Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)

2. Es knallt

WARNUNG: In diesem Kapitel wird neben blutigen Erinnerungen an Kämpfe auch das Thema einer möglichen Vergewaltigung behandelt. Wenn du zu jung dafür bist, um dich mit solchen Themen auseinanderzusetzen oder solche Themen nicht lesen möchtest, lies dieses Kapitel nicht.

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Langsam fuhr er mit der nackten Hand über das Polster. Ein zufriedener Seufzer durchbrach die Stille des Raumes, als er in seine saubere Handinnenfläche sah. Die bitter nötige Reinigung des Sessels war abgeschlossen. Kein Staubkorn, keine Krümel, keine Fäden, keine losen Haare waren mehr zu sehen. Nun konnte er Platz nehmen, eventuell ein bisschen dösen – wenn er Glück hatte. Kaum saß er, fiel sein Blick jedoch auf den Dokumentenstapel auf dem kleinen Holztischchen neben seinem Sessel.

Als er kurz nach dem Betreten des Zimmers die Verantwortlichen für die Reinigung seiner Unterkunft aufgesucht und ihnen erklärt hatte, dass sie vollkommen unfähig zum Putzen sind, war ein weiterer Soldat zögerlich hinzugekommen. Ausbilder Keith Shadis hatte ihn geschickt. Er hatte die Unterlagen von vielversprechenden Rekruten dabei. Und somit hatte Levi sein Zimmer beim zweiten Mal mit Putzutensilien und einem Stapel mit Lebensläufen und Bewertungen betreten.

Levi hypnotisierte den Stapel. Erwin hatte ihm freigegeben. Aber es ergab keinen Sinn für Levi. Ihr Aufenthalt hier war zeitlich begrenzt. Erwin war unerwartet mit anderen Dingen betraut worden. Den Gesichtsausdrücken von Erwin und diesem Peter nach zu urteilen, hatten die überraschenden Entwicklungen auch höchste Priorität.

Levi krempelte seine Hemdsärmel hoch. Wie sie wohl miteinander verwandt waren? Geschwister hatte Erwin nicht. 

Im Unterschied zu sonst, nahm Levi nicht eine einzelne Akte, sondern den gesamten Stapel auf seinen Schoß. Er suchte etwas. Etwas bestimmtes. Einen Namen. Aber keine der vorliegenden Akten trug den Namen Chagara. Also war sie doch zu jung, um in Kürze die Ausbildung abzuschließen? Oder war sie zu schlecht? Hatte sie einfach nur ein aufbrausendes Wesen? Das war für den Aufklärungstrupp zu gefährlich. Das brauchte er nicht.

„Tch." Was dachte er sich da überhaupt? Aber woher hatte sie diese Narben? Levi massierte seine Schläfen. Düstere Bilder aus der Erinnerung kehrten wieder. Manche Frauen hatten solche Wunden, um sie gefügig zu machen. Vergewaltiger gaben durch solche Schnitte ihren Opfern zu verstehen, dass es ihre letzte Warnung war. Würden sich die Frauen weiter wehren, würden ihre Vergewaltiger sie direkt töten. Levi schluckte. Einmal wären Furlan und er beinahe zu spät gekommen. Einmal wäre Isabel beinahe...

Levis Faust donnerte auf die Armlehne. In der nächsten Sekunde schmiss er den Stapel auf den kleinen Holztisch und ging zum Fenster. Er öffnete den obersten Hemdsknopf, nachdem er das Fenster weit aufgerissen hatte, und sog gierig die kühle Nachtluft ein. Als er sich jedoch strecken wollte, zuckte er zusammen. Seine Rückenmuskeln schmerzten vom Training und dem Ritt hierhin. Er sah auf die Uhr. Sollte er sich draußen die Beine vertreten? Kurz vor halb vier Uhr nachts?

Auf dem Weg zur Tür blickte er flüchtig auf seine feuchte Jacke, die über der Rückenlehne eines Stuhls neben dem Kleiderschrank hing. Sollte er sie anziehen? Levi griff nach der Türklinke. „Was soll's", dachte er und schloss die Tür hinter sich.

Auf den Gängen war es ruhig. Schliefen alle? Ach ja. Hier war man in der Ausbildung. Hier hatte man noch nie gegen Titanen gekämpft. Nur gegen Holzkonstrukte. Hier wurde man noch nicht jede Nacht von Alpträumen heimgesucht. Von Ängsten. Todesängsten. Von Bildern von sterbenden Kameraden. Von Kameraden, die tot und verstümmelt im blutgetränkten Gras lagen.

Levi krempelte die Ärmel herunter, als er die kalte Nachtluft an seiner Haut spürte. Er blickte in den sternenklaren Himmel. Würde es schneien? Ein Klacken war zu hören. Und wieder. Mehrmals. Und ein Rauschen. Mehrmals.