37. „Shiganshina ist gefallen."

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Chagara kicherte und murmelte in seine Schulter: „Markiert."

„Oi," flüsterte Levi und stupste sie an.

Doch Chagara kuschelte sich nur enger an ihn.

„Oi", versuchte es Levi erneut.

Aber außer ihren leisen Atemzügen war von Chagara nichts mehr zu hören. Levi streichelte ihren Kopf. „Du machst mich fertig", murmelte er, während er begann ihren Rücken zu kraulen. Es würde eine unangenehme Nacht für ihn werden. Er saß im Dreck und konnte sich nicht bewegen. Denn er wollte Chagara nicht aufwecken. Seufzend lehnte er sich an den Heuballen an.

***

„Nicht so laut, Apple", jammerte Chagara in die Mähne ihres Pferdes, als dieses erneut schnaubte. Chagara war von Sonnenstrahlen im Gesicht geweckt worden. Es hatte gedauert, bis sie realisiert hatte, wo sie war und warum es ihr schlecht ging. Mühsam war sie die Leiter runtergeklettert und hatte ihr Pferd aufgesucht. Sie hatte keine Erinnerungen, wie sie zum Stall gekommen war, wie sie auf den Dachboden geklettert war oder was sonst noch in der Nacht passiert war. Das letzte, an das sie sich erinnern konnte, war, wie Peter ihr die Schnapsflasche gereicht hatte. Chagara seufzte und begann ihre Schläfen zu massieren. Bisher hatte ihr das immer bei Kopfschmerzen geholfen.

Das erste Mal hatte sie mehr als einen Schluck Alkohol am letzten Abend im Trainingslager getrunken. Sie hatte drei Jahre harte Ausbildung durchgehalten und würde nun ein Mitglied des Aufklärungstrupps werden. In der Nacht hatte sie Kommandant Shadis auf die Stiefel gekotzt. Damit dies oder schlimmeres nicht mehr passierte, hatte von da an immer Paul auf sie aufgepasst, wenn Alkohol gereicht wurde. Er hatte sie stets ins Bett gebracht und sein Nachtlager auf einem Stuhl neben ihr aufgeschlagen.

„Wenn Paul jetzt hier wäre, wüsste ich, was ich letzte Nacht gemacht habe", murmelte Chagara mit geschlossenen Augen traurig vor sich hin.

„Du kannst dich also an nichts erinnern?", hörte sie eine bekannte Stimme hinter sich sagen.

Erschrocken drehte sich Chagara um und blickte in die emotionslosen Augen von Levi.

„Levi? Wieso jetzt?" Chagara nahm ihre Finger von den Schläfen. Klang er gekränkt oder waren ihre Sinne noch zu benebelt?

„An gar nichts?", fragte Levi scharf nach.

Chagara schüttelte langsam den Kopf. „Hab ich ... was angestellt?", antwortete sie kleinlaut.

Doch Levi durchbohrte sie nur mit seinem Blick.

„Kannst du es mir sagen?", versuchte es Chagara erneut und kratzte sich verlegen am Arm. „Bitte?", drang es leise an sein Ohr.

Wie schaffte sie es immer nur, seine Gefühlswelt ins Chaos zu stürzen? Er hätte nie allein die Nacht auf diesem dreckigen Dachboden sitzend im piksenden Stroh verbracht. Immer darauf bedacht, sie nicht zu wecken. Er selbst hatte kein Auge zu gemacht. Und trotzdem, er war glücklich gewesen. Glücklich, weil sie in seinen Armen schlief. Weil er von Zeit zu Zeit ihre Stirn küssen konnte. Weil er ihre Wärme spürte. Und jetzt? Jetzt hatte sie ihm sein Glück kaputt gemacht.

Levi schüttelte nur traurig den Kopf. Chagara erkannte, dass sie ihn enttäuscht hatte. Aber bevor sie es erneut versuchen konnte, hörten sie ein fröhliches „Guten Morgen, Levi Heichou!" von der Stalltür. Der Angesprochene lehnte die Tür zu Apples Pferdebox an, stellte den Becher Wasser ab und drehte sich um. Es war besser, wenn seine zukünftigen Teammitglieder Chagara in ihrem aktuellen Zustand nicht sahen. Ihre Haare waren zerzaust, in den Augenwinkeln befand sich noch der Schlaf von letzter Nacht und an ihrem Trainingsanzug klebte lauter Heu.

Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt