das in meine Aussage einbeziehen. Versuchter Diebstahl. Klingt bestimmt gut in einer Polizeiakte."

"Was heißt hier versuchter Diebstahl? Jace Wayland versucht nichts. Jace Wayland kommt, sieht und siegt", brüstete sich der Blondschopf stolz. Der glaubte doch wohl nicht ernsthaft, dass er jemanden damit beeindruckte, Julius Caesar zu zitieren? Clary hielt an ihrem Plan mit der Polizei fest. Wenn die Menschen schon so etwas besaßen, dann verdiente Jace auch, damit Bekanntschaft zu machen.

Jace schien ihrer innere Nörgelei ausnahmsweise Aufmerksamkeit zu schenken. Kränken tat es ihn nicht. Natürlich nicht. Er räusperte sich. "Der Vampirknirps Simon ist ein unfähiger Neuling, aber dort, wo wir nach ihm suchen, werden wir trotzdem nicht sehr willkommen sein. Wenn du also keine bessere Idee hast, solltest du mein freundliches Angebot annehmen und dich von einem Gentleman mitnehmen lassen."

"Gentleman", prustete Clary. "Wenn du mir sagen würdest, wo wir hingehen, könnte ich mir etwas besseres einfallen lassen."

"Es gibt nichts besseres. Steig auf oder ich fahre ohne dich."

Clary hasste es, machtlos zu sein. Und dass Jace ihr dieses Gefühl gab, regte sie tierisch auf. Aber es war Jace. Sie war unfähig, in einer Diskussion die Oberhand zu gewinnen. Egal, was sie sagte, Jace blieb selbstgefällig und ließ einfach alle ihrer Einwände an sich abprallen. Es schien ihn nicht einmal zu stören, dass er Unrecht hatte und Clary ihm das konstant vorhielt.

Mit sich ringend beobachtete sie Jace dabei, wie er an dem Motorrad herumfummelte und es schließlich irgendwie zum Laufen brachte. Er stellte sich gar nicht so dämlich an. Als er auf dem Sitz Platz nahm, fluchte Clary noch einmal und setzte sich schließlich hinter ihn.

Jace schnurrte selbstzufrieden. Als hätte er von Anfang an damit gerechnet, dass sie nachgeben würde. Vielleicht würde Clary während der Fahrt einfach mal an seinen Haaren ziehen, dafür war ihr Platz wie gemacht.

Tanz des Schicksals - Shadowhunters/MalecWo Geschichten leben. Entdecke jetzt