31. Vier Töne

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Chagara sah die Wand an. Seit Stunden. Das Einzige, was sich verändert hatte, war das Licht. Der Abend brach herein. Als ihr Magen zum wiederholten Male grummelte, setzte sie sich seufzend auf. Seit dem Reisbrei von heute Morgen hatte sie nichts gegessen. Trotzdem hatte sie keine Lust, die Kantine oder die Küche aufzusuchen. Jeder Schritt außerhalb ihres Zimmers bedeutete, dass die Gefahr stieg, Levi in die Arme zu laufen.

Als ihre nackten Füße den kühlen Fußboden berührten, griff sie nach ihren Socken. Ihr Blick fiel auf ihre Uniform, die am Schrank hing. Sollte sie diese anziehen? „Wieso muss man in der Uniform trainieren?" Chagara schüttelte den Kopf und zog den zweiten Socken an. Zwar wurden Trainingsanzüge aufgrund von Materialmangel und Kosten nicht mehr hergestellt, aber wieso die vorhandenen nicht mehr beim Training verwenden? Als sie aufstand, befühlte sie den frisch gewaschenen Trainingsanzug. Er war noch feucht. Der Geruchstest bestätigte aber, dass der Gestank nicht mehr vorhanden war. „Dann muss ich mich nicht von dir trennen", murmelte Chagara erleichtert vor sich hin. Sie würde also weiter drei Trainingsanzüge und zwei Uniformen besitzen.

Als ihr Magen wieder grummelte, sah sich Chagara suchend um. Auf dem kleinen Tisch fand sie schließlich ihr Taschentuch, in das sie ihre Scheibe Brot heute Morgen eingepackt hatte.

„Muss ich mich entschuldigen?", überlegte sie, während sie die Scheibe auspackte. „Aber eigentlich habe ich nichts gemacht", sagte sie und biss in ihr Brot. „Schließlich hat er ja alles in sein Bett gezerrt." Als sie erneut daran dachte, kam die Wut wieder. Mit voller Wucht trat sie gegen das Tischbein und bereute es sogleich. Winselnd und mit vollen Backen setzte sie sich auf den Boden und tastete mit schmerzverzerrtem Gesicht ihre Zehen ab. Keine schien gebrochen zu sein.

„Ayumi?" Steve klopfte an ihre Tür.

Mit unverständlichen Lauten hüpfte sie zur Tür und öffnete.

„Ayumi, ich mach mir Sorgen um Peter und –" Als er sie sah, brach er ab. Ayumis Augen wechselten zwischen Wut und Schmerz hin und her. Und trotzdem musste sich Steve beherrschen, nicht laut loszulachen. Chagara hatte den Rest ihres Brotes in den Mund gestopft und war mit ihren Hamsterbacken nicht zu verstehen. Als er es von Neuem versuchen wollte, hörten sie Pferdewiehern. Es mussten mehrere sein. Ein Team? Welches?

Chagara hüpfte zum Fenster. „Was zur Hölle ..." war ihr einziger Gedanke, als sie die Spitze des Trupps erkannte. Eiligst suchte sie ihre Stiefel und schlüpfte hinein.

„Ron?", fragte Steve irritiert, als er aus dem Fenster blickte. „Aber wieso? Und wieso mit dem Rest des Teams?"

Chagara schnappte sich ihre Trainingsjacke und verließ – gefolgt von Steve – ihr Zimmer.


„HALLO! Da bin ich!", begrüßte Ron seine zwei Freunde mit dramatischer Stimme und fiel ihnen um den Hals.

„Was machst du hier?", fragte Chagara verwirrt und sah zu, wie der Rest des Teams die Pferde in den Stall brachte.

„Ich bin meiner Bestimmung gefolgt!", erklärte Ron theatralisch.

„Was?", fragte Steve.

„Heute morgen! Kam ich aus der Kirche! Ging in den Stall! Und musste feststellen, dass sowohl Pauls als auch Peters Pferd nicht mehr da waren." Er machte eine Pause. „Naja, und dann dachte, ihr geht raus und braucht die Großen. Deshalb habe ich den Rest von uns zusammengetrommelt und wir sind aufgebrochen."

„Wieso macht hier eigentlich jeder, was er will?", fauchte Chagara nach einer Weile. „Der eine hockt nur noch bei Pixis auf der Mauer, der andere tauscht Pferde hin und her und verschwindet spurlos. Und du verlegst ohne Befehl Soldaten."

Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt