45. „Man sollte und wohl mischen, was?" - „Geht nicht."

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Levi schüttelte über sich selbst den Kopf. Wie so oft in den letzten Tagen. Der Spiegel hatte sein dümmliches Grinsen nicht vor ihm verbergen können. Das Grinsen, das immer sein Gesicht zierte, wenn er auf die zwei Zahnbürsten in seinem Zahnputzbecher blickte. Er drehte den Wasserhahn zu und trocknete sich die Hände ab. Schritte in seinem Arbeitszimmer waren zu hören. Da es zuvor nicht an seine Tür geklopft hatte, konnte es nur eine Person sein. Eigenartig war nur, dass sie nichts sagte. Levi runzelte die Stirn und öffnete leise die Tür. Durch den Spalt beobachtete er, wie Ayumi vor seinem Bücherregal stand und ein paar Bücher zur Seite rückte. „Was macht dieses Gör da? Dekorieren?" Levis Stirnfalten wurden tiefer. Doch Ayumi schien es sich anders überlegt zu haben. Sie schob die Bücher wieder zusammen und ging zu Levis Schreibtisch. Dort legte sie ihr in Zeitungspapier gewickeltes Päckchen ab. Levi trat kopfschüttelnd aus seinem Badezimmer, nachdem Ayumi das Päckchen mehrmals auf seinem Schreibtisch hin- und hergeschoben hatte.

„Kann ich dir helfen?", fragte er emotionslos. Nur sein Schreibtischstuhl trennte die Beiden.

„Ja", meinte Ayumi gelassen. „Kannst du es einfach öffnen?" Sie deutete auf das Päckchen. „Ich wollte es dir eigentlich zum Geburtstag schenken. Aber dann fiel mir ein, dass ich deinen Geburtstag nicht kenne." Sie schob das Päckchen zu ihm. „Und irgendwie zählt ja doch bei uns jeder Tag. Also vielleicht nicht bei dir. Aber bei mir schon eher."

Levi spürte eine Gänsehaut. Er hasste diesen Satz. Doch er überspielte seine Angst. „Sind da die restlichen Kekse drin?" Er deutete auf den einzelnen Vanillekeks, der auf dem Päckchen lag.

„Nein, das ist der letzte", antwortete Ayumi.

Levi verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Wieso krieg ich bei drei Vanillestangen nur zwei Kekse?"

„Weil ich die restlichen Henry Dober gegeben hab", erklärte sie. „Bist du böse?", fügte sie hinzu, als Levi sich schweigend setzte und sich eine Tasse Tee einschenkte.

Er schüttelte den Kopf. „Nein. Ich weiß nur nicht, ob ich dich jetzt fragen soll, wie euer Gespräch war", antwortete er ehrlich und biss in seinen Keks.

„Ich glaube, Henry Dober hat dir das Wichtigste über meine Mutter auch erzählt", meinte Ayumi schließlich leise und lehnte sich an seinen Schreibtisch.

„Also willst du jetzt nicht reden?" Levi nahm einen Schluck aus seiner Tasse und begann das Zeitungspapier zu öffnen. Sein Fokus lag aber weiterhin auf Ayumi.

„Nein. Nicht heute. Wenn's für dich okay ist", antwortete sie kaum hörbar.

Levi nickte. „Aber wenn du reden willst, dann kannst du jederzeit zu mir kommen." Aus den Augenwinkeln erkannte er ein Buch. „Das weißt d–" Levi sprang vom Stuhl hoch, während seine Tasse auf den Boden fiel. „Chagara!"

„Was?", fragte Ayumi irritiert. Sie wusste nicht, auf was sie zuerst reagieren sollte. Auf die Scherben seiner Teetasse, den verschütteten Tee, den umgefallenen Stuhl oder auf Levis entsetzten Gesichtsausdruck.

„Was?" Er sah sie fassungslos an. „Ist das alles? Sollte ich das nicht eher fragen?", antwortete er aufgebracht und fuhr sich durch die Haare.

„Ist es das falsche Buch?", fragte nun Ayumi erschrocken.

„Nein. Ja. Ich mein." Was meinte er? Verdattert ging Levi in die Hocke und begann die Scherben einzusammeln.

„Nicht", rief Ayumi und griff nach seiner Hand. Doch es war zu spät. Levi hatte sich geschnitten. Sie zog ihren Freund hoch und schob ihn zu seiner Couch.

Die Wunde war nicht schlimm, doch das Blut tropfte von seinem Zeigefinger herunter.

„Hast du hier Verbandszeug?", wollte Ayumi wissen.

Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt