73. „Winter. Doktor Winter."

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31. März 860

Lieber Levi Heichou,

bitte seien Sie mir nicht böse, wenn ich Sie nach all den Jahren mit Heichou anspreche. Ich bin es einfach so gewöhnt. Damals haben wir immer Ärger bekommen, wenn wir unsere Vorgesetzten nicht korrekt angesprochen hatten. Ich hoffe, es geht Ihnen gut und Sie erhalten diesen Brief. Ich schreibe Ihnen aus folgenden Grund: Mir wurde berichtet, dass Sie ein Haus in Ihrer alten Heimat besitzen. Durch das aktuelle Wirtschaftswunder sind Häuser und besonders Ladenflächen sehr gefragt. Die Besitzverhältnisse aller leer stehender Gebäude wurden überprüft. Dabei ist der Stadtrat auch auf Sie gestoßen. Überraschenderweise war das Haus in einem recht guten Zustand. Ich habe veranlasst, dass größere Baustellen behoben wurden. Das bin ich Ihnen nach allem, was Sie für uns getan haben, schuldig gewesen. Levi Heichou, Sie müssten bitte über die Zukunft des Gebäudes entscheiden. Wenn das Haus in einem Jahr weiterhin leer steht, geht es an die Stadt und Sie hätten somit ihr Eigentum verloren.

Ich hoffe sehr, Sie wiederzusehen. Die Menschen hier haben Sie und ihre Leistung für unser Überleben nicht vergessen.

Sie sind hier immer willkommen,

Ihre Historia



Levi schloss die Augen. Was tat mehr weh? Die Erinnerung an das Haus und die kurze glückliche Zeit darin? Oder das Datum des Briefes? „Ihr Geburtstag."

„Du hast ein Haus?" Gabi hatte ihn erstaunt angesehen, als er ihr den Brief aus der Hand gerissen hatte.

„Du öffnest und liest fremde Post?", hatte er nur geantwortet.

Das junge Mädchen hatte den Kopf geschüttelt. „Der Brief liegt seit Tagen hier rum. Ungeöffnet. Ich dachte, es ist wichtig. Schließlich schreibt einem nicht täglich eine Königin", hatte sie ihr Handeln erklärt. „Und?"

„Und was?"

„Gehst du zurück? Ist doch nett von ihr, dass sie dich darauf aufmerksam macht, dass du dein Haus verlieren könntest. Ist bestimmt viel wert", hatte sie überlegt. „Oh!" Sie hatte erschrocken zu Boden gesehen.

„Was?" Levi hatte seine Hände unter dem Tisch versteckt. Er hatte nicht gewollt, dass sie sein Zittern bemerkt.

„Ist das euer Haus? Hast du mit ihr da gelebt?", hatte Gabi leise gefragt. Irgendwann hatte Levi im Schlaf Ayumis Namen gemurmelt. Schweigend hatte Levi nach seinem Stock gegriffen und war langsam aufgestanden. „Ich würde den Ort beschützen", hatte sie ihm hinterhergerufen.

Was sollte er mit dem Haus? Immer wenn er gedacht hatte, er hätte das Schlimmste hinter sich, blitzte eine kleine Erinnerung aus dieser kurzen schönen Zeit auf und warf ihn zurück. Mal sah er Gänseblümchen, mal roch er Vanille, mal begegnete er einer Frau mir ihren Gesichtszügen. „Aber was soll ich hier?" Seit dem Tod von Eren hatten sich Gabi und Falco um ihn gekümmert. So konnte es nicht weitergehen. Die Beiden würden sicherlich bald heiraten. Spätestens dann war es nicht mehr schön zu reden: Er war völlig überflüssig und störte nur schon zu lang das junge Glück. Aber was sollte er mit dem Haus? „Mit dem Geld kann ich neu anfangen."

Levi öffnete die Augen, als die Kutsche langsamer wurde. Er zog den Vorhang zur Seite und blinzelte, als das Sonnenlicht auf ihn fiel. Sie waren in der Stadt. Ihm wurde schlecht. Hustend faltete er den Brief zusammen und steckte ihn zurück in seine Brusttasche. Kaum hatte die Kutsche angehalten, klopfte es an die Tür.

„Brauchen Sie Hilfe, Herr Ackerman?", fragte der ältere Kutscher freundlich.

Levi schüttelte den Kopf. „Nein. Danke", antwortete er und suchte seine Geldbörse.

Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt