29. „Du kannst mit in meinem Zimmer schlafen."

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„Tch, können die ihre Sachen nicht aufräumen?", murmelte Levi finster und trat gegen den Striegel, der im hohen Bogen in eine Pferdebox flog.

„Au", war im nächsten Moment zu hören. Überrascht blickten Erwin und Levi in die Box, aus der der schwache Schrei gekommen war. Der Striegel war auf einem Deckenwollknäuel gelandet, das sich nun bewegte. Ein Arm kam zum Vorschein, ihm folgte ein Kopf. Erwin lachte leise, während Levi verblüfft in Chagaras verschlafenes Gesicht blickte. Sie befühlte ihren Hinterkopf – die Stelle, die Levi mit dem Striegel getroffen hatte.

„Ayumi", begrüßte Erwin das Mädchen freundlich.


Weitere Sekunden vergingen bis Chagara die Situation, den Ort und die beiden Personen vor ihr einordnen konnte. „Mmh", erhielten die beiden Männer nur als Antwort. Sie griff nach dem Striegel und stand langsam auf. In ihre Decken gehüllt, watschelte sie auf Erwin und Levi zu.

„Und du schläfst hier, weil?", wollte Erwin wissen.

Chagara legte den Striegel auf ein Regal und gähnte dabei ungeniert. „Ich kann meinen Zimmerschlüssel nicht finden. Und als ich vom Trainingsplatz zurückkam, schliefen schon alle. Ich muss also bis morgen auf Hilfe warten", erklärte sie schläfrig.

„Mh", begann Erwin mit einem Seitenblick zu Levi. Sein Freund war still wie immer. Doch der Blick, wie er das junge Mädchen musterte, war Erwin nicht entgangen. „Du kommst hier alleine zurecht?"

Levi nahm ihm die Zügel ab und nickte.

„Na dann", Erwin warf Chagara einen kurzen Blick zu. „Gute Nacht, Ayumi. Und entschuldige unsere Störung."

Chagara nahm unter ihren Decken vergraben die Soldatenhaltung ein. „Gute Nacht, Erwin."

Erwin schüttelte nur lächelnd den Kopf und verschwand.


Während Chagara dem Kommandanten verschlafen nachsah, ging Levi weiter, brachte die beiden Pferde zu ihren Boxen und begann sie abzutrocknen. „Tch!", hörte Chagara von Zeit zu Zeit. Ihr war nicht entgangen, dass Levi im Gegensatz zu Erwin kein Cape trug. In unvollständiger Kleidung aufzutreten, war nicht Levis Art. Auch die kleinen Blutspritzer an den Ärmeln hatte sie bemerkt. Er hatte versucht, sie herauszuwaschen, doch es war ihm nicht gelungen. Sie mussten von der letzten Nacht sein. Von Soldaten, die bei der Explosion verletzt oder verstorben waren. Vermutlich hatte er sein Cape jemanden überlassen. „Du machst wohl auch immer alles mit dir allein aus, was?"


Als Levi beide Pferde abgetrocknet hatte, bemerkte er, dass ihm das Deckenwollknäuel gefolgt war und ihn mit etwas Abstand musterte. Gerade als er sich umdrehen wollte, um sie zu fragen, was sie von ihm wollte, war das Mädchen verschwunden. „Wo bist du hin?" Levi kniff die Augen zusammen. Er mochte es nicht, angestarrt zu werden. Aber noch weniger mochte er es, dass Chagara ohne ein Wort zu sagen wieder gegangen war. Mit Erwin hatte sie doch auch gesprochen.


„Tch", kam es erneut aus seinem Mund.

„Was?", hörte er hinter sich. Chagara war mit zwei Eimern Wasser zurückgekehrt. Sie hatte sich beeilt. Das zeigten ihre nassen Schuhe und die stürmischen Bewegungen des Wassers. Es musste bei ihrem schnellen Gang aus den Eimern geschwappt sein.

„Sonst noch was?", sagte er unfreundlich, als er die Pferde mit dem Wasser versorgt hatte.

„Ja", antwortete sie knapp.

Für einen kurzen Moment wurde es vor Levis Augen dunkel. Chagara hatte ihm ihr Cape angezogen.

„Es regnet. Nicht, dass du nass und dann krank wirst", erklärte sie.

Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt