83. „Ein Kaktus?"

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Connie joggte durch die Straßen. Normalerweise lief er lieber an dem alten Trainingsgelände entlang. Aber heute hatte er nicht allzu viel Zeit. Er musste morgen früh aufstehen. Zu zwei Bauernhöfen musste er reiten und er wollte nach Sashas Grab sehen. Sie hatte bald Geburtstag und ihre Familie besuchte sie immer an diesem Tag. Connie wollte, dass das Grab bis dahin ordentlich aussah. Sicherlich war es wieder voller Unkraut.

„Das gibt's doch nicht", hörte er eine Männerstimme erstaunt sagen, als er in eine kleine Gasse einbog. Der Tag war nicht so heiß gewesen wie die vergangenen. Deshalb saßen auch mehr Menschen mit ihrem Feierabendbier vor den Kneipen als in den dunklen Räumen. Connie ließ den Blick über die Gäste schweifen, die an kleinen Tischen saßen oder an den großen Holzfässern standen. Plötzlich wurden seine Schritte langsamer.

An einem der Fässer stand Heichous Tochter und spielte mit vier älteren Herren Poker.

„Du scheinst ein Naturtalent zu sein", meinte einer der Herren und stopfte seine Pfeife.

„Ich glaube, ich habe nur Glück", antwortete Natsuki lächelnd und sammelte das Geld, das in der Mitte des Fasses lag, ein.

„Mal sehen, wie lange dein Glück noch anhält", forderte ein Glatzköpfiger mit Hut Levis Tochter heraus.

„Ja, wir spielen noch eine Runde", antwortete ein anderer, richtete seine Brille und zog aus seinem Jackett seine Geldbörse hervor.

„Wenn ihr meint", sagte Natsuki unschuldig und sah dem Glatzköpfigen zu, wie er die Karten mischte.

„Sie ist minderjährig", schoss es Connie durch den Kopf. Aber ein anderer Gedanke machte ihn weitaus wütender. „Sie spielt mit ihnen. Verlegenes Lächeln. Wimpernaufschlag. Bescheidenes Getue." Für den ehemaligen Soldaten war es klar. „Sie betrügt. Aber wie?"

Als die Karten verteilt waren, bemerkte Connie, dass sich Natsuki mehr für die Karten der älteren Herren interessierte als für ihre eigenen. Langsam näherte er sich dem Fass. Ohne den Kopf zu bewegen, huschten ihre Augen über die Rückseiten. Connie runzelte die Stirn. Knicke konnte er nicht erkennen. „Wie macht sie das?"

Es war Natsuki selbst, die Connie unbewusst ihren Trick verriet. Sie strich mehrfach über die Ecke einer ihrer Karten, wodurch kleine Lichterpunkte auf dem dunklen Fassdeckel zu tanzen anfingen. „Mit einer Nadel durchgestochen. An mehreren Stellen. Ein Muster", stellte er fest. Als Natsuki ihren Einsatz in die Mitte des Fasses schieben wollte, sah sie erschrocken hoch. Connie hatte seine Hand über ihre gelegt und sah sie finster an.

„Du solltest längst zu Hause sein. Hast du deine Eltern vergessen?", drohte er ihr.

Hastig nickte Natsuki und wollte ihr Geld an sich nehmen, doch Connie zog sie weg.

„Hatte sie einen eigenen Einsatz?", wollte er von den Herren wissen, die irritiert die zwei jungen Menschen musterten.

„Nein, wir haben Natsuki was geliehen", antwortete der Glatzköpfige. „Aber das gehört ihr jetzt alles." Er deutete auf die Geldscheine, die an Natsukis Platz lagen. „Das hat sie sich ehrlich erspielt."

„Ehrlich?", wiederholte Connie und lächelte Natsuki an. Levis Tochter wurde nervös. Würde Connie sie auffliegen lassen? „Ja, so ist sie. Aber sie wollte sicherlich nicht damit nach Hause gehen, nicht wahr, Natsuki?" Ihren Namen hatte er bedrohlich in ihr Ohr geflüstert.

Hastig schüttelte das Mädchen den Kopf. „Nein, nein", stammelte sie.

„Wir müssen Heim", fügte Connie hinzu. „Einen schönen Abend noch."

„Aber Natsuki, deine Karten?", rief der Herr mit der Pfeife hinterher.

„Behalten Sie diese ruhig. Vielleicht finden Sie hier ja einen Ersatzspieler", antwortete Connie und zog Levis Tochter hinter sich her.

Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt