Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)

66. „Mit dir alt werden."

Levi rannte. Das Keuchen verriet ihm, dass er noch nie so schnell in seinem Leben gelaufen war. Er hatte sich heimlich nach dem Training aus dem Staub gemacht. Das war vor sieben Stunden gewesen. Jetzt war es kurz nach 23 Uhr. In weniger als einer Stunde war das Jahr vorbei. Sein bestes Jahr. Oder? „Mein bestes Jahr bisher." Er war mit Ayumi zusammengekommen, schmiedete im Stillen Familienpläne und seinem Traum von einem eigenen Teeladen war er vor drei Tagen einen gewaltigen Schritt nähergekommen. Ihm gehörte nun ein Haus mit Ladenfläche im Erdgeschoss.

Levi verlangsamte sein Tempo, als er die Umrisse der Mauer erkannte, die das Gelände des Aufklärungstrupps einzäunte. Die Wachposten standen am Eingang und unterhielten sich. Erwin hatte nicht die Anzahl der Wachen erhöht. „Tu ich das, werden einige der Soldaten versuchen, abzuhauen. Dann wird generell die Stimmung sinken", hatte Erwin Hanji geantwortet, als sie ihn gefragt hatte, ob er den Soldaten vertraut oder sie stärker kontrollieren wird. Erwins Handeln war erfolgreich gewesen. Bisher hatte sich kein Soldat vom Terrain des Aufklärungstrupps weggeschlichen. Ein Grund zu Bleiben waren jedoch sicherlich auch die üppigen Mahlzeiten um Weihnachten herum gewesen. Neben Schokolade, Kuchen und Bier hatte es sogar Fleisch gegeben. Doch Levi hatte nur lustlos in seinem Braten herumgestochert. Es kam ihm vor wie eine Henkersmahlzeit. „Früher oder später kommt das böse Erwachen." Noch immer hatte er Erwin nicht gefragt, was los war. Warum sie mehr trainierten. Warum sie nur eine Expedition in diesem Jahr durchgeführt hatten. Warum sie Pferde bekamen, neue 3D-Manöver-Apparate und zusätzliche Gaslieferungen. Und nicht zuletzt: Warum die Militärpolizei ihnen Fleisch gebracht hatte. Fürchtete er sich vor der Antwort? Ein letztes Mal blickte er zu den Wachsoldaten, dann schwang er sich mithilfe seines 3D-Manöver-Apparates über die Mauer und betrat wie einst Ayumi sein Zimmer: Durchs Fenster.

Kaum hatten seine Stiefel Bodenkontakt, öffnete er geschwind die Schnallen und zog sich die Ausrüstung aus. Hastig analysierte er seine Räume. Er war allein. War sein erneuter Ausflug wieder nicht aufgefallen? Er blickte auf die Wanduhr: Zehn Minuten vor halb zwölf. Mit schnellen Schritten ging er zu seinem Schreibtisch und öffnete die Schublade mit den zwei selbstgeschnitzten Schiffen. Er zerriss einen Zettel und steckte die kleinen Papiere mit Stiften in seine Brusttasche. Gerade als er die Schiffe an sich nehmen wollte, ging die Tür zu seinem Arbeitszimmer auf.

„Levi?" Ayumi klang besorgt. „Wo warst du? Ich hab dich gesucht? Wieso stehst du im Dunkeln?"

Levi knallte die Schublade zu, bevor sie neben ihm stand. „Geht's dir gut? Du bist ja ganz verschwitzt." Seine Freundin strich über seine Stirn. „Bist du krank? Soll ich Steve holen?"

Doch Levi nahm ihre Hand. „Nein, es ist nichts." Er atmete tief ein. „Hol dein Cape."

„Was?" Ayumi sah ihn mit großen Augen an.

„Du sollst dein Cape anziehen", antwortete Levi und schubste sie vor sich in Richtung Schlafzimmer. „Draußen ist es kalt."

„Aber wieso gehen wir raus? Alle anderen sind in der Kantine", meinte Ayumi verwirrt und öffnete im letzten Moment die Schlafzimmertür, bevor Levi sie dagegen geschubst hätte.

„Wir müssen zum Fluss. Schon vergessen?"

„Aber", begann Ayumi. Weiter kam sie jedoch nicht. Es klopfte an Levis Arbeitszimmertür.

Der Soldat schloss geschwind die Schlafzimmertür und ging mit schnellen Schritten in Richtung des unerwarteten Besuchers. Als er seine Arbeitszimmertür öffnete, sah er Eld vor sich stehen.

„Was gibt's?", fragte Levi und versuchte so uninteressiert wie möglich zu klingen. Er hatte keine Zeit zu verlieren, wenn er mit Ayumi rechtzeitig am Fluss sein wollte.

„Ähm." Mehr brachte Eld zunächst nicht heraus. Schließlich war es das erste Mal, dass Levi Heichou ihm die Tür öffnete. „Levi Heichou, ich wollte nur nachfragen, ob morgen tatsächlich das Training ausfällt", sagte Eld langsam.