8. Angriff. Angriff war nie verkehrt.

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Levi traute seinen Augen nicht, als er das dampfende Essen auf seinem Teller betrachtete. Aber es blieb sichtbar, egal, wie oft er blinzelte. Er musterte Chagara aus den Augenwinkeln, die Eva, Marie und Phil mit den Tabletts für die anderen half. Wie gestern wollte er mit Chagara in der Küche essen.

Wie war sie an diese Zutaten gekommen? In dieser Menge? Er blickte wieder auf seinen Teller. Reibekuchen. Davon hatte er gehört. Gegessen hatte er es jedoch noch nie. Eier waren teuer. Und für Reibekuchen brauchte man Eier. Und Lachs? Er kannte Lachs von Bildern. Es hieß, die Reichen würden es gelegentlich essen. An Feiertagen oder bei besonderen Anlässen. Aber er? Ein Krimineller aus der Unterwelt?

„Alles okay?", fragte Chagara besorgt, als sie sich zu ihm setzte.

Levi sah sie an. „Was hast du angestellt?"

„Mh?"

„Eier, Lachs. Für mehr als zehn Personen. Hast du geklaut? Wenn ja, wer waren deine Komplizen?"

„Du," antwortete Chagara knapp und schnitt ihren Reibekuchen an.

„Mh?"

„Naja, ich sammele doch Schokolade. Den letzten großen Gewinn von Vorgestern hatte ich ja dir zu verdanken. Du erinnerst dich? Ich sollte dir Tee bringen. Die Schokolade davon zusammen mit meinem angehäuften Vorrat hat unser Abendessen ermöglicht." Chagara schob sich lächelnd den ersten Bissen Reibekuchen in den Mund.

Levi beobachtete, wie ihre dunklen Augen zu leuchten begannen. „Wieso gibst du deine Sachen für mich aus?"

Chagara runzelte die Stirn und schluckte den Bissen herunter. „Weil ich dachte, dass es dir schmecken könnte. Und als Dankeschön. Weil du wieder mit mir isst. Und jetzt iss. Das schmeckt nur, wenn es warm ist." Sie lächelte ihn an, bevor sie sich wieder ihrem Essen widmete.

Zögerlich schnitt er seinen Reibekuchen an. Als seine Zunge den Bissen ertastete, schloss er die Augen, um den Moment vollends auszukosten.

„Du musst das zusammen probieren", erklärte ihm Chagara.

Als er die Augen öffnete, hatte er Chagaras Gabel vor dem Mund. Darauf: Lachs auf einem Stück Reibekuchen.

„Du musst dein Essen nicht mit mir teilen."

Doch bevor Levi den Mund schließen konnte, hatte Chagara erfolgreich ihre Gabel zwischen seine Lippen gelenkt. Sie lächelte, als er ihren Bissen nahm. Levi kaute langsamer, um den Geschmack so lange wie möglich zu erleben. Doch es war nicht nur der neue Geschmack des Essens. Es war diese angenehme Regelmäßigkeit, die er mochte. Ein kleiner gedeckter Holztisch. Groß genug für zwei Personen. Chagara und ihn. Mehr brauchte er nicht.

Levis Mundwinkel zogen sich leicht nach oben. „Regelmäßigkeit?", dachte er spöttisch. Es war erst der zweite Abend. Aber er würde diese Momente für immer schätzen. Wahrscheinlich würden sie ihn darin bestärken, wieder gesund und lebend von einer Expedition zurückzukommen. Zurück zu...

„Zu heiß?", hörte er Chagara fragen. Sie deutete auf seine roten Wangen.

Levi schüttelte verlegen den Kopf und stand auf. „Willst du auch Wasser?"

„Ja."

Levi holte den Wasserkrug. Mit einem flüchtigen Blick auf die Pfanne stellte er fest, dass ein einzelner Reibekuchen einsam auf dem Herd zurückgeblieben war.

„Ist deiner", erklärte Chagara, die Levi nicht aus den Augen gelassen hatte.

„Wieso meiner?", fragte Levi, als er den Wasserkrug auf den Tisch stellte und mit seinem Teller zurück zur Pfanne ging.

Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt