65. „Junge, wir haben nur heute Zeit."

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Ayumi fuhr mit der Hand über das Laken. Es war kalt und leer. Als sie die Bettkante ertastete, hob sie den Kopf. Verschlafen blickte sie sich um. Sie lag allein im Bett. Die Dunkelheit im Zimmer gab ihr zu verstehen, dass es Mitten in der Nacht war. Nur ein kleiner heller Schimmer drang von Levis Arbeitszimmer zu ihr herein. Seufzend kletterte sie aus dem Bett und tappte barfuß zur Tür. Tatsächlich. Levi saß immer noch am Schreibtisch und arbeitete. Seine Augen waren kaum noch offen. Obwohl sie es hasste, wenn er bis tief in die Nacht arbeitete, musste sie schmunzeln. Mit der Zeit hatte sie herausgefunden, dass sie mehr Aufmerksamkeit von ihm erhielt, wenn sie ihn nicht drängte, sondern ihn in Ruhe ließ. Es reichte, wenn sie neben ihm im Bett lag und seinen Rücken streichelte. Oder seine Arme. Irgendwann würde er von sich aus stärker ihre Nähe suchen, sie küssen, sie berühren und Zärtlichkeiten austauschen. In Nächten wie diesen würde er erschöpft ins Bett klettern und ihren Namen jämmerlich rufen. Sein Zeichen, dass sie ihn fest in den Arm nehmen sollte. Den nächsten Morgen begann er dann immer mit vielen Zärtlichkeiten von sich aus.

Ayumi wartete, bis er das Dokument fertig bearbeitet hatte und auf einen Stapel legte. Er war einfacher zu überzeugen, wenn keine angefangene Aufgabe vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Während Levi sich mit der freien Hand über die Augen fuhr, trat Ayumi neben ihn und nahm ihn den Füller aus der Hand.

„Was?", begann Levi müde. „Du schläfst nicht?"

Ayumi schüttelte den Kopf und legte den Füller an seinen Platz zurück. Solange sie sich an Levis Ordnung hielt, würde sie leichtes Spiel haben. Sie deutete ihm ins Badezimmer zu gehen. Levi wartete darauf, dass sie etwas sagte. Dass er eine Diskussion starten könnte. Aber wenn sie nichts sagte, konnte er auch nichts entgegensetzen. Stattdessen beugte sie sich zu ihm und gab ihm einen Kuss. Ihre weichen Lippen trafen auf seine rissigen. Er hatte zu wenig getrunken. Levi ließ zu, dass sie ihm die Jacke auszog und sein Hemd aufknöpfte. Als sie fertig war, stand er langsam auf, ließ sich von Ayumi das Hemd ausziehen und ging in sein Badezimmer. Bevor er die Tür schloss, sah er, wie Ayumi seine Jacke über die Stuhlrücken hing und einen Bügel aus seinem Schrank holte, um sein Hemd daran aufzuhängen. Er schloss die Tür. „Wie hat sie das nur geschafft?", dachte er schläfrig. Er machte, was sie sagte. Levi begann sich das Gesicht zu waschen. Aber er musste zugeben, dass es ihm gefiel, wenn sie sich um ihn kümmerte.

Als er schließlich unter die Bettdecke neben ihr krabbelte, war Ayumi schon wieder in einen leichten Schlaf gefallen. Kaum lag er, hörte sie ihn leise wimmern: „Ayumi."

Lächelnd schloss sie die Arme um ihn, kuschelte sich eng an ihn und küsste seinen Hals.

„Schlaf gut, Levi", murmelte sie gegen seine Haut.

Levi suchte eine ihrer Hände und küsste sie. „Du auch", murmelte er und drückte ihre Hand gegen seine Brust.

***

Ayumi blinzelte. Das erste Licht des kalten Dezembertages drang durchs Fenster. Sie wollte nicht aufstehen. Sie wollte im warmen Bett liegen bleiben. Eng an Levi gekuschelt, der sie durch sein Rückenkraulen geweckt hatte. Auch wenn sie nichts sagte, ihre Augen geschlossen waren und sie sich ganz ruhig verhielt: Levi wusste immer, wenn sie wach war.

„Woher nur?", fragte Ayumi sich müde, als sie seine Lippen an ihrer Stirn fühlte. Es war sein Morgenritual. Sobald er bemerkt hatte, dass sie aufgewacht war, küsste er ihre Stirn.

„Du bist sicherlich krank", murmelte Levi heiser.

Verschlafen, aber gleichzeitig erschrocken sah Ayumi ihn an. Hatte sie Ausschlag? Glühte ihre Stirn?

„Und mich hast du sicherlich schon angesteckt", murmelte Levi weiter und schloss die Augen. „Also müssen wir im Bett liegen bleiben."

Langsam dämmerte es Ayumi. Levi war eben auch nur ein Mensch, der hin und wieder Pausen von all dem hier brauchte.

Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt